Links zur Rezension Inhalt:Der achte Band der Roland-Reihe beinhaltet alle noch zehn fehlenden Comickurzgeschichten in komplett überarbeiteter Fassung und kann zudem im redaktionellen Teil mit einigem Bonusmaterial aufwarten.
Wie Roland von Wallburg zweimal zum Ritter geschlagen wurde Diese Geschichte begibt sich weit zurück in die Jugend von Roland, als er noch einfacher Knappe von Gwendoline, der Tochter von König Artus, war. Als er von einem bevorstehenden Turnier am Hofe hört, hält den Heißsporn nichts zurück und er möchte an diesem teilnehmen. Auch die Warnungen von Bradroc können ihn nicht zurückhalten sich eine alte Rüstung bei seinem Vater zu besorgen und an dem riesigen Turnier teilzunehmen. Roland schlägt sich wacker, auch als er Ritter Markus von Rhodes bezwingt, dem er sich als einfacher Knappe zu erkennen geben muss. Besiegt von Roland schlägt Ritter von Rhodes diesen kurzerhand zum Ritter, allerdings verstirbt von Rhodes noch während dem Turnier an einer Verletzung und niemand mag am Ende des Turniers Roland rechten Glauben schenken, ob seine Teilnahme rechtens war. Aber der Titel der Geschichte lässt das Ende bereits ahnen, wenn dieses auch etwas ungewöhnlich ausfällt.
Das Geheimnis der Werwölfe Am Gerichtstag auf Wallburg hört Roland von den Werwölfen, die das Gebiet des Wolfswaldes terrorisieren und plündern und nach Aussage eines der dortigen Bewohner, unter dem Einfluss eines bösen Zauberers stehen. Roland macht sich mit Ritter Gaudin und Bradroc auf den Weg ins das abgelegene Waldgebiet, wo sie die Spur zum Bauernhof Maillards führt, der mehr einer kleinen Festung gleicht. Maillard versucht Roland mit alten Sagen über die Wölfe zu beeindrucken, doch Roland macht kurzerhand Schluss mit dem alten Aberglauben. Auf der Spur nach den Werwölfen werden er und seine Freunde in den Tiefen des Wolfwaldes rasch fündig und machen weitere Hintermänner von Maillards nebst den Wölfen dingfest.
Die Bestie Hugo von Rostac, Lehnsmann von Roland, hat zur Jagd eingeladen und so preschen die Jäger durch die Felder und Wälder, als Roland im Unterholz einen Bären ausmacht, der auf seiner Stirn zwei spitze Hörner trägt. Als Roland den anderen auf dem Gutshof von seinem Erlebnis erzählt, berichtet ihm Hugo von Rostac von der alten Sage, die berichtet, dass dem Geschlecht der Rostacs schreckliches Unheil droht, wenn dieses seltsame Tier erscheint. Roland will dieser Sage keinen Glauben schenken und macht sich am nächsten Tag mit Orlando von Rostac auf die Suche nach dem Tier. Beide werden bei ihrer Suche im Wald getrennt und scheinbar stirbt tatsächlich Orlando durch die Hand des seltsamen Wesens. Während Hugo von Rostac in Trauer versinkt, mag Roland keine Ruhe geben und kommt durch Zufall auf eine ganz besondere Spur, welche die Geschehnisse in ganz neuem Licht erscheinen lässt, die weniger mit einem Fluch, als ganz irdischen Dingen zu tun hat.
Das Rätsel des Riesenhundes Bei einem Ausritt trifft Roland auf einen kleinen Jungen, der sich in Begleitung eines riesigen Hundes befindet. Noch bevor er sich um den Jungen kümmern kann, macht Roland Bekanntschaft mit Baron Macha von Aran, der seinen entlaufenen Neffen Kedrik wieder mit sich nimmt und die Dogge von seinen Männern töten lässt. Wie durch ein Wunder überlