Vorbemerkung:
Der Autor: Richard Garfield ist der Autor des vielleicht bekanntesten Sammelkartenspiels „Magic – The Gathering“ und auch der ursprünglichen Version von „Netrunner“. Neben diesen Kartenspielen, hat Richard Garfield aber auch Brettspiele entwickelt, unter anderem mit „Robo Rally“ eines meiner persönlichen Lieblingsspiele. Mit „King of Tokyo“ (KoT) nimmt er sich nach Karten- und Brettspiel einem dritten Genre an: dem Würfelspiel.
Das Spiel: „King of Tokyo“, oder wie es so schön untertitelt ist, „Das Monsterspiel von Richard Garfield“, lässt sich extrem schnell lernen, extrem schnell spielen und extrem schlecht wieder aufhören, wenn man einmal damit losgelegt hat. Gleichzeitig ist es ein kurz(weilig)es Spiel für bis zu 6 Teilnehmer direkt aus der Box raus. Ein stolzer und selten erreichter Wert. Beste Voraussetzungen also für einen Stammgast auf Spieleabenden.
Das Spielmaterial:
In einer mittelgroßen Spieleschachtel, die knallbunt bedruckt (und mit gewonnen Preisauszeichnungen übersäht ist) finden sich neben dem vollfarbig-hochglänzenden, aber kleinformatigen Spielplan aus stabiler, beschichteter Pappe noch 8 Würfel: sechs davon sind große schwarze Würfel; zwei grüne Sonderwürfel, die durch Kartenaktionen freigeschaltet werden können. Es sind acht klassische 6-seitige Würfel. Dann gibt es einen Satz Monster-Aufsteller (samt Standfüßen), mit dazugehörigen Monster-Charakterscheiben (mit Zählern für Ruhmes- und Lebenspunkten). Als Nächstes ein Tütchen mit einem Satz grüne Energiebrocken, quasi die Währung des Spiels und natürlich die Spielkarten, mit denen die Monster im Austausch für erwürfelte Energiebrocken (permanent) aufgewertet werden können. Es folgen ein noch ein paar Spielkarten und bereits ausgestanzte, runde Pappmarker.
An der Qualität des Spielmaterials gibt es nichts zu meckern. Es sieht gut aus und ist klasse designt .
Das Spielmaterial ist in der aktuellen Version hinsichtlich der Würfel verbessert worden. Jetzt sind die Motive (Zahlen, Tatze, Blitze und Herz) eingraviert und nicht mehr nur aufgedruckt.
Das Design von der Spielschachtel zieht sich wie ein roter Faden durch die Monster-Charakter-Scheiben und die Spielkarten.
Die Energiebrocken sind kleine Plastikblöcke, die mich an die Häufchen-Brocken aus „Dungeon Petz“ erinnern, nur halt in Grün.
Auch kommt das Spiel mit einem Plastik-Inlay in der Schachtel, in dem man das Material transportsicher verstauen kann. Alles hat seinen angestammten Platz, mit passender Einbuchtung im Plastik. Von so was bin ich ja Fan und es gibt direkt Pluspunkte in der Bewertung dafür.
Die lediglich 2 ½ Seiten starke, vollfarbige Anleitung vermittelt auf diesem begrenzten Raum eine Standard- und eine Expertenregel und beschreibt noch eine Reihe der Karten in einer Art integriertem FAQ. Die Regeln selbst sind gut geschrieben, leicht verständlich und schnell erklärt.
King of Tokyo (KoT) ist in unter 5 Minuten aufgebaut und in der Regeln weniger als 20-30 Minuten komplett zu spielen.
Die Erweiterung: Eine erste offizielle Erweiterung, mit einem neuen Monster (Panda-Kai!!), neuen Karten, sowie einer Erweiterung der Spielmechanik, ist auch schon (auf deutsch) auf dem Markt. Ein Ende des Spielspaßes ist somit also noch lange nicht in Sicht.
Ein Bonus: Vom Heidelberger Spieleverlag wird das Spiel mit Promo-Material in Form einer Promo-Figur (dem Brockenbär!) und einem Satz Promo-Karten unterstützt. Während der Brockenbär exklusiv für den deutschsprachigen Markt ist, meine ich, dass die Promo-Karten wohl auch auf englisch zu haben sein dürften.
Das Spiel:In einer recht kleinen, schick trashig gestalteten Box kommt das Monsterspiel (so der Untertitel des Spiels) von Richard Garfield daher. Auf der Schachtel sehen wir drei (von insgesamt 6 im Grundspiel enthaltenen) Monstern, die sich grade dabei köstlich zu amüsieren scheinen, wie sie die Skyline von Tokyo verwüsten. Ganz so, wie man es aus den schaurig-schlechten japanischen Filmproduktionen der 1970er und 1980er Jahre kennt, in denen Monster wie „Mega Godzilla“ und Co. auftauchten und dann wahlweise gegeneinander oder gegen die Zivilisation antraten. Genau darum geht es in KoT. Die Spieler übernehmen jeweils die Rolle eines der sechs enthaltenen Monster („Kraken“, „The King“, „Meka Dragon“, „Giga Zaur“, „Cyber Bunny“ und „Alienoid“) und treten damit gegen die Skyline von Tokyo und/oder gegen die mitspielenden anderen Monster an. KoT spielt auf einem ziemlich kleinen Spielbrett, welches die (bereits ramponierte) Skyline von Tokyo zeigt.
Dort sind zwei Standfelder „Tokyo City“ und „Tokyo Bay“ (letztere kommt nur in Mehrspielerspielen zum Einsatz), durch die die Monster in die Skyline von Tokyo einfallen können. In der Stadt für Verwüstung, Angst und Schrecken zu sorgen, das bringt natürlich Ruhm unter den Monstern. Aber es ist auch gefährlich...Den Sieg erlangt man als Monster auf zweierlei Weise: Entweder, indem man durch Zerstörung, Durchhaltevermögen und/oder Mut ausreichend Ruhmespunkte bunkert (20 an der Zahl) oder aber, indem man das letzte stehende Monster ist, was passiert, wenn alle anderen Monster ihre kompletten Lebenspunkte (normalerweise 10) eingebüßt haben und man selber mindestens noch einen eigenen Lebenspunkt übrig hat.Ausgeknobelt wird all dies, durch eine simple Würfelmechanik, unterstützt von einer Karten-Kauf-Mechanik, mit der die einzelnen Viecher besondere Fähigkeiten erlernen oder Ausrüstung anlegen können. Reihum agieren die Spieler, in dem sie die schwarzen Würfel werfen und die Ergebnisse überarbeiten.Hierfür gibt es sechs schwarze 6-seitige Standardwürfel, deren Seiten die Zahlen 1, 2 und 3, sowie die Motive Herz, Blitz und Tatze zeigen. Die Ergebnisse des ersten Wurfes können nachfolgend bis zu zwei mal korrigiert werden (Kniffel lässt grüßen!). Steht das Wurf-Ergebnis dann fest, werden die Motive abgearbeitet. Dabei gibt es für eine ausreichende Anzahl an gleichen Zahlen in einem Wurf Ruhmespunkte; für jedes Herz heilt das Monster, wenn es grade nicht in Tokyo steht (Ruhm hat eben seinen Preis!), einen verlorenen Lebenspunkt und für jede Tatze macht das Monster einen Punkt Schaden. Je gewürfelten Blitz gibt es einen Energiewürfel.Ruhmespunkte bekommt das Monster neben erwürfeltem Ruhm auch und grade über seinen Aufenthalt in Tokyo. Denn betritt ein Monster Tokyo (egal ob „City“ oder „Bay“) bekommt es dafür direkt einen Ruhmespunkt. Bleibt das Monster auch bis zum Beginn der nächsten eigenen Runde in Tokyo, werden ihm sogar weitere zwei Ruhmespunkte gut geschrieben. Aber der Aufenthalt in Tokyo bietet auch Gefahren. Denn da gibt es ja auch noch den Schaden, der über die Tatzen-Wurfergebnisse entsteht! Für jeden Würfel, der eine Tatze zeigt, wird ein Schadenspunkt verteilt. Welche(s) Monster der ausgewürfelte Schaden trifft, hängt dann aber allein vom Monster-Standort ab: Steht das Monster, was die Tatze(n) gewürfelt hat, auf einem der beiden Tokyo-Felder, geht der Schaden an alle Monster, die um Tokyo herum stehen. Steht das aktive Monster jedoch außerhalb Tokyos, geht der Schaden auf das bzw. auf die Monster in der Stadt. Da mehr Monster um Tokyo herumstehen, bekommen die Viecher in Tokyo auch mehr auf die Mütze. Wird es einem Monster in Tokyo zu viel, kann es die Stadt verlassen, direkt nachdem es mindestens einen Punkt Schaden erlitten hat. Verlässt ein Monster Tokyo aber, bevor es wieder selbst am Zug ist, gibt es auch nicht die zwei Ruhmespunkte. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, Schaden über Karten zu machen bzw. zu vermeiden oder zu heilen. Gleiches gilt für Ruhmespunkte.Und das war’s im Prinzip auch schon. Ich sagte ja, dass Spiel ist eher einfach gehalten. Das tut dem chaotischen Spaß aber keinen Abbruch.
Das Spielende: Das Spiel endet (eigentlich), wenn ein Monster die zum Gewinnen nötigen 20 Ruhmespunkte erstritten hat, oder, was wahrscheinlicher anmutet, wenn sich alle Monster gegenseitig die Lebenspunkte geraubt haben, und nur noch eines steht. „Last Monster Standing“ irgendwie.
Anmerkung: Die wenigsten Runden bei uns enden mit dem Erreichen des 20. Ruhmespunktes eines Spielers. Vielmehr spielen wir meist weiter bis zum Ende .
Dabei ist KoT „liebenswert bösartig“. Obwohl was das Zeug hält auf die Mitmonster eingedroschen wird (und das auch quasi nonstop), wird es nie so richtig persönlich, weil eben nicht jeweils ein Gegner gezielt angegangen wird, sondern vom Spiel klar vorgegeben ist, wer die Dresche abbekommt. Denn dies hängt einzig und allein vom Standort der Monster ab. Und für den sind die Spieler ja selbst verantwortlich.Das macht das Spiel, wenn man seinen Kindern vor Spielbeginn erfolgreich vermittelt bekommt, dass es hier um einen schrägen Spaß geht, sogar geeignet für Familien. Im US-Raum ist das Spiel auch (dahingehend) mit Preisen bedacht worden, wie man auf der Spielschachtel gut sehen kann.Ein Manko hat aber auch das beste Spiel. Denn trotz der ordentlichen Qualität des Materials, des schönen Layouts und des großen Spielspaßes, ist für mich der Preis mit knappen 30 Euro etwas zu hoch angesetzt. In Flagship Stores des Heidelberger Spieleverlags (Flagship Stores = niedergelassene Spieleläden, die eine enge Kooperation mit dem HDS eingegangen sind) gibt es das Spiel aber auch schon für knapp unter 28 Euro. Im Internet habe ich es sogar auch schon für unter 24 Euro gesehen.
Zwanzig Euro wären im Grunde aber, für das was man bekommt, mehr als ausreichend gewesen. Aber natürlich reißt der Spielspaß schon eine Menge wieder raus.
Das Fazit:King of Tokyo ist ein wunderbares Lückenfüllerspiel für Spieleabende und zwar unabhängig davon, ob mit Viel- oder mit Gelegenheitsspielern gespielt wird.
Die Monsterthematik bekommt hier eine interessante Wendung indem die trashigen Monster-B-Movies in ein Würfelspiel eingebunden werden, was sehr an Kniffel erinnert, allerdings um eine Karten-Zug-Komponente aufgewertet wurde. Das Spiel ist schnell, liebenswert bösartig und unterhaltsam. Es spielt sich intuitiv, nicht zuletzt, weil alle Spielmechaniken irgendwie schon mal da gewesen, aber hier nett neu kombiniert sind. Eine Partie KoT dauert ca. 30 Minuten und ist in unter 5 Minuten auf- bzw. abgebaut. Damit lässt es sich damit immer wieder schnell auf den Tisch bringen. Aber oft muss noch eine 2. oder 3. Runde gespielt werden, ehe die Viecher wieder in ihre Schachtel dürfen.Leider ist das Spiel im Preis-/Inhaltsverhältnis etwas teuer geraten, aber wenn man die Investition einmal getätigt hat, wird man lange seine Freude am Spiel haben, nicht zuletzt weil das Spielmaterial sehr haltbar erscheint und liebevoll gestaltet ist.
Außerdem wird das Spiel bereits durch eine 1. Erweiterung ausgebaut und es gibt diverses Promo-Material vom Heidelberger Spieleverlag.
King of Tokyo ist eine absolute Kaufempfehlung für Leute, die sich und ihre Spiele nicht zu ernst nehmen und kurzweiligen, nicht zu komplexen Spielen mit leicht verrückter Note eine Chance geben.
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