Inhalt(Vorsicht Spoiler!!!)Drei der Fünf Kurzgeschichten haben ihren Namen für einen Film hergegeben, dennoch wird dies meine erste Besprechung eines Bond-Buches sein, die komplett ohne Vergleiche mit den jeweiligen Filmen auskommt.
Im Angesicht des Todes: Nette kleine Geschichte, die in der Nähe von Paris spielt. James muss aufklären, wer einen Motorradkurier getötet hat. Wie schon so oft in den Romanen muss ihn hier am Ende jemand herauspauken, weil er es selbst in brutaler Selbstüberschätzung vergeigt hat. Von Erzählweise und Setting her fühle ich mich irgendwie an alte 5-Freunde-Geschichten erinnert. Das hätten auch Julian, Dick, Anne und George und Timmy der Hund in „5 Freunde im Wanderzirkus“ so oder ähnlich lösen können. Auf jeden Fall mal eine Abwechslung gegenüber den permanenten Verrückten, die die ganze Welt erpressen.
In tödlicher Mission: Endlich mal ein böser Nazi. Und das noch in Kombination mit kubanischen Sidekicks. Nazi-Kommunisten for the win. Diese haben in der Karibik Geld gescheffelt und genießen nun das Leben in einer Villa in Kanada. Dort soll James ihnen zeigen, was „der Engländer so drauf hat“ und in bester Charles Bronson-Manier ein eventuelles Gerichtsurteil schon mal vorweg nehmen. Unterwegs trifft er die Tochter zweier vorheriger Opfer der Bösewichte und die Szene mit dem Bösen, der beim Sprung in den Swimming Pool tödlich von einem Pfeil getroffen wird, sollte Filmfans bekannt vorkommen. Bloß auf die Verfolgungsjagd mit der gelben Ente wartet man vergeblich. Aber ich wollte ja nicht auf die Filme eingehen, daher nur meine Kritik an der Geschichte: Ich hätte hier lieber eine langsame Infiltration des Anwesens gesehen und clevere Methoden die Bösen auszuschalten. Hier aber knallt James die Bösewichte aus der Entfernung ab und „kriegt am Schluss die Ische“. Diese war zwar vor dem Gemetzel noch sehr selbstsicher, verliert aber dann doch die Nerven und muss vom weltgewandten Agenten getröstet werden, denn „solche Dinge“ sind schließlich Männersache. Okaaaay.
Ein Quantum Trost: Eine nette Geschichte, die auch ganz ohne Bond stattfinden könnte, denn dieser bildet nur die Rahmengeschichte, in der der Gouverneur ihm von einem alten Freund und dem Scheitern seiner Ehe erzählt. Ich möchte hier sonst nichts verraten, denn die Moral der Geschichte ist ganz interessant und es sollte nichts vorweggenommen werden. Für mich ein kleines – da überraschendes – Highlight. Einzig einen Satz, den man auf so mancher Ebene kritisieren kann, möchte ich hier mehr oder weniger unkommentiert zitieren: „Das einzige Problem mit schönen Farbigen (Frauen) ist, dass sie keine Ahnung von Empfängnisverhütung haben.“
Risiko: Eine Kurzgeschichte von zwei Schmugglern. Einer setzt Bond auf den anderen an, dieser hat den Agenten in seiner Gewalt und verschont ihn, bloß um ihm zu zeigen, wer der wirkliche „Bad Guy“ ist. Kommt Leuten, die den einen oder anderen Bond-Streifen gesehen haben, sicher auch bekannt vor.
Die Hildebrandt-Rarität: Die wohl interessanteste Kurzgeschichte der Sammlung erwartet uns ganz am Ende. Okay, sie wimmelt wieder vor Stereotypen, aber sie ist schön erzählt und endet fast ein wenig überraschend. Ich verrate hier nicht mehr, als dass die titelgebende „Hildebrandt-Rarität“ ein seltener Fisch ist. Auch hier ist Bond nicht gleich Bond. Er kämpft nicht gegen das Böse in der Welt, sondern beobachtet einfach nur was passiert, ohne großartig einzugreifen. Wie schon „Ein Quantum Trost“ hätte diese Episode auch problemlos ohne den Agenten stattfinden können.
Fazit:Fünf Kurzgeschichten unterschiedlichster Macharten und Qualität. Wer andere Facetten von Bond (aber vor allem von Autor Ian Fleming) kennen lernen will oder wer keine Lücke in der Bond-Sammlung im Bücherregal haben will, sollte zuschlagen. Wer miterleben will, wie sich Bond und sein Kampf gegen SMERSCH weiter entwickelt, der kann auf diesen Band noch am ehesten verzichten.
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