Links zur Rezension Inhalt:Den Beginn macht ein Rückblick in das Jahr 767 und zeigt Edda und Soffia, die im Königreich Dänemark unterwegs sind um Turpin ausfindig zu machen, der sich mit einem großen Tross von bewaffneten Männern anschickt das Christentum und seine Heilsbotschaft in die entlegensten Winkel des Nordens zu bringen. Beide verhindern den Tod von Turpin in einem Hinterhalt und dieser schließt sich den beiden Frauen an, hat er zum einen ohne Führer und alleine in der Wildnis keine große Wahl und scheinbar auch eine ganz besondere Aufgabe in seinem Leben zu erfüllen.
Edda hat Roland davon überzeugt nach Island zu kommen und dort sein wahres Erbe anzutreten. Allerdings entwickeln sich die Dinge in Island anders, als Edda sich das vorgestellt hat. Oddrun versucht mit allen Mitteln Roland im fernen und kalten Island zu überzeugen, das Versprechen, das er seiner Mutter machte zu vergessen und Durandal, das legendäre Schwert an sich zu nehmen. Doch nicht nur das – auch der Glaube von Roland wird auf eine harte Probe gestellt, wird er doch von den abtrünnigen Ordensschwestern vor die Entscheidung gestellt, den alten heidnischen Göttern zu folgen. Ein schwere Entscheidung, die Roland sein Leben kosten könnte.
Inzwischen gelangt die Ordensfrau Edda und Meister Turpin, der väterliche Mentor von Roland, in die Nähe der Küste von Island, bereit, um Roland aus dem Griff von Oddrun und ihrer Ordensschaft zu retten. Doch verhindern Schiffe des dänischen Königs eine Landung an der Küste und schon bald sehen sie sich auf der Flucht vor den neuen Verbündeten von Oddrun, welche sie auf hoher See angreifen. Edda trifft die Entscheidung, Hilfe bei Finnjorn und den Händlerkönigen von Schweden zu suchen, gilt es doch Verbündete im Kampf gegen Oddrun zu gewinnen. Allerdings kennt Finnjorn auch einige Geheimnisse, welche Turpin zutiefst erschüttern.
Erneut kommt Lionel zu spät, um ein Dorf, welches von Plünderern aus Domnonia überfallen wurde, zu retten. Für ihn gibt es nur noch eine Lösung um die Bretagne zu retten – er muss Muriel, die Gräfin der Bretagne und Mutter von Roland, überzeugen ihre Witwenschaft zu vergessen und ihre Zustimmung zu erteilen, Ganelon, den Herrn von Quimper zu heiraten, damit dieser ihr in dem erbitterten gegen die einfallenden Horden und plündernden Marodeure zur Hilfe kommt.
Erneut gibt es ein Erscheinen der alten Lehrerin der ermordeten Prophetin des Ordens, die in das Geschehen eingreift und über die Dunkelheit berichtet, die Roland erwartet, falls er das Schwert Durandal an sich nehmen sollte. Sollte er sich an die Seite des Dänenkönigs stellen, so wäre die Freiheit aller Reiche des Nordens bedroht.
Schreibstil & Artwork:Der Autor Nicolas Jarry wurde am 19.06.1976 in Rosny-sous-Bois, einem Vorort von Paris, in Frankreich geboren und wandert als Szenarist für Comics, sowie als klassischer Romanautor zwischen den beiden Genres. Seine erste große Romanproduktion hieß „Les Chroniques d'un guerrier Sînamm“, ein drei Bände umfassender Fantasy-Zyklus, der zwischen 2000 bis 2001 bei Editions Mnémos erschien. Beim renommierten „Festival du Film Fantastique“ in Brüssel lernte er Jean-Luc Istin kennen, mit dem der für den Verlag Soleil ab 2003 die Reihe „Les Brumes d'Asceltis“ und später „Les exilés d'Asceltis“ schuf.
Gemeinsam mit Autor France Richemond schrieb er an den beiden Bänden „Sphinx“ und „Le peuple de la mer“ mit, einer historisch-mythologische Saga die im Verlag Rocher veröffentlicht wurde. Als Autor ist er unter anderem aber auch an dem Band „L'essayeur des anneaux“ (dt. „Die Mär der Ringe“; Epsilon Verlag) beteiligt, die 2003 bei dem Verlag Delcourt erschien und die Geschichte von Tolkiens „Herr der Ringe“ satirisch aufs Korn nimmt, als auch an der Fantasy-Reihe „Les Contes de Brocéliande“, die als Comic seit 2004 im Verlag Soleil erscheint. Überaus umtriebig folgte 2003 die Reihe „Les Chroniques de Magon“ und 2005 der One-Shot „Maxime Murène“ für den Verlag Delcourt. Seine erste Zusammenarbeit mit Djief war bereits 2006 für den ersten Band von „Tokyo Ghost“.
Bewies Autor Nicolas Jarry im ersten Band noch ein sicheres Gespür für die Adaption des „Rolandsliedes“, so ist der zweite Band mit der Fortführung des bisherigen Szenarios doch irgendwie nicht ganz so bündig und schlüssig geraten. Jarry schickt seinen Protagonisten Roland nach Island, wo er in dass Spannungsfeld zwischen christlichem Glauben und alter Religion gerät. Das ist alles recht absehbar in seinen Konflikten, doch anstatt den erzählerischen Spielraum zu nutzen, der ihm als Autor sonst so zu eigen ist, ergießt sich Jarry im Widerstreit zwischen Christentum und vermeintlichen Heiden. Leider garniert er diesen eigentlich noch recht brauchbaren Ansatz mit einer Vielzahl von Akteuren und einigen Sprüngen zwischen verschiedenen Handlungsfäden, so das man sich letztlich etwas genervt fragen muss, wohin dieses Szenario eigentlich steuern soll. Hier ist der Ausflug in die Fantasy nicht ganz so schön gelungen, wie man dies aus dem ersten Band kennt – doch die Entwicklung von Roland stimmt einen zumindest auf einen versöhnlicheren dritten Band ein.
Der Zeichner, Illustrator und Kolorist Gwendal Lemercier wurde am 04.03.1977 ebenfalls in Frankreich geboren und hat sich als Künstler einige Bekanntheit im Bereich der keltischen Erzählungen und im Genre der „Heroic Fantasy“ erarbeitet. Er arbeitet insbesondere als Spezialist für den Verlag „Soleil“, wo er sich mit seinen Vorlieben austoben kann.
Bei seiner bisherigen Tätigkeit arbeitete er unter anderem mit Autoren wie Patrice Pellerin, Guillaume Sorel oder Christian Rossi zusammen. Entdeckt wurde er im Jahr 2000 durch den Verlag „Soleil“, wo in der Zeit zwischen die drei Bände der Reihe „Contes de l’Ankou“ (2003 – 2007), der One-Shot „Dragons“ (2006) und die beiden Bände „Arcanes d’Alya“ (2007-2008) entstanden, was ihn allerdings nicht daran hinderte in der Zwischenzeit auch für den Verlag „Delcourt“ zu arbeiten. Außerdem war er an der Erschaffung des Konsolenspiels „Heroes of Might and Magic 5“ von Ubisoft beteiligt. In Deutschland wurde er durch den Oneshot „Der Fluch des Rings“ für die Reihe „Götterdämmerung“ (Splitter) bekannt.
Auch im zweiten Band besticht Gwendal Lemercier durch sein handwerkliches Können in der Darstellung der „Heroic Fantasy“, die dieser Reihe ziemlich zu eigen ist, welche er sowohl in die Gestaltung seiner Akteure als auch der Landschaften und Kulissen seiner Panels einfließen lässt. Dabei bietet er dem Auge hochgestellte, großformatige, ineinander verschachtelte Panels und einige andere moderne Spielarten und damit eine überaus dynamische und gelungene Bildaufteilung zu erschaffen. Bei seinen Figuren bleibt er mit seinem hartem Strich und den unverkennbaren Konturen seinem bisherigen Stil treu, auch wenn es manchmal etwas schwerfällt einige Protagonisten, die zwar ausdrucksstark daherkommen, auseinander zu halten. Die Kolorierung stammt wiederum von den Digikore Studios, die nicht nur für kontrastreiche und intensive Farben gesorgt haben, sondern auch für ein schönes Zusammenspiel von Licht und Schatten sorgten.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die großformatige Hardcoverausgabe des Splitter Verlages überzeugt durch ihre Verarbeitung und nicht zuletzt auch durch die hohe Qualität des verwendeten Materials. Hier bekommt man als Käufer auf jeden Fall einen Band geboten, der sein Geld wert ist. In Sachen Ausstattung glänzt der Band zwar mit seiner imposanten Coverillustration von John Mac Cambridge, doch bleibt er ansonsten etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück. Gab es im ersten Band noch als Extra eine „Galerie“ mit Skizzen, Porträts und Erläuterungen, so muss man im zweiten Band gänzlich auf solche Dinge verzichten. Die tadellose Übersetzung von Resel Rebiersch ist mit dem Lettering von Sven Jachmann angenehm zu lesen.
Fazit:Jarry bemüht sich weiterhin redlich aus den historisch Tatsachen und Elementen aus dem Sagenschatz des Rolandsliedes ein stimmiges Szenario zu inszenieren, doch hier und da scheint es, als würde er sich ein wenig zu viel zumuten. Da gibt es eine Fülle von Akteuren und Handlungsebenen, die sich nicht unbedingt beim ersten Lesen erschließen oder Geschehnisse, die nur beiläufig erwähnt werden und für den Rest der Geschichte gravierende Auswirkungen haben. Hier sind es die rauen und bodenständigen Panels, die Gwendal Lemercier präsentiert und die dem Leser ein Gefühl von finsterem und brutaler Neuzeit vermitteln. Natürlich sind dabei einige Zeichnungen auch dicht davor in den Bereich Heroic-Fantasy abzugleiten, was letztlich aber auch dem Szenario geschuldet ist.
Unterm Strich bleibt das Szenario zwar nicht absehbar, ist aber mit seinen Intrigen und Akteuren etwas zu undurchsichtig. Wer ein Faible für gut gemachte Fantasy-Abenteuer hat, der dürfte hier sicherlich auf seine Kosten kommen, wer allerdings eine lesenswerte Variation des klassischen Rolandsliedes erwartet, der dürfte bitter enttäuscht sein.
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