Links zur Rezension Inhalt:Walter Kovacs ist eine zweigespaltene Persönlichkeit. Auf der einen Seite steht ein gewöhnlicher und sehr unauffälliger Mann, dem keiner im New York der 70er Jahre auch nur einen Blick hinterher wirft. Auf der anderen Seite ist Kovacs der bedingungslos vorgehende Vigilant, der unter dem Namen Rorschach bekannt ist. Und Rorschach macht Jagd auf die Drogendealer und Zuhälter von New York, kreuzt dabei zwangsläufig die Wege von Rawhead, einem der großen Bosse der Stadt. Das sorgt für extreme Probleme, denn Rawhead ist eine ganz andere Nummer. Und dann ist da noch ein Serienkiller, der gerade in NY Frauen am laufenden Stück umbringt und blutige Nachrichten auf ihrer Haut hinterlässt.
Meinung:Mit Brian "100 Bullets" Azzarello hat man für die Rorschach-Vorgeschichte eine wirklich gute Wahl getroffen, schließlich hat der Autor mehrfach bewiesen, dass er charakterstarke Stories schreiben kann. Leider scheint Azzarello im Falle von Roschach nicht ganz so gut drauf gewesen zu sein, denn im Großen und Ganzen ist die Rorschach-Story zwar facettenreich und auch durchweg spannend, aber dem Helden, der im originalen Watchmen eine zentrale Schlüsselfigur war, fehlt trotzdem hier ein wenig an Substanz oder zumindest wird charakterlich nichts Neues geliefert. Das macht Rorschach alias Walter Kovacs nicht uninteressanter, nur eben nicht noch spektakulärer, denn man erfährt eigentlich nichts wirklich Neues über seine Motivation und seine Psyche. Darüber hinaus spielt die Story offensichtlich in den Anfängen seiner Heldentätigkeiten, denn Rorschach macht einige gravierende Fehler, die ihm so später wohl nicht mehr passieren würden. Aber genau diese Fehler, machen die Story interessant und sorgen für die entsprechende Spannung im Plot, auch wenn es - mit Ausnahme der Hauptfigur - eigentlich keinen direkten Bezug zu den Watchmen gibt. Dennoch ist es schade, dass man nicht mehr über Kovacs erfährt, außer dass er voller Hass ist und seine Arbeit auf seiner schweren Kindheit fundiert. Auch sein Faible dafür, gerade Prosituierten in der Not zu helfen, ist auf seine Kindheit begründet, was ebenfalls hier beleuchtet wird. So werden zumindest einige Häppchen gefüttert.
Ansonsten trifft der Comic den Ton des 70er Jahre New York ziemlich gut und das nicht nur literarisch, sondern auch optisch. Lee Bermejo zeichnet dabei nicht nur schicke, detaillierte Panels, sondern bringt das heruntergekommene und sündige New York von damals (lange bevor Bürgermeister Guiliani für Säuberung gesorgt hat) schlichtweg authentisch herüber und Filmkenner kommen dabei nicht an kleineren Anekdoten vorbei, die die Macher hier eingebaut haben, wie beispielsweise der Taxifahrer Travis Bickle (Robert de Niro in "Taxi Driver - einer der großen Klassiker seiner Zeit). Das sorgt nicht nur für ein Schmunzeln im Gesicht, sondern eben auch für Authentizität.
Fazit:Für sich gesehen ist "Before Watchmen: Rorschach" ein ganz hervorragendes und vor allem spannendes Action-Comic, das mit viel Rasanz und auch dem nötigen Rorschach-Humor ziemlich überzeugen kann. Auf der anderen Seite fehlt dem Prequel der echte Bezug zu Watchmen ebenso, wie die komplexere Charakterzeichnung des Protagonisten. Hier gibt es bezüglich Rorschachs Persönlichkeit so gut wie nichts Neues und das ist schade, denn gerade Rorschach hat unglaublich viel Potenzial. Dafür gibt es aber eine Menge Action und man fühlt sich erzählerisch wie optisch in das sündige New York der 70er Jahre versetzt. Summa Summarum heißt das: Guter und fesselnder Comic, aber nur wenig Bezug zu Watchmen.
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