Die Optik:Der Quellenband „Schlachtriten“ für das Rollenspiel „Warhammer 40k - Deathwatch“ präsentiert sich mit 280 durchgehend farbigen Seiten in 6 Kapiteln nebst Index als solide gebundenes und großformatiges Hardcover, welches in Sachen Qualität den bereits erschienen Bänden der Reihe in nichts nachsteht. Insofern bleibt die komplette Produktlinie der Veröffentlichungen für die Welt von Warhammer 40k einheitlich und sehr stimmig in ihrer Gestaltung.
Das gleiche gilt für das Layout der Seiten, welches durchgehend zweispaltig ist und durch seine einzelnen abgesetzten Kapitel recht übersichtlich in ihrer Gliederung. Wie bereits bei den anderen Veröffentlichungen dieser Produktlinie, muss ich allerdings den Fließtext bemängeln. Hier hat man wiederum der optischen Gestaltung einige Brüche untergeschoben, wenn Überschriften zwei Zeilen vor Ende einer Doppelseite auftauchen und das ansonsten recht harmonische Lesevergnügen trüben oder aber das rasche Auffinden von Passagen erschweren. Hier helfen lediglich die hervorgehobenen Überschriften bei der Orientierung. Die Texte der einzelnen Kapitel bzw. deren Abschnitte werden durch zahlreiche zusätzliche, besonders abgesetzte Informationen, Auszüge aus Protokollen und sonstigen wichtigen Hinweisen ergänzt. Unterstützung bei der Suche nach bestimmten Themen hat man durch einen brauchbaren Index, als auch durch ein sehr detailliertes Inhaltsverzeichnis.
Das Druckbild selbst ist sauber und die zahlreichen hochwertigen Illustrationen namhafter Künstler fangen die Atmosphäre des düsteren Hintergrundes hervorragend ein. Natürlich gibt es auch hier wieder eine Mischung aus bereits früher veröffentlichten Illustrationen, die bereits Verwendung fanden, doch insgesamt wurde eine ausgewogene und passende Mischung von Bildern verwendet, die das Flair von „Deathwatch“ recht gut einfängt. Die gelungene Übersetzung stammt von Daniel Schumacher und lässt sich – nicht zuletzt auch durch das positiv hervorzuhebende Lektorat von Jana Gengnagel und Daniela Tilg – flüssig lesen.
Der Inhalt:Bevor es zum ersten Kapitel geht, vermittelt eine knappe Einleitung einen guten und komprimierten Überblick sowohl über den Inhalt der einzelnen Kapitel als auch über die Zielsetzung des Quellenbandes.
Kapitel I – Herkünfte bei der DeathwatchDer erste Abschnitt befaßt sich mit der Herkunft eines Charakters, der zunächst als Aspirant einem Aufnahmeritus unterworfen wird, bevor man ihn als Neophyt akzeptiert. Die Möglichkeiten sind hier zahlreich und reichen vom Blutduell, Umweltherausforderungen bis hin zu Prüfung der Willenstärke durch grausame Selbsterkenntnis. Welche Auswikungen diese Riten auf das Gebaren des Charakteres haben, sie sich auf Abenteuer auswirken und welche Orden bestimmte Riten bevorzugen erfährt man recht anschaulich. Eine gute Quelle für Ideen um einen würdigen Einstieg für Charaktere zu generieren.
In dem weitaus größten Abschnitt dieses Kapitels erhält man ausführliche Regeln für die Erschaffung eines eigenen Space Marine-Ordens, aus dem beispielsweise die Ordenbrüder der eigenen Runde stammen können. Hier wird jedes Details ausführlich beschrieben und etliche Tabellen helfen bei der Ausgestaltung, die mit der eigentlich Gründung beginnt, sich über Herkunft, Gensaat, Codexgebaren und Gründungsväter bis hin zu dem Ordensnamen, Heraldik, Ordenssteigerungen und dem Gesamtbild hinziehen. Wer sich also mit einer detaillierten eigenen Hintergrundgeschichte ausstatten möchte, dem sind hier fast keine Grenzen gesetzt.
Zwar gibt es im Grundregelwerk von Deathwatch Informationen über alle dort präsentierten Orden zu finden, doch sind diese recht zerstreut über den ganzen Band. In Schlachtriten gibt es nunmehr neue zusammengefaßte Regeln für den Orden der Imperial Fists, die sich mit der Vorgeschichte, Einzelkämpfer- und Teamfähigkeiten so wie dem Primarchenfluch befassen.
Beschreibungen, Anmerkungen und Regeln um Charaktere zu erschaffen, die auf einem der zahlreichen Nachfolgeorden basieren gibt es in einem weiteren Abschnitt. Wie diese Gründungen von statten gingen und welche Nachfolgeorden entstanden sind erfährt man ebenfalls. Und so bekommt man einen Überblick über die Nachfolgeorden der Ultramarines, Dark Angels, Blood Angels und der Imperial Fists, deren Entstehung jeweils kurz beschrieben wird und durch Hinweise über die Charaktererschaffung und Abenteuerideen ergänzt wird.
