Links zur Rezension Inhalt:Ein Frühling in Tschernobyl von Emmanuel Lepage ist die gezeichnete Variante der Dokumentation einer Künstlerreise. Am 26. April 1986 ereignet sich in Tschernobyl eine nukleare Katastrophe gigantischen Ausmaßes. Das örtliche Atomkraftwerk erleidet eine Kernschmelze und verstrahlt Tausende von Quadratkilometern. Im Jahr 2008 beschließen Emmanuel Lepage und ein paar seiner Künstlerfreunde eine Reise nach Tschernobyl zu unternehmen. Sie wollen nachprüfen, ob die Vorurteile und Vorstellungen, die Europäer im Allgemeinen und Franzosen im speziellen besitzen, mit den örtlichen Tatsachen übereinstimmen. Gemeinsam entdecken sie die Realität und das Leben in der „Zone“.
Schreibstil & Artwork:Emmanuel Lepage schreibt Ein Frühling in Tschernobyl in Tagebuchform. Typisch für diese Form gibt es immer wieder Datumsangaben und Erzählpassagen unterbrochen von Dialogen. Dieser Stil passt sehr gut auf diese Comicdokumentation und hat mich sofort gefesselt. Dabei schafft Lepage es nicht nur neutral zu bleiben, sondern auch kritisch zu reflektieren und so den Leser zum Nachdenken zu bringen. Die Zeichnungen sind sehr dunkel gehalten. Genaugenommen wurden sie in Grautönen gehalten. Durchbrochen wird diese nur durch wenige farbige Akzente. Dies führt zu krassen Gegensätzen, die auch so beabsichtigt sind. Zuerst hatte ich einige Bedenken wegen der Farbgebung, aber ich muss sagen im Nachhinein finde ich diese sehr passend und sie betont auf starke Art und Weise die Surrealität der Zustände und auch die Absurdität unserer Vorstellungen darüber in und um die „Zone“.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungSplitter hat es mal wieder geschafft, einen qualitativ hochwertigen Band herzustellen. Das Papier ist stabil und die Bindung stark. Sogar das Format passt perfekt zur Dicke. Extras gibt es allerdings keine, was mich hier besonders enttäuscht hat. Gerade bei Ein Frühling in Tschernobyl hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Die Übersetzung stammt von Tanja Krämling und ist gewohnt einwandfrei. Auch hier ist nichts auszusetzen.
Fazit:Ein Frühling in Tschernobyl ist das Ergebnis einer Reise, die von einer Gruppe Künstler unternommen wurde. Zunächst stand ich dem ganzen Werk etwas kritisch gegenüber. Die Farbgebung, das Thema. Alles fand ich ein wenig düster, abgedroschen. Aber nach der Lektüre muss ich sagen: Ich wurde wirklich überzeugt. Die Farbgebung ist absolut passend und setzt an den richtigen Stellen Akzente und ich könnte mir keine passendere Erzählweise als die des Tagebuchs vorstellen. Ich kann nur jedem empfehlen, der sich auch nur ansatzweise für die Folgen von Tschernobyl für die Menschen und die Natur dort interessiert, sich diesen Band zu kaufen, ihn zu lesen und über ihn nachzudenken.
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