Links zur Rezension Inhalt:In SAGA geht es um die frischgebackenen Eltern Alana und Marko, die mit ihrer neugeborenen Tochter dem jahrzehntewährenden Krieg entkommen wollen, von dem der Rest der Galaxis besessen zu sein scheint. Beide stammen von verschiedenen Spezies ab und sind Soldaten der jeweils gegnerischen Fraktion und doch kämpfen die zwei Liebenden mit allem was sie haben gegen das System und für das Überleben ihrer Tochter, die den politischen Führern beider Seiten ein Dorn im Auge ist.
Meinung:Romeo und Julia trifft auf Star Wars... so lautet der Slogan, mit dem dieser brandneue Comic beworben wird und ein kleines Bisschen stimmt diese Aussage auch tatsächlich. Aber ich will nicht verschrecken (auch wenn Romeo und Julia sicherlich ein literarischer Klassiker ist), denn ganz so schnulzig ist SAGA dann doch nicht. Sicher, es liegt eine Liebesgeschichte zu Grunde und gewisse Aspekte aus Shakespeares Meisterwerk wurden auch hier verbaut, aber im Großen und Ganzen ist SAGA mehr Action-Science-Fiction-Comic, denn Liebesgedöns. Aber SAGA auf reine Action zu degradieren, ist dann auch wieder nicht richtig, denn SAGA ist komplex, sehr komplex sogar, erzählt eine vielschichtige und facettenreiche Geschichte, die gleichsam gesellschaftskritisch, wie rasant ist. Und das Autor Brian K. Vaughan es mehr als nur versteht, derartige Geschichten auf eine ganz besondere Art und Weise zu erzählen, hat er spätestens mit "Y - The Last Man" beweisen können (aber eigentlich auch schon davor).
Im Falle von "Saga" wird die Geschichte von Alanas und Markos Tochter Hazel erzählt. Da die Story quasi mit ihrer Geburt beginnt, impliziert das, das man erahnen kann, das zumindest die Tochter die ganzen Ereignisse irgendwie überlebt und obwohl der Verdacht nahe liegt, nimmt das keineswegs die Spannung, sondern führt sogar zum genauen Gegenteil - also ein sehr geschickt angewandter Erzählkniff, denn Mr. Vaughan hier nutzt. Aber nicht nur das, auch die Charakterisierung der Protagonisten und der wichtigsten Darsteller ist überaus gelungen und alles andere als eintönig, denn die verschiedenen Personen heben sich nicht nur physisch optisch stark voneinander ab, sondern haben auch sehr verschiedenen Ansichten und Motivationen. Mal davon abgesehen, sind die verschiedenen Wesen - vielleicht mit Ausnahme von Prinz Robot IV, der einen menschlichen Körper, aber einen Röhrenmonitor als Kopf hat - auch optisch vielfältig und überzeugend gelungen. Besonders interessant sind aber nicht nur die "Guten" - sprich Marko, Alana und Co - sondern auch die "Bösen", die Gegenspieler, die Jäger, die den Tod der beiden bzw der drei Flüchtigen wollen. Allen voran müssen hier die beiden Auftragskiller/Kopfgeldjäger "Der Wille" (mit seiner coolen Lügekatze) und "Die Pirsch" erwähnt werden, die schon mächtig interessant gestaltet sind und ihre ganz eigene Coolness haben. Aber auch das Geistermädchen Izabel, das bald Markos und Alanas Sidekick wird, ist eine ganz besondere Persönlichkeit und spielt sicherlich noch eine ganz besondere Rolle.
Dennoch hat "Saga" auch einige Ecken und Kanten. Hauptsächlich liegen diese bei den Artworks, die per se nicht schlecht sind - ganz im Gegenteil sogar - aber die den Sci-Fi-Faktor auch nicht immer ganz passend herüberbringen können. Zeichnerin Staples macht ihre Sache gut, definiert die Sci-Fi-Optik mehr über die Figuren, als über die Hintergründe und das Umfeld. Die Charaktere sind zwar generell sehr gut gezeichnet und auch Mimik und Gestik, sowie Körperhaltungen sind dabei überzeugend gut, aber man vermisst auch, die sonst so gebräuchlichen pompösen technischen Aspekte, die man aus vielen Sci-Fi Comics kennt. Mag aber auch sein, das das einfach so gewollt ist. Wie gesagt, schlecht sind die Illustrationen jedenfalls nicht.
Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, das "Saga" auch ziemlich freizügig ist, was sexuelle Akte und deren Darstellung, sowie die Darstellung von nackten Personen angeht. Zwar ist das Ganze nicht direkt pornografisch, aber oft schon recht nah dran.
Fazit:Brian K. Vaughan ist eigentlich immer für eine Überraschung gut und so verhält es sich auch mit dieser neuen "Saga" aus seiner Feder (was ein Wortspiel). Spaß beiseite, der erste Band der neuen Reihe ist nicht nur üppig, sondern überzeugt auch auf ganzer Linie, spielt locker in der oberen Liga des Genres mit. Die Story ist eine Art romantisch, tragisches, Science-Fiction Abenteuer, mit viel Komplexität und Tiefgang - und das sowohl hinsichtlich des Plots, wie auch der oft skurrilen, aber ebenso vielfältigen Kreaturen und deren Charaktere. Auch optisch sieht das Ganze ordentlich aus, auch wenn die Zeichnerin es nicht ganz schafft, eine überzeugende Sc-Fi-Welt zu erzeugen - aber das kann ja noch werden. Man darf gespannt sein, was sich der Autor noch so alles überlegt hat, auf jeden Fall merkt man jetzt schon, das die Sache eher epische Ausmaße erreichen wird. Hervorragend!
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