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Sukkubus 3 - Eanna
Bewertung:
(3.0)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 16.06.2013
Autor:Thomas Mosdi (Autor) und Gianluca Acciarino (Zeichner)
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Mystery
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-088-0
Inhalt:48 Seiten, Hardcover Großformat
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Im Jahr 3.000 vor Christi in der Stadt Ur: König Abban herrscht über den Stadtstaat und an seiner Seite steht die attraktive als auch wehrhafte Königin Eanna. Der Frieden wird allerdings durch die Repitilienarmee von Mesium, dem Herrscher des Stadtstaates von Lagash bedroht und nur durch den Verrat des Waffenmeisters des Königs, Dumuzi, können die als unbezwingbar geltenden Mauern durch die Truppen von Mesium überwunden werden. Der König wird in der Schlacht um die Stadt getötet und seine Frau durch die Männer von Mesium misshandelt und vergewaltigt. Mesium möchte sie qualvoll sterben lassen und lässt sie von seiner Schlange beißen, um sie danach im Delirium des Giftes in der Wüste ausgesetzt sterben zu lassen.

 

Aber Eanna überlebt durch eine göttliche Fügung und wird von einem Nomadenstamm gefunden, der sie in ihrer Mitte aufnimmt. Erst einige Jahre später kommt es zu einem zufälligen Wiedersehen mit Iblul, einem Krieger, den sie im schier aussichtslosen Kampf der Soldaten in Ur gegen die Truppen von Mesium kennengelernt hat. Er erkennt ebenfalls Eanna, die zwar mittlerweile einen anderen Namen trägt, aber für ihn weiterhin die vermeintlich für tot geglaubte Königin des Volkes von Ur ist. Gemeinsam mit den Iblul, der zwischenzeitlich die Verschwörer in Ur anführt, die Mesium stürzen wollen, wird ein Plan geschmiedet, wie der verhasste Despot gestürzt und Eanna wieder als Königin über Ur herrschen kann. Der Plan ist gefährlich und bringt Eanna, sollte man sie in Ur erkennen, unweigerlich in Todesgefahr. Dennoch will sie dieses Wagnis eingehen, um Rache für ihren Mann zu nehmen und ihr Volk zu befreien.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Franzose Thomas Mosdi wurde in der Nähe von Lille geboren und ist nicht nur Musiker und Autor diverser Rollenspielpublikationen, sondern entdeckte für sich im Bereich Comics ein vollkommen neues und kreatives Betätigungsfeld. Gemeinsam mit Guillaume Sorel veröffentlichte er 1991 seinen ersten Comic „L'Ile des Morts“ (Die Totensinsel) Mit der Reihe „Xoco“, die gemeinsam mit Olivier Ledroit entstand, festigte er seinen Ruf als Kenner und Erzähler historischer Geschichten. Offen für alles zeigt sich Mosdi aber auch den neuen Medien nicht abgeneigt und so entstanden auch Arbeiten für PC-Spiele der Firma „Infogrames“. Seine Reihen „Korrigans“, „Trugbilder“ oder „Die Mär der Ringe“ erschienen auf deutsch unter anderem schon beim Splitter Verlag (Alt), Kult und Epsilon.

 

Es scheint, als habe Autor Mosdi eine überaus intensive Zeitreise für seine Leser vorbereitet, schreitet er doch vor dem Hintergrund der französischen Revolution und deren Rädelsführern im zweiten Band zurück in das orientalische Ambiente von Istanbul im Jahre 1520 zurück, um nunmehr im 3. Jahrtausend vor Christi in das altsumerische Reich im Zweistromland zu gelangen. Dort baut er seine Geschichte auf der Rivalität unter den Städten Ur und Lagash auf, die historisch gesehen irgendwo zwischen dem 30. Jahrhundert und dem 24. Jahrhundert vor Christi spielen müsste. Auch wenn dieser Zeitraum und Handlungsort nicht uninteressant sein dürfte, so muss ich an dieser Stelle gestehen, das dieses Szenario das bei weitem schwächste der bislang vorliegenden Bände der Reihe ist. Die Idee, eine Protagonistin mit dem Namen Eanna zu erschaffen, der zugleich auch historisch der Namen des wichtigsten Tempel des Stadtstaates Uruk im Tal des Euphrat ist, mag daran auch nicht ändern. Ähnlich wie die Protagonistinnen der vorhergehenden Bände, ist Eanna eine außergewöhnliche Frau, die nicht nur durch ihre unglaubliche Schönheit besticht, sondern auch durch ihr Wissen um die Waffenkunst und deren Handhabung beeindruckt. Zudem beweist sie auch die Kunst der Verführung, als sie, verkleidet als Tänzerin, vor König Meslim auftritt. Das mag alles sehr schön durchdacht sein, reicht aber für ein packendes Szenario nicht unbedingt aus, selbst wenn es sich wie hier um die Geschichte der Entstehung des Ordens der „Töchter der Lilith“ handelt, dem von Frauen gegründeten Bund, dessen Ziel darin besteht die dominierende Vorherrschaft der Männer geschickt zu unterwandern und den Einfluss der Frauen auf die Geschicke der Mächtigen durch Manipulation, Intrigen und natürlich durch den gezielten Einsatz von Sexualität zu steigern bzw. sogar zu übernehmen. Hier wiederholt sich Mosdi mit seinem Motiv zu oft, um dauerhaft einen gescheiten Spannungsbogen in der Reihe aufrecht zu halten.