Den Abschluss des Kapitels bildet ein Abschnitt, der sich mit den Möglichkeiten der Verknüpfungen von Charakteren aus Schattenjäger und Freihändler mit Deathwatch beschäftigt und somit die Möglichkeit eröffnet, einem Inquisitor auch einen Space Marine an die Seite zu stellen, falls dies nötig werden sollte.
Kapitel II – Der Krieg ruft„Der Krieg ruft“ und bietet den Charakteren zahlreiche Möglichkeiten heldenhafte Taten zu vollbringen. In diesem Kapitel findet man zahlreiche Optionen um den eigenen Space Marine individueller und detaillierter zu gestalten. „Großtaten“ repräsentieren dabei Hintergrundinformationen und liefern nicht zuletzt überzeugende Argumente, warum der Charakter der Deathwatch beigetreten ist. Unterschieden werden Ordens-, Kampagnen-, Tapferkeits-, Spezialisierungsgroßtaten und Infamen Großtaten. Nicht alle Großtaten, die man sich mit EP für den entsprechenden Orden kaufen kann, gewähren spezielle Boni, Gaben oder Talente – manche beinhalten unter Umständen sogar eine Senkung der Werte.
Vorgestellt werden weiterhin Auszeichnungen, die als besondere Belohnung für Charaktere gewährt werden können. Dies kann eine Großtat oder eine einzigartige Steigerung sein, die durch den Spielleiter entsprechend modifiziert werden kann, um sich den Erfordernissen des Spiels bzw. des Charakters besser anzupassen. Dargestellt werden diese Auszeichnungen durch Zeichen, zu denen Führungs-, Kampf- oder Entschlossenheitszeichen gehören.
Elitespezialsierungen stehen für eine zusätzliche Ausbildung, spezielle Fähigkeiten und einzigartige Rollen in den Reihen der Deathwatch, die ein Charakter erreichen kann, wenn er eine neue Rangstufe erreicht, über ausreichend EP verfügt und natürlich die Zustimmung seines Spielleiters erhält. Ausführlich vorgestellt werden: Bewahrer, Champion, Cybot, Epistolarius, Exterminatormarine, Ordenspriester, Schmiedemeister, Schwarzer Schild, Watchcaptain und Veteran der 1. Kompanie. Neben der allgemeinen Darstellung bekommt man jeweils die Voraussetzungen als auch die Steigerungen und die Elitefähigkeiten übersichtlich präsentiert.
Kapitel III – Erweiterte AusrüstungDieses Kapitel stellt eine ganze Reihe von Waffen und Ausrüstungsgegenständen aus dem unerschöpflichen Arsenal der Deathwatch vor, von denen viele selten, ungewöhnlich oder außerhalb der Reihen der Deathwatch fast gänzlich unbekannt sind. So gibt es nicht nur eine Fülle von Fernkampfwaffen, sondern auch Nahkampfwaffen, Spezialmunition, Rüstungen als auch Waffenoptimierung, Werkzeuge und einen sehr lesenswerten Abschnitt über Servorüstungen und die Nutzung unterschiedlicher Rüstungsarten.
Vorgestellt werden ebenfalls Ordensrelikte verschiedener Orden, wie etwa „Urions Verdammnis“ der Ultramarines, bei dem es sich um den Sturmbolter des gleichnamigen Ordensbruder handelt und dem Träger + 15 BF gegen Tyraniden gibt. Es gibt aber auch ganze besondere Deathwatch-Relikte, die nicht von anderen Orden beansprucht werden und somit an jeden Space Marine ausgegeben werden können. Kapitel IV – FahrzeugeDieses Kapitel stellt Regeln für den Gebrauch, Kauf und die Reparatur von Fahrzeugen vor, wie sie bei „Deathwatch“ geläufig sind und reicht vom klassischen Rhino-Panzer, über den Landspeeder bis hin zum Thunderhawk-Landungsschiff.
Den Einstieg macht ein kurzer Abriss über die bestehenden Fahrzeugklassifikationen um sich dann der regeltechnischen Abwicklung von Fahrzeug- und Luftkämpfen zu widmen. Hierbei darf natürlich auch eine Tabelle mit einer Übersicht für kritische Treffer bei Fahrzeugen nicht fehlen.
Zu den einzelnen Fahrzeugarten werden alle gängigen Gerätschaften, von der Landungskapsel, dem Land Raider mit seinen Varianten, dem Space Marine-Bike, dem Predator Kampfpanzer bis hin zum Space Marine-Cybot, dem Thunderhawk- oder Stormraven-Landungsschiff oder der Vindicator vorgestellt. Neben einer eingehenden Erläuterung zur Entstehung und Nutzung des Fahrzeuges, gibt es eine ganze Reihe von technischen Angaben zur Geschwindigkeit, Struktur, Ladekapazität oder der Bewaffnung und möglichen Sonderregeln.
