Unter dem Namen Munchkin 7: Mit beiden Händen schummeln erscheint die siebte Erweiterung zum Munchkin-Basisspiel. Für Spontankäufer und Uninformierte stellt sich das Spiel passend zum Namen jedoch selbst als kleine Mogelpackung heraus.
Erster EindruckMunchkin 7 kommt mit 112 neuen Karten daher, die alle vollfarbig und im Stil der Original-Munchkin-Reihe gestaltet sind, also den altbewährten Brauntönen. Die Anleitung ist erstmals ein kleines Booklet im Gegensatz zu den früheren Faltblättern.
Erweiterungs-WirrwarrDie Einleitung zu Munchkin 7 verwirrt erst einmal gehörig. Diese Munchkinerweiterung ist keine Neukreation, sondern der Mix aus alten Karten. Mit „Episches Munchkin“ erschien ein eigenständiges Set, das das Spielen bis Level 20 beinhaltete. Diese Erweiterung ging im Nachfolger „Munchkin im Mixer“ auf, der jedoch mit dem Stil brach und die Karten in weiß-lila darbot. Munchkin 7 erschien mit dem Untertitel „More Good Cards“ bereits in den USA und war hierzulande im ebenfalls rezensierten Munchkin-Sammelkoffer zu finden. Das Set umfasste nur 56 Karten und bediente sich vor allem an den alten „Munchkin im Mixer“-Karten. Das deutsche Munchkin 7 löst nun die komplette Riege ab. Diese deutsche Erweiterung enthält nun die meisten Karten der „Munchkin im Mixer“-Erweiterung. Die Karten, die nicht übernommen wurden, sind in dem Boosterpack „Munchkin Monsterverstärker“ zu finden. Die epischen Regeln wurden komplett ausgelagert und lassen sich von Pegasus online herunterladen ( hier und hier)
Dies ist alles nicht ganz leicht zu durchblicken, doch die zuvor erwähnte Mogelpackung lässt sich finden, wenn man einmal die Rückseite der Spieleschachtel betrachtet. Hier lässt sich nirgends eine Erwähnung finden, dass Munchkin 7 im Grunde genommen nur eine Neuauflage von „Munchkin im Mixer“ in anderer Aufmachung ist. Wer als Fan und Sammler so spontan Munchkin 7 aus dem Laden mitnimmt, erlebt zuhause eine böse Überraschung. Das ist schlechte Kommunikation und wird einigen Fans böse aufstoßen.
Warum die epischen Regeln ausgelagert wurden, entzieht sich meinem Verständnis. Die Regeln selbst sind schnell geklärt und hätten nicht viel Platz eingenommen. Die ganzen Zusatzinfos in Bezug auf die Klassen hätte man gut auf die Homepage auslagern können.
Die KartenDer Grundgedanke des alten Munchkin im Mixer war, das Spielen mit mehreren Basisspielen und Erweiterungen zu vereinfachen. Daran hat sich auch mit der Neuauflage nichts geändert. So wird in der Spielanleitung bereits darauf hingewiesen, in welchen Verhältnis die Karten mit den anderen Sets gemischt werden sollen. „Die neuen Karten sind dafür gedacht, gelegentliche Schmankerl zu sein und keine Konstante“ trifft es als Zitat aus der Spielanleitung sehr gut.
So finden sich in den Karten nur wenige Monster und davon viele mit Level 1 um das anfängliche Leveln mit mehreren Spielen leichter zu machen. Der restliche Großteil konzentriert sich auf Monsterverstärker, Schummeln-Karten, Drittel-Blut (drei Völker), Ultra Munchkins (zwei oder drei Klassen), usw.
Zum Zeichenstil von Kovalic muss man nach dem mittlerweile 13. Basisspiel nicht mehr viel sagen. Die Zeichnungen sind gut und fangen die Kartentexte gut ein. Auch im Munchkin-Grundspiel sind die Karten seit längerem vollfarbig und dieser Stil wird auch hier fortgesetzt. Im Gegensatz zu dem sehr knalligen lila der Mixer-Karten fügen sich diese nun elegant in die anderen Karten ein. Leider sind manche Illustrationen etwas klein geraten, da viel Text auf die Karte passen musste. Im Vergleich mit besonders großen Illustrationen fällt dies etwas unschön auf, ist aber kein größerer Störfaktor.
SpielerlebnisDen Nerv mehrere Basisspiele zusammenzuwerfen hatte ich zuletzt vor längerer Zeit. Da Munchkin 7 in den größten Teilen aus Munchkin im Mixer besteht, werde ich diese ältere Spielerfahrung hier anbringen.
Im Spiel eingesetzt helfen die Karten, das Spiel wesentlich schneller eskalieren zu lassen. Durch die Zusatzkarten ist es einfacher an Gold und Gegenständen zu kommen und vor allem diese auch einsetzen zu können. Beim Einsatz mehrerer Basisspiele knirscht es doch ein wenig, da die Karten nicht immer zusammen passen. Die Schummeln-Karten bieten hier das nötige Schmieröl, damit alles rund läuft. Ohne epische Regeln ist man allerdings sofort bei Level 10 angelangt. Diese sind in meinen Augen daher fast obligatorisch, wenn man mehr als zwei oder drei Basisspiele zusammenwirft.
Fazit:Der unbedarfte Munchkin-Sammler kauft mit „Munchkin 7: Mit beiden Händen schummeln“ eine Mogelpackung. So ist dieses Set nur eine etwas anders zusammengesetzte Variante von „Munchkin im Mixer“. Wer dieses Kartenset schon hat, bezahlt den Vollpreis im Grunde nur für das Design des Grundspieles. Zusätzlich macht diese Erweiterung nur für jene Sinn, die mehrere, und damit ist im Munchkin-Sinne mehr als zwei gemeint, Basisspiele zusammenwirft. Wer keine Lust auf die Sortiererei hat, kann mit dieser Erweiterung nichts anfangen. Leider sind diese Infos nicht auf der Packungsrückseite zu finden. Das ist schlechte Kommunikation seitens von Pegasus. Auch der Titel ist daher irreführend. „Munchkin im Mixer“ hat den Zweck der Erweiterung wesentlich zielsicherer getroffen.
Die Erweiterung selbst überzeugt durch den gewohnt guten Zeichenstil von Kovalic und einem spürbar flüssigeren Spielerlebnis, wenn man mehrere Spiele zusammenwirft. Die Regeln geben klare Anweisung, wie die Karten einzubringen sind und geben zusätzlich ein paar nützliche Tipps. Das Spiel erfüllt somit seinen Zweck sehr gut. Ein paar Innovationen wären schön gewesen und hätten die Erweiterung abgerundet.
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