 

Der italienische Zeichner Gianluca Acciarino am 17.06.1976 in Torre del Greco in der Nähe von Neapel geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er zunächst Politikwissenschaften, bevor er sich für die Welt der Comics entschied. Es folgten die zeichnerische Umsetzung der Theaterstücke „La Grande Magia“ (Der große Zauber) und „Gli esami non finiscono mai“ (Die Prüfungen hören niemals auf) des neapolitanischen Autors Edouardo de Filipo für die Reihe „Il teatro a fumetti“. Für den Verlag Sergio Bonelli folgte dann die Arbeit als Zeichner an der post-apokalypischen Comic-Reihe „Brendon“.

 

Es bleibt für den Leser weiterhin interessant dem Konzept dieser Serie zu folgen, in der Autor Thomas Mosdi jeweils eine in sich geschlossene Geschichten erzählt, die alle zu einem Metaplot gehören und jeweils von einem anderen Zeichner zu Papier gebracht werden. Zeigte sich im ersten Band der Reihe Laurent Paturaud als Zeichner verantwortlich, so nahm de Vincentiis diese Richtung weiter auf und präsentierte in klassischem Panelaufbau wunderbare zeitgenössische Bilder mit einigen sehr gelungenen Einstellungen.

 

Zeichnerisch hat Newcomer Gianluca Acciariono ziemlich mit seinen Vorgängern zu kämpfen, ist sein Stil doch bei weitem noch nicht so sicher und ausgereift. Zudem gelingt es ihm nicht, die sumerische Zivilisation überzeugend in Bilder zu fassen. Hier hat man als Leser den Eindruck, als könne es sich ebenso gut um Bilder aus dem alten Ägypten handeln, wie man sie bereits zigfach gesehen hat. So bleibt der Federstrich von Acciariono insgesamt bescheidener und bewegt sich deutlich näher an gängigen franko-belgischen Erwachsenen-Comics. Das ist alles sehr nett anzuschauen, bemüht und handwerklich recht solide gemacht, aber die kleinen Unvollkommenheiten geben letztlich den Ausschlag, selbst wenn man an dieser Stelle die recht dynamisch in Szene gesetzten Kampfdarstellungen lobend erwähnt.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Die vorgelegte Qualität des Splitter Verlages ist wieder einmal vorbildlich und so erhält man einen solide verarbeiteten Hardcoverband, der nicht zuletzt durch seine gute Druckqualität und das verwendete Papier überzeugen kann. In Sachen Ausstattung gibt es diesmal keine Extras, wie beispielsweise einen Sketch-Book oder ähnliches. Die gewohnt gelungene Übersetzung aus dem französischen stammt von Tanja Krämling und lässt sich überaus angenehm lesen, das Lettering von Sven Jachmann und die Covergestaltung von Dirk Schulz.

 

Fazit:

Auch der dritte Band der Reihe bietet dem Leser ein historisches Thema, welches zwar nicht unbedingt auf durchgehend belegbaren Fakten beruht, aber mit recht netten Bildern in Szene gesetzt wird. Insgesamt ist dieser Band – auch wenn in ihm die Entstehung der des Ordens der „Töchter der Lilith“ genauer beleuchtet wird – wohl der schwächste der Reihe, da das Szenario mehr als absehbar in seinem Aufbau ist und die Zeichnungen Gianluca Acciariono zwar mit hübschen Darstellungen von Frauen und einigen gut arrangierten Kampfszenen aufwarten können, doch das war es dann auch.

 

So konnte ich den von mir in diesem dritten Band erhofften Funken leider nicht finden, der somit leider auch nicht zünden konnte. Für mich eine leidlich vergebene Chance von Autor Mosdi, der mit mehr Mystik und einem etwas geschickter arrangierten Szenario die Entstehung des Ordens hätte besser darstellen können, als ihn lediglich auf eine Ansammlung von nackten Frauen zu reduzieren, die im Namen von Lilith für die Wiederherstellung des Zustandes eintreten, der zu Beginn der Welt der geherrscht hat. So bleibt es bei vielen nackten Frauenkörpern in einem schwachen, historisch-verbrämten Szenario.