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Grimm 1: Der eisige Hauch
Bewertung:
(3.2)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 03.01.2014
Autor:John Shirley
Übersetzer:Kerstin Fricke
Typ:Roman
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-305-8
Inhalt:360 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

(Vorsicht Spoiler!!!)

Vielleicht sollte ich noch vorwegschicken, dass ich mir die Fernsehserie nicht angesehen habe, dies aber – da mein Interesse doch immerhin so weit geweckt wurde – nachholen werde und ihr zumindest zwei oder drei Folgen lang eine Chance geben werde.

 

Okay, kommen wir zum Text des News-Eintrages zurück – was haben Harry Dresden und die Grimm-Serie gemeinsam? Nun, beide spielen in einer scheinbar „normalen“ Welt, hinter der sich aber noch deutlich mehr verbirgt – bei Dresden ist es eine Welt der Magie, in diesem Fall ist es eine Welt der „Wesen“ – Menschen, die sich in Tiere verwandeln können, oder – je nach Betrachtungsweise – andersherum. In beiden Fällen gibt es regulierende Organe, die dafür sorgen, dass dieses „Übernatürliche“ nicht die Oberhand in der Welt gewinnt und alles ins Chaos stürzt. Sind das bei Dresden die Jungs und Mädels vom Weißen Rat, gibt es in diesem Setting die „Grimms“ – als Nachfolger der Gebrüder Grimm (deren Märchen ja, wie wir alle wissen, alle einen wahren Kern hatten). Diese entwickeln im Kampf gegen die „Wesen“ übernatürliche Fähigkeiten an Schnelligkeit, Ausdauer, Schlagkraft…

 

Kommen wir aber vom allgemeinen Setting zum konkreten Roman, denn der ist, wie von Crosscult gewohnt, durchaus kompetent übersetzt und lektoriert und liest sich absolut flüssig und frustfrei. Wir haben drei (mit Abstrichen 4) Hauptpersonen, dazu noch jeweils eventuelle Partnerinnen und einen „großen Bösen“, gegen dem sie antreten, als da wären der Grimm-Cop Nick Burkhardt, sein stinknormal menschlicher Partner Hank Griffin, sein „Wesen“-Chef Sean Renard (dreimal dürft ihr raten eine Mischform aus Mensch und welchem Wesen der nun wieder darstellt – und ja – nicht alle „Wesen“ sind automatisch böse) und dem Blutbader-„Wesen“ Monroe, einem Kumpel von Burkhardt, der in diesem Fall auch eine Rolle spielt. Der Bösewicht ist die Todesdogge Denswoz, der ein Kartell von „Wesen“, den Eisigen Hauch, anführt, der sich als kriminelle Organisation tarnt, aber natürlich viel, viel sinistere Pläne hegt.

Was das Buch sehr clever macht, ist der Einstieg in einer anderen Zeitebene, so haben wir direkt einen Einstieg zu Napoleons Zeiten, wo es sich die jeweiligen Vorfahren von Denswoz und Burkhardt so richtig besorgen – gleichzeitig werden die „Münzen von Zakynthos“ eingeführt, die auch noch ihre Rolle in diesem Roman spielen werden.

Auch zwischendurch gibt es wieder kurze Zwischensequenzen aus der Vergangenheit, wo man mitverfolgen kann wie der Krieg zwischen den Denswoz’ und der Grimm-Familie Kessler hin- und her wogt. Gefällt mir erzählerisch sehr gut.

In der Gegenwart geht es wüst zu auf den Straßen von Portland; mehrere „Wesen“ werden ermordet aufgefunden und alle Spuren führen zu einem Kartell, dem „Eisigen Hauch“. Während der Ermittlungen kommt es zu den klassischen Cop-Movie-Verwicklungen; so wird beispielsweise Nick zeitweise suspendiert, weil ihm Brutalität im Dienst vorgeworfen wird und Griffin hilft seinem Partner aufopferungsvoll, auch wenn er nicht genau weiß, wo der hinsteuert. Diese Mischung aus klassischen Polizei-Serien-Versatzstücken mit Fantasy-Elementen sollte eigentlich absolut mein Ding sein, aber irgendwie ist alles zu „clean“, zu „vorhersehbar“! Vielleicht könnte noch ein Hauch Film Noir gepaart mit ein paar überraschenden Wendungen die Reihe eine Stufe höher schrauben, aber so haut sie mich, auch mit dem wirklich explosiven Finale, nicht aus den Socken. Sorry, ich wäre selber auch lieber etwas begeisterter.

 

 

Fazit:

Gar nicht übel. Gut geschrieben und absolut solide übersetzt, aber irgendwie macht mich diese „sie sind unter uns und sie sind pelzig“-Nummer nicht mehr so an, wie sie es vielleicht vor ein paar Jahren noch getan hätte. Wer auf etwas härteres Twilight mit weniger Romanze und mehr amtlichen Prügeleien steht oder auf eine Garou-Variante von Dresden, der ist hier bestens bedient – alleine die vielen unterschiedlichen Wer-Kreaturen sind schon echt interessant (auch wenn ich die Bezeichnungen teilweise etwas dämlich finde) und machen das Buch lesenswert.

Müsste ich aber das Eingangsstatement weiterführen, so kann das Ergebnis nicht nur Punktsieg für den Magierschmierlappen Harry Dresden lauten, sondern wir haben es mit einem waschechten K.O. zu tun, weil mich das Grimm-Setting bei allen vorhandenen Qualitäten einfach nicht packen will!