Inhalt(Vorsicht Spoiler!!!)Zu Aussehen und Verarbeitung des Bandes muss man wohl nichts mehr sagen – vollfarbig, viele leicht mangaseke Illus, Layout und Design passen 100%ig zu den restlichen Teilen dieses Abenteuerpfades. Da haben Paizo (und mit ihnen natürlich Ulisses) alles richtig gemacht und eine Reihe in die Welt gesetzt, die ihre eigene Identität gefunden hat und einen wirklich hohen Wiedererkennungswert besitzt. Außerdem ist auch die Titel-Illu dieses Mal deutlich „piratiger“ als im zuvor besprochenen vierten Teil der Reihe. Hier befinden wir uns mitten in einer Action-Szene, in der ein monströser Fisch aus einem Schiff ordentlich Kleinholz macht.
So gewohnt wie Umschlag und Layout wirken, birgt auch das Innere keine (unliebsamen) Überraschungen. So haben wir es wieder mit einem Abenteuer zu tun, davon abgetrennten Kapiteln mit wichtigen NPC, neuen magischen Gegenständen, Regeln zu Seeschlachten, einem neuen göttlichen Kult, einer weiteren Kurzgeschichte von Robin D. Laws aus seiner „Chroniken der Kundschafter“-Reihe, sowie einigen neuen Monstern.
Herzstück des Bandes ist natürlich das Abenteuer von Tim Hitchcock, das für Charaktere der Stufe 11 ausgelegt ist und das so konzipiert ist, dass sie am Ende des Abenteuers Stufe 13 erreicht haben sollten. Dieser Abschnitt geht nun wirklich keine ausgetretenen (Abenteuer-)Pfade. Wir haben es hier nicht mit einem klassischen Dungeon oder einer linearen Ansammlung von Ereignissen zu tun, sondern können uns aus mehreren Quellen bedienen, um den Spielern möglichst viel Abwechslung vorzusetzen. Ich skizziere hier nur grob die einzelnen Elemente, um zu zeigen was hier auf 47 Seiten für ein Feuerwerk abgebrannt wird. Und dabei muss man noch bedenken, dass über all dem immer noch zwei große Ebenen schweben. Zum einen die große Rahmenhandlung, dass die Charaktere versuchen, sich als große Piratenkapitäne im Sitz der Piraten zu etablieren, in diesem Abenteuer ist eine Ebene darunter der Handlungsbogen angelegt, dass die Chelier ihren Einfluss auf den Rat ausdehnen wollen und es hier scheinbar einen Verräter gibt, der entlarvt werden muss.
Auf dem Weg dorthin müssen folgende Dinge „erledigt“ werden.
- Zuerst gilt es, sich im Rat der Piraten zu behaupten und da stehen gleich fünf Punkte auf der Tagesordnung, wovon gerade der erste für unsere Charaktere besonders wichtig sein dürfte, denn in diesem Beschluss geht es darum, dass sie für ihre Insel der Toten Augen mehr Anteile bekommen oder eben nicht. In diesem Unterabschnitt wird Rollenspiel groß geschrieben, aber es gibt (glücklicherweise) eine genaue regeltechnische Umsetzung der Abstimmungen, dass der Spielleiter nicht ganz im Regen stehen gelassen wird und das Ganze zu einer riesigen Laberorgie ausartet. Ich halte fest: Politische Intrige. Check. - Zwischenzeitlich haben die Charaktere erfahren, dass ein Angriff auf ihre Insel geplant ist und sie müssen sich auf die Suche nach Geschwadern machen, die sie in diesem Kampf unterstützen. Einerseits können sie sich natürlich Unterstützung kaufen, aber es gibt auch noch zwei Szenen, in denen sie sich Unterstützung „erarbeiten“ können. In der ersten Szene können sie den Namen des Endymion reinwaschen, dessen Ruf gerade von den Cheliern zerstört wird. Dazu haben sie drei Schauspieler zur Raison zu bringen, die in Höllenhafen mit ihren Theaterstücken maßgeblich an diesem Rufmord beteiligt sind. Kommt man den Dreien auf die Schliche und besiegt sie, so sollte es kein Problem mehr sein, an Beweise zu gelangen, die ihren Auftraggeber reinwaschen. Zum Dank unterstützt er sie mit dem Geschwader „Wahnklinges Marodeure“ und dürfte in Zukunft auch im Rat auf ihrer Seite stehen. Die nächste Möglichkeit, seine Flotte aufzumotzen besteht darin, den ehemaligen Ersten Maat von Barnabas Harrington, Hasch Faulgram, zu suchen und nach bestandenem Abenteuer nicht nur mit Informationen, sondern auch tatkräftig „von ihm“ (naja, nicht direkt) unterstützt zu werden. Abschließend sollten sich die Piraten noch auf die Suche nach einem „richtig amtlichen Schatz“ machen, um ihren Ruchlosigkeitswert in die Höhe zu schrauben, was später beim Befehligen der Flotte von Vorteil sein dürfte. Dazu werden sie den „Schwarzen Turm“ aufsuchen und sich die legendäre Waffe „Aigers Kuss“ unter die Nägel zu reißen.
Nach diesen drei eher traditionellen Abenteuerteilen geht es dann auf hohe See. Harrigans Handlanger greifen mit einer großen Flotte an und die Piratencharaktere müssen sich ihnen mit der Flotte, die sie bisher sammeln konnten, entgegenstellen. Im Anschluss geht es dann Harrigan direkt an den Kragen – dazu muss man sich in die Höhle des Löwen begeben und seine eigene Festung infiltrieren. Ganz nach meinem Geschmack habe ich zur Festung alle nötigen Informationen, so dass man nicht auf einen Sturmangriff beschränkt ist, sondern tatsächlich aus etlichen Optionen wählen kann.
So viel zum Abenteuerteil: Im Anschluss gibt es noch wichtige Charaktere (Adelita Doloruso, Arronax Endymion, Barnabas Harrigan) ein paar magische Gegenstände ein Regelwerk für Pathfinder-Seeschlachten, Informationen zum Gott Norgorber und seinen Anhängern, eine weitere Folge von „Die Chroniken der Kundschafter“ – ja, es verwundert mich immer wieder, dass ein Indie-Autor wie Robin D. Laws für Pathfinder schreibt – und einige neue Monster (Bakekujira, Galvo, die hinterhältige Bestie und diverse Wale.
Besonders gut gefällt mir das kleine, aber elegante Seeschlachtensystem. Ganz grob formuliert stelle ich eine Flotte aus einzelnen Geschwadern zusammen, wobei im Endeffekt die Geschwader wie einzelne Charaktere gegeneinander kämpfen, was die Kampfabwicklung wirklich zügig gestaltet, sobald man die Flotte ersteinmal erstellt hat. Schicker kleiner Mechanismus.
Fazit:Ein wunderbar vielseitiges Abenteuer. Absolut empfehlenswert, wenn man seiner Gruppe ein Abenteuer mit vielen unterschiedlichen Facetten vorsetzen möchte. Und der Seeschlachtensimulator ist ein schöner Bonus. Daumen rauf – dafür lohnt es sich sogar, die ersten beiden Bände des Pfades durchzuhalten, wo die Spieler fast schon unerträglich gegängelt werden. Schön, dass Ulisses beim Download zwei verschiedene Fassungen in unterschiedlicher Größe und Auflösung anbieten, etwas schade ist es, dass sich (scheinbar – vielleicht bin ich auch nur technisch zu blöd) wieder keine Ebenen ausschalten lassen, um die Chose noch druckerfreundlicher werden zu lassen. Auch werden auf meinem Billig-Tablet immer mal wieder Grafikfehler angezeigt, am Rechner lassen sich aber beide Dateien gut lesen – ist wohl eher mein Problem, als das des Herstellers.
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