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Nosferatu 2 – Para Bellum
Bewertung:
(3.6)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 17.04.2013
Autor:Olivier Peru (Autor) und Stefano Martino (Zeichner)
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Europa
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-450-5
Inhalt:56 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Den Einstieg macht ein Rückblick auf das ehemals idyllische Familienleben des Erick van Hess. Ein Ausflug im Winter bringt ihn und dessen Familie zu einer abgelegenen Waldhütte, wo die Familie nachts Opfer von Vampiren wird, welche die Familie von Erick kurzerhand in ihrem Blutrausch auslöscht. Man lässt Erick am Leben, doch statt zu resignieren erhält er die einzigartige Gelegenheit gemeinsam mit Gleichgesinnten, den Nemrods, gegen die Geschöpfe der Finsternis zu kämpfen.

 

Derweil sind Vladek und Nosferatu im Iran angekommen, wohin sie Erick verfolgt hat. Hier will Nosferatu in der Nähe von Anschar den Tal-i-Malyan besichtigen, eine uralte Tempelanlage, die eigentlich ohne großes archäologisches Interesse ist. Nosferatu plant hier seinem Kind und Widersacher Vladek, seine geliebte Frau wiedergeben, die vor Jahrtausenden starb.

In Tal-i-Malyan, der Stadt seiner Vorfahren, ist es an Nosferatu Vladek nicht nur von der Möglichkeit zu erzählen Mucia wieder zu beleben, sondern auch einen Blick zurück in die Vergangenheit zu werfen, als Nosferatu selbst ein Sklave einer finsteren Macht war und seine Sterblichkeit durch das Blut der Schwarzen Existenz verlor. Doch die Tage des alten Tempels waren gezählt, als Nosferatu und Jesus, beides Kinder der Nacht, sich gegen Lybria, ihre Herrin wenden und in einem Blutbad den Tempel und seine dunklen Geheimnisse vernichten.

 

Doch die Dinge in der alten Tempelanlage laufen nicht so, wie Nosferatu es geplant hat und so ist von Mucia keine Spur zu entdecken. Scheinbar ist bei dem wagemutigen Experiment von Nosferatu, die sterblichen Überreste von Mucia zu beleben, etwas schief gelaufen. Doch die Dinge scheinen noch weitaus schlimmer zu sein, da eine alte Feindin im Hintergrund die Fäden zieht und auch die Bruderschaft neue Verbündete bekommt.

 

Schreibstil & Artwork:

Das französische Multitalent Olivier Peru wurde am 11.10.1977 in Montpellier geboren. In 2001 startete er seine Karriere als Szenarist, Zeichner und Kolorist in einem der führenden Comicverlage von Frankreich: Semic, der vornehmlich auf DC und Marvel Comics spezialisiert sind. Er arbeitete zeitgleich aber auch für Magazine wie Rodéo, Zembla, Mustang und schaffte es nebenbei auch für den Verlag Soleil zu arbeiten, für die er bis 2002 an fünf verschiedenen Comicbänden mitwirkte.

Gemeinsam mit seinem Bruder Stéphane Peru begann er 2003 mit der Serie „Shaman“ (Soleil) und mit dem Szenaristen Cano in 2004 mit „Zak Blackhole“ (Soleil). In 2006 wirkte er als Zeichner bei der erfolgreichen Serie „Kookaburra Universe“ mit. Nach dem Tod seines Bruders im Februar 2007 stoppten zunächst die Arbeiten an der eigenen Reihe „Guerres Paralelles“, der bei Soleil erschien und dessen Fortsetzung zurzeit noch offen ist. Nebenbei betätigt sich Olivier Peru allerdings nicht nur im Comicbereich, sondern illustriert auch Romane und Rollenspiele, zudem arbeitet er als Drehbuchautor, Storyboarder für Kino- und Fernsehproduktionen und als Autor von Romanen.

 

Auch wenn Peru vielleicht mit einem vampirischen Jesus etwas dick aufträgt, so ist das Szenario dennoch packend in seiner Konzeption und besticht weiterhin durch das geschickte Arrangement der Handlungsebenen, bei denen der Leser immer wieder in Rückblicken einiges über die Vergangenheit der Protagonisten als auch Antagonisten erfährt. Wer allerdings überhaupt Protagonist in diesem Szenario ist, bleibt fast bis zur letzten Seite des zweiten Bandes offen, der mit einem überaus spektakulären Schluss endet. Wie bereits schon in der Rezension des ersten Bandes erwähnt, so sind die Anleihen an die überaus erfolgreiche Rollenspielreihe „Vampire – die Maskerade“ unübersehbar und einige Parallelen sind hier durchaus erkennbar. Wer also ein Faible für dieses Genre hat und einen postmodernen Ableger lesen möchte, der ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben. Zudem werden im zweiten Band einige offene Fragen geklärt, die bislang noch offen geblieben sind (selbst wenn es jetzt wieder einige neue Fragen gibt), insbesondere was die Vergangenheit sowohl von Nosferatu, Vladek als auch von van Hess angeht. Das ist recht geschickt in seiner Dramaturgie aufgebaut und ziemlich kurzweilig zu lesen.

 

Der italienische Zeichner Stefano Martino wurde am 22.04.1970 in Genua geboren. Nach einem Praktikum in den Fronzoni Studios in Mailand, wo er die Feinheiten der Comic-Kunst erlernte, begann er seine professionelle Karriere als Zeichner und Mitarbeiter in Multimediaprojekten. 1996 begann er für den Verlag Sergio Bonelli als Zeichner für verschiedene Reihen wie „Zona X“, „Legs Weaver“, „Jonathan Steele“ und „Nathan Never“ zu arbeiten. In 2006 erschien in Spanien bei Aleta Ediciones und in Italien bei Star Comics „Der Grüne Drachen“, bei der Martino sich sowohl als Autor und Zeichner verantwortlich zeigt. Im Jahre 2007 startet seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Herausgeber I.D.W Publishing, für den er mehrere Projekte, zu denen unter anderem die Reihe „Dr. Who“, „Angel“ und „Doorways“ gehören, zeichnet.

 

Die realistische Darstellung seiner Charaktere könnte gerne etwas härter in der Ausführung sein. Hier und da ein wenig zu weich gezeichnet, scheinen sie manchmal nicht so ganz zu dem harten und überaus blutigen Szenario zu passen. Der Seitenaufbau des zweiten Bandes sorgt für keinerlei nennenswerten Überraschungen und so bietet Martino etliche gelungene Panels, mit stimmungsvollen Motiven und schönen Perspektiven, um dann unter Umständen dann schon wieder im nächsten Panel mit all seinem Können zu geizen.

 

Die Kolorierung stammt wiederum von den Digikore Studios, die den Band vornehmlich in dunkle Braun- und Beigetöne eintauchen, die den Bildern auch recht gut zu Gesicht stehen, aber fast schon wieder ein wenig zu sehr ins Klischee vom „finsteren Vampir“ abrutschen. Weiterhin schön ist die geschmackvolle Gestaltung von Schatten und Schattenwürfen als auch der Einsatz von Licht. Dies sorgt für gelungene Effekte und macht Freude.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der Splitter Verlag bietet dem Leser auch mit diesem Hardcoverband wieder einmal gewohnt hochwertige Qualität, sowohl in der Aufmachung als auch in der Verarbeitung. Der Band ist tadellos verarbeitet, das Druckbild einwandfrei und das Lettering angenehm zu lesen. Die Covergestaltung besorgte Dirk Schulz und so dürfte auch dem unbedarftem Leser mehr als deutlich werden, was ihn bei diesem Band erwartet. Die angenehm zu lesende Übersetzung stammt von Delia Wüllner-Schulz.

 

Fazit:

Was Peru in einer Zeit des inflationären Daseins von Vampiren und allerlei Untoten bietet, macht trotz manchmal sehr blutig in Szene gesetzter Panels viel Freude beim Lesen, da es sich klassische Themen wie Liebe und Verrat handelt, die hier das Salz in der Suppe sind. Bedingt durch den Wechsel der Erzählebenen ist der Handlungsverlauf spannend und es gibt keinen Leerlauf. Insgesamt mit Sicherheit kein absoluter neuer Höhepunkt des Genres, aber mit seinen Ideen und seinem Aufbau ein recht kurzweiliges Vergnügen.

 

Bereits mit dem dritten Band soll dann auch schon das Ende der Reihe „Nosferatu“ besiegelt sein, welches man sich als Leser nach diesem Band durchaus gut vorstellen kann. Allerdings dürfte auch der Weg bis zum Ende des dritten Bandes ebenfalls interessant werden, kam Erick van Hess doch in Band 2 nur recht kurz zur Geltung und sollte im letzten Band wahrscheinlich mit neuen Gegnern in weiteren Kämpfen zu unerwarteter Größe auflaufen.