Es werden aber nicht nur die Fahrzeuge von Space Marines vorgestellt, sondern auch ein Augenmerk auf Chaosfahrzeuge gelegt, von denen beispielsweise der Chaos-Space-Marine-Cybot, der Schwere Chaos-Harbinger-Bomber oder aber eine ganze Reihe von Tau-Fahrzeuge ebenfalls recht detailliert mit entsprechenden regeltechnischen Hinweisen präsentiert werden.
Kapitel V – Ehre oder TodIn diesem Kapitel werden die Regeln für Ruhm näher beleuchtet und erweitert. Zudem gibt es zu den als Ehrungen bekannten Auszeichnungen und der Requirierung weitere Informationen. Hier werden sowohl für den Spielleiter als auch für die Spieler neue Wege und Möglichkeiten dargestellt, diese Aspekte im Spiel intensiver als bisher zu nutzen.
Der Abschnitt „Ansehen“ widmet sich dem Thema, wie man Ruhm erlangen kann, aber auch, wie man diesen unter Umständen wieder verlieren kann. Entsprechende Tabellen mit Hinweisen für Belohnungen oder aber möglichen Ruhmverlust geben einen schnellen Überblick.
Ehrungen sind eine Medaille oder ein Rangabzeichen, welche die Leistungen des Ordensbruder wiedergibt. Wie diese Ehrungen verliehen werden, als auch die Beschreibung von Ehrungen mit jeweiliger Bezeichnung, Beschreibung und den entsprechenden Vorteilen werden ebenso erklärt, wie die Möglichkeiten als Spielleiter eigene Ehrungen zu erschaffen.
Ein interessanter Aspekt ist die Requirierung von Ausrüstung vor Missionen. Hier gibt es zum bereits bestehenden Regelmechanismus einige sinnvolle Ergänzungen und Änderungen, welche die Vorbereitung für Missionen auf jeden Fall spannender gestaltet. Ein Abschnitt über imperiale Gefechtsoptionen, zu denen imperiale Flotten- und Armeeoptionen als auch inquisitorische so wie Adeptus-Astartes Schlachtfeldoptionen gehören runden mit dem Abschnitt über den fortgeschrittenen Einzelkämpfer- und Teammodus das Kapitel ab.
Kapitel VI – Wachfestung EriochDie mächtige Wachfestung Erioch stellt eine sichere, schier uneinnehmbare Bastion der Deathwatch in der Jericho-Weite dar. Die Ursprünge dieser Festung als auch einige ihre wichtigsten Bewohner werden ebenso vorgestellt, wie auch weite Teile der architektonischen Eigenheiten vorgestellt werden, zu denen nicht nur die Zellen des Xenosbestiariums, Untersuchungsräume oder die großen Beinhäuser gehören. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Abenteuerideen, da die Festung mehr als groß genug ist, um hier komplette Abenteuer anzusiedeln. Interessant ist der Abschnitt über die Gefangenen der Deathwatch, die sich irgendwo tief verborgen in den Katakomben befinden oder die Artefakte der Omega-Gruft, zu denen ich an dieser Stelle lieber nichts weiter schreiben möchte.
Fazit:Unterm Strich handelt es sich bei „Schlachtriten“ um einen absolut hervorragenden Quellenband, welcher das Grundregelwerk „Deathwatch“ wirklich in vielen Bereichen sinnvoll und stimmig ergänzt. Hier hatte ich erst bei der Fülle von Autoren erhebliche Bedenken, einen Quellenband zu erhalten, der vielleicht nur für Unstimmigkeiten zum Grundregelwerk sorgt, doch hier wurde ich positiv überrascht. Wer also endlich mehr Informationen über Fahrzeuge und deren Einsatz haben möchte, einen eigenen Orden für seine Ideen sucht oder aber die Möglichkeiten von Großtaten und Auszeichnungen als Belohnung in seinem Spiel erweitern will, dem sei auf jeden Fall zum Kauf geraten – egal ob als Spieler oder als Spielleiter.
Zwar mag es hier und da auch einige negative Punkte geben, als das ich mir beispielsweise mehr technische Zeichnungen von Fahrzeugen, Waffen und Ausrüstung gewünscht hätte und auch im Moment nicht unbedingt viel mit der Wachfestung Erioch anfangen kann. Auch beschleicht mich hier und da das Gefühl, als handele es sich um Material, welches lediglich wegen seiner schieren Menge keinen Platz mehr im Grundregelwerk gefunden hätte. Doch das ist bei der vorliegenden optischen als auch inhaltlichen Qualität sich auf überaus hohem Niveau beklagen.
Insgesamt also eine absolute Kaufempfehlung für jeden, der das Grundregelwerk sein eigen nennt und die Welt von Deathwatch weiter ausbauen möchte – egal ob als Spieler oder Spielleiter!
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