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Pathfinder Handbuch: Varisia - Wiege der Legenden
Bewertung:
(3.0)
Von: Patrick Kropp
Alias: Pestbeule
Am: 27.11.2013
Autor:F. Wesley Schneider, Amber E. Scott,
Übersetzer:Ulrich-Alexander Schmidt
Typ:Quellenband für Spieler
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-693-0
Inhalt:32 Seiten, PDF
Preis:8,95 EUR
Sprache:Deutsch

Vorwort

Die Reihe der Pathfinder-Handbücher richtet sich hauptsächlich an Spieler – etwas das im englischen Original mit der Bezeichnung Player Companion etwas deutlicher ist. Mit dem vorliegenden Band Varisia – Wiege der Legenden bekommt diese Buchreihe endlich ein neues Gesicht und einheitliches Format und kehrt inhaltlich zu den Anfängen des Pathfinder-Settings Golarion zurück: Varisia. Varisia war das erste Land der Kampagnenwelt Golarion die näher ausgearbeitet wurde – speziell um dem damals neu erschienenen Abenteuerpfad „Das Erwachen der Runenherrscher“ einen Schauplatz zu geben. Wie üblich umfasst das Handbuch 32 Seiten, ist ein Softcover (ich habe als Rezi-Exemplar jedoch nur ein PDF erhalten – über Qualität gedruckten Ausgabe kann ich mich daher leider nicht äußern) und in Vollfarbe. Zumindest auf meinem Bildschirm am PC und Tablet macht die elektronische PDF-Version einen sehr guten Eindruck, auch wenn manche PDF-Reader/e-book-Reader etwas Probleme beim Darstellen hatten und die Farben leicht verfälscht (viel zu dunkel) darstellen. Ob das nun am Reader oder PDF liegt kann ich nicht sagen. Doch nun zum Inhalt.

 

Inhalt

Die 32 Seiten werden so gut es geht genutzt, sogar in den Umschlagsinnenseiten finden sich nützliche Informationen zu Land und Leuten Varisias (z.B. eine Karte aller Shoanti-Stammesgebiete sowie Kurzbeschreibung dieser Stämme oder eine Karte mit Handelsrouten der an romantisierende Zigeuner erinnernde Varisianer). Los geht es mit einem Inhaltsverzeichnis auf welches bei einem 32 Seiten „Buch“ meiner Meinung nach hätte verzichtet werden können. Ich gehe hier kurz auf die einzelnen Kapitel (ganz schön viele für ein so dünnes Buch) ein:

 

Für deinen Charakter (2 Seite): Zwei recht verschwenderische Seiten, die lediglich dazu dienen, dem Spieler bestimmter Klassen das Auffinden von passenden Wesenszügen, Talenten, besonderen Gegenständen und so weiter in diesem Buch zu erleichtern. Auch führt das Handbuch „Rollen“ ein, was in etwas einer Bauanleitung für einen archetypischen Vertreter einer bestimmten Region, Kultur, Beruf oder ähnlichem entspricht. So werden alle in diesem Buch vorkommenden Rollen (Beispiele: Grenzlandverteidiger, Varisischer Wahrsager, Professioneller Glücksspieler und noch einige mehr), Wesenszüge und Talente hier nochmal mit Seitenzahl aufgezählt, damit der überforderte Spieler sich in dem 32 Seiten-Wälzer auch ja zurecht findet. Erleichtert das Auffinden von Informationen nicht wirklich, wenn man mehrere Handbücher dieser Reihe besitzt und nun einen bestimmten Wesenszug oder ähnliches sucht. Netter Versuch, aber leider nicht brauchbar. Man könnte die Bücher auch einfach zweiteilen: Fluffteil und Regelteil. Dann bräuchte man diese Orientierungshilfe nicht und wüsste auch beim durchsuchen von mehreren Büchern direkt wo man suchen muss. So sind die Informationen immer noch ziemlich verstreut.

 

Willkommen in Varisia! (2 Seiten): Ein kurzer Abriss über das Land, seine geographischen Gegebenheiten und die Bewohner. Alles spielerfreundlich zusammengefasst und komprimiert. Außerdem gibt es zu jedem der Standard-Spielervölker Informationen, wo diese in Varisia normalerweise leben und wie diese in Varisia leben. Besonders nützlich für einen neuen Spieler fand ich die Fünf Dinge, die jeder über Varisia weiß. Vor allem die zweite Seite wirkt jedoch etwas leer durch großen Zeilenabstand und da gut 20% der Seite leer ist. Mag an der Übersetzung und dem Layout liegen – doch hätte man hier etwas mehr ins Detail gehen können um wenigstens die Seite voll zu bekommen.

 

Schoanti (2 Seiten): Auf diesen beiden Seiten erhält ein Spieler der sich für die Kultur der Schoanti interessiert (sei es nun als SC oder allgemein) das grundlegendste Wissen um dieses Volk zu verstehen. Namen, neue Wesenszüge, Schoanti-Sprüchwörter bzw. Weisheiten. Die zweite Seite ist leider zwei Rollen gewidmet (Schoanti-Grenzreiter und Schoanti-Schamane) – mit allerlei Tipps zu Fertigkeits-, Talent- und Zauberauswahl. Und natürlich auch wie man diese Rollen rollenspielerisch gestalten kann. Was für den ein oder anderen als einengend empfunden werden könnte – bietet es jedoch für eher uninspirierte Spieler die schnell einen SC erschaffen wollen wertvolle Anhaltspunkte. Was dieses Kapitel leider wieder einmal versäumt ist mir diese ethnische Gruppe näher zu bringen. Wie muss ich mir einen Shoanti denn nun vorstellen, vor allem optisch? Einmal geht es Richtung amerikanische Ureinwohner (Indianer), einmal sehen sie aus wie Schwarze (macht nicht viel Sinn in dieser Klimaregion – wieso also diese Darstellung?).

 

Varisische Wanderer (2 Seiten): Dieses Kapitel enthält die gleichen Informationen wie das vorherige – nur das es sich dieses mal auf die Varisianer bezieht. Auch hier gibt es wieder zwei Rollen die einem Spieler das erschaffen eines typischen Varisianers erleichtern sollen: Teufelskerl und Wahrsager.

 

Kampf in Varisia (2 Seiten)

Dieses kurze Kapitel hat für den geneigten Spieler zwei neue Talente und zwei neue Archetypen. Bei den Talenten handelt es sich um „Donner und Fangzahn“ welches den Kampfstil mit Erdspalter und Klar erlaubt, sowie das Talent „Spielkarten schleudern“ mit welchem man sich die varisische Version des Marvel Mutanten Gambit bauen kann. Um genau zu sein lädt man die Karten mittels Arkaner Schlag auf und kann sie dann wie Wurfmesser werfen. Sicherlich eine nette Vorstellung, doch der Vorteil erschließt sich mir nicht ganz (außer in Gebieten in denen Waffen verboten sind).

Die Archetypen sind jedoch nochmal richtig interessant. Der Donnerrufer ist ein Bardenarchetyp welcher den Schoanti zugehörig ist und Macht über Donner, Blitze und das Wetter hat. Er kann sogar den Zauber Wut als Bardenauftritt verteilen. Gefällt mir sehr gut, sowohl in der Ausführung als auch von der Grundidee. Das dieser Archetyp auf Schoanti beschränkt ist finde ich hingegen sehr schade – würde es doch genauso perfekt zu den wikingerartigen Ulfen passen! Der zweite Archetyp ist der Kapeniatänzer und ist der Klasse Kampfmagus zugeordnet. Hierbei handelt es sich um Varisier, welche den traditionellen Tanz zu einer Kampfform weiterentwickelt haben und welche mit dem Klingenschal kämpfen. Über die Kampfkraft dieser Klasse kann ich nicht soviel sagen, da ich kaum Erfahrungen mit dem Kampfmagus gesammelt habe. Nur die Stufe 9 Fähigkeit erscheint mir sehr stark: mit dem Kapeniafluch kann der Tänzer bei einem kritischen Treffer mit seinem Klingenschal einem vorher festgelegten Attribut 1W4 Punkte Attributsschaden zufügen. Wenn man da Intelligenz wählt ist das ein Instant Kill für sehr viele Monster (vor allem vom Typ Animal und Magical Beasts).

