Inhalt:

Dorothy unternimmt wieder eine Reise in ein rätselhaftes Land. Dieses Mal landet sie in Ev, wo sie Tik-Tak kennenlernt, den mechanischen Mann, und Billina, eine ziemlich kluge Henne. Bei ihrem Kampf gegen den bösen Wergenkönig bekommt sie Hilfe von ihren Freunden aus Oz, dem Blechmann und der Vogelscheuche, sowie der neuen Königin von Oz, der wunderbaren Ozma!

 

Schreibstil & Artwork:

"Ozma von Oz" knüpft nur sehr locker an die Ereignisse aus dem "Zauberer von Oz" im Grunde eigentlich überhaupt nicht, denn auch wenn im späteren Verlauf tauchen zwar altbekannte Charaktere auf, die Geschichte spielt aber fast vollständig im Land Ev und nicht in Oz. Das ist auch nicht ganz so verwunderlich, denn "Ozma von Oz" ist aus der Sicht der Veröffentlichungen der originalen Oz-Roman auch erst der dritte Band. Dazwischen erschien 1904 "Das Land von Oz" bei dem Dorothy aber gar nicht vorkam und es nur um Oz und seine Bewohner ging. Doch die Leser von "Der Zauberer von Oz" wollten mehr von Dorothy lesen und so machte sich L. Frank Baum daran den dritten Roman zu schreiben, der dann 1907 in englischer Sprache erschien (erste deutsche Übersetzungen gab es erst Anfang der 1940er Jahre als der Film erschien).

 

"Ozma von Oz" verfolgt ein ähnliches Prinzip wie schon der "Zauberer von Oz", erzählt eine überaus phantastische Geschichte mit phantastischen Orten und Wesen, die darüber hinaus auch zum denken anregt und immer ein wenig den "erhobenen Zeigefinger" spürbar werden lässt. Das ist wenig verwunderlich, denn schließlich gilt die Oz-Reihe als Kinderbuch-Serie und so wurden sie von L. Frank Baum von grundauf als lehrreiche Lektüre konzipiert, die Kindern auf phantasievolle Weise Lebenserfahrungen vermitteln soll. Das funktioniert auch in der Comic-Version ganz hervorragend, denn die Autoren, die hinter der Portation stehen, nehmen sich sehr viel Zeit ihre grafische Version zu erzählen, bauen den Spannungsbogen langsam und sicher auf, ohne dabei zu hetzen. Wie schon Mr. Baum beschäftigt sich auch die Comic-Adaption intensiv mit den Charakteren und zeigt, wie sich jemand entwickeln kann und welche Möglichkeiten in einem stecken.

Zwar ist die Geschichte recht linear und auch durchaus vorhersehbar, aber dennoch schaffen es die Autoren eine durchweg fesselnde Story zu vermitteln, was zum Einen an den zahlreichen wechselnden Orten, zum Anderen aber auch an den komplexen und intelligenten Dialogen liegt. Nicht zuletzt runden aber auch die vielschichtigen und abwechslungsreichen Charaktere die Sache gekonnt ab.

Oz-technisch wird der zweite Roman quasi links liegen gelassen und es geht direkt mit den Abenteuern von Dorothy weiter. Aber die Ereignisse, die sich im zweiten Roman "Land von Oz" ereigneten, werden zumindest hier und da erwähnt oder angerissen, so dass man sich nicht wundert, was passiert ist.

 

Und auch optisch überzeugt das Graphic Novel auf ganzer Linie, hat es doch denselben Look, wie schon das Debutwerk "Der Zauberer von Oz". Zeichner Skottie Youngs Stil passt hier perfekt zum märchenhaften Setting, schon allein weil der Stil ein wenig an die vor allem in den 80er Jahren sehr beliebte "Sarah Kay"-Optik erinnert. Die detaillierten und liebevoll gezeichneten Illustrationen lassen die Welt Ev und die Protagonisten sehr lebendig erscheinen und die Panels, die es in zahlreichen verschiedenen Größen - zumeist aber in rechteckiger Form - gibt, bringen zusammen mit der dezent wirkenden Kolorierung, die richtige Dynamik.

 

Wie schon der "Zauberer von Oz" so kommt auch "Ozma von Oz" im etwa DinA4 formatigen Hardcover, das stabil und hochwertig produziert ist. Bei über 200 Seiten ist der Preis von 24,95 EUR mehr als okay, denn das Buch wirkt professionell gearbeitet und robust. Auch hier gibt es nichts zu meckern.

 

Fazit:

"Ozma von Oz" setzt einige Zeit nach "Zauberer von Oz" an und erzählt eine neue Geschichte um Dorothy und ihre neuen Freunde. Artworks und Erzählstil sind dieselben, aber die Geschichte ist eine andere, spielt auch in einem anderen Phantasie-Land, auch wenn im späteren Verlauf einige bekannte Charaktere wieder auftauchen. Die Story ist fesselnd und durchweg spannend, gerade weil sie sehr komplex ist und weil die Autoren sich Zeit nehmen, sie mit ausgefeilten Dialogen und vielschichtigen Charakteren zu entwickeln. Die tollen "Sarah Kay" Artworks vermitteln dabei das richtige Gefühl dieses märchenhaften Abenteuers. Hervorragend.