 

Magie und Glaube in Varisia (2 Seiten)

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Arkanen Schulen (in denen es in Varisia trotz seines angeblichen Status als „Grenzland“ doch sehr viele gibt (fünf an der Zahl die hier oberflächlich beschrieben werden) und der Religion. Hier wird kurz auf Götter eingegangen deren Verehrung in Varisia am verbreitetsten ist. Weitere recht oberflächliche Infos erhält man über die Mysterienkulte von Magnimar und den Schoanti-Totemismus. Diese dienen offensichtlich hauptsächlich der Ideenfindung und machen somit eine Lektüre in weiterführenden Werken beinahe unumgänglich (natürlich direkt mit Werbung in welchem Band dies zu finden ist).

 

Ausrüstung in Varisia

Hier findet sich nichts groß Neues, vielmehr wurden bereits bekannte Gegenstände, die in Varisia häufig vorkommen, hier gesammelt. Der Varisische Götze hat eine Erweiterung erfahren und ist nun auf eine Magieschule abgestimmt und bietet unterschiedliche Vorteile. Die meisten Effekte sind sehr nützlich, bei anderen fragt man sich ob diese wirklich die 75 Goldstücke wert sind.

 

Städte in Varisia

Die letzten Kapitel beschreiben in verhältnismäßiger Ausführlichkeit die wichtigsten Städte der Region Varisia. Dazu gehören selbstverständlich Korvosa, Magnimar, Rätselhafen, Janderhof, Kaer Maga und Sandspitze. Jeder dieser Ortschaften außer Janderhof und Kaer Maga sind zwei Seiten gewidmet. Auf diesen befinden sich (meist nach einer kurzen Einleitung aus Sicht eines Bewohners) die Statistiken der Stadt, eine kurze Beschreibung, sowie die anfangs erwähnten Rollen und natürlich ein paar neue Wesenszüge für Charaktere, die aus der jeweiligen Stadt kommen. Für einen Golarionfremden Spieler alles nützliche Werkzeuge um seinen Charakter in der Kampagnenwelt zu verwurzeln.

 

Kampagnen in Varisia

Hier finden sich auf vier Seiten ein paar Wesenszüge, welche meiner Meinung nach hier nichts zu suchen haben und eindeutig in die jeweiligen Abenteuerpfade bzw. die Spielerleitfäden gehören würden. Denn ohne die dazugehörigen Abenteuerpfade machen die Wesenszüge kaum Sinn. Vor allem die Wesenszüge aus dem Abenteuerpfad „Zerbrochener Stern“ wurden einfach aus dem Spielerleitfaden kopiert und wirken wie eine billige Werbung (wie dieses gesamte Kapitel) diesen Pfad zu kaufen.

Also das hat Paizo doch eigentlich nicht nötig. Oder es gingen ihnen die Ideen aus um die Seiten dieses Handbuches zu füllen. Oder es ist eine Möglichkeit aus Informationen, die zuerst kostenlos mit einem Spielerleitfaden zur Verfügung gestellt werden, doch noch Kohle zu scheffeln. Einfach nur unnötig und ärgerlich.

 

 

Fazit:

Das Handbuch kann grundsätzlich empfohlen werden, wenn man als Spieler in einer Kampagne mitspielt, welche in Varisia angesiedelt ist oder man einen SC verkörpert, der aus dieser Region kommt. Leider wurde hier mit viel Füllmaterial, das schon bekannt ist, gearbeitet und das auch nur lückenhaft und oberflächlich – die meisten Informationen wird man im Kampagnenband oder einem entsprechenden Almanach vertiefen müssen. Doch um einen Überblick über die Region und Leute zu erhalten reicht es allemal – mehr jedoch leider nicht. Viel zu oberflächlich werden die einzelnen Themen abgehandelt. Die Strukturierung des Buches sagt mir ebenfalls nicht zu – jeder Regelkram ist irgendwo im Buch versteckt statt zentral an einer Stelle gesammelt zu werden. Wenn man sich also wirklich für die Region interessiert wird man nicht um eine Zusatzinvestition herumkommen. Eigentlich schade, denn es wäre aufgrund des vielen verschwendeten Platzes (Rollen, das komplette Kapitel Kamapgnen in Varisia) soviel mehr Potential da gewesen, wenn die Seiten sinnvoll genutzt worden wären. So kann ich leider nur eine Wertung von 3 von 5 Punkten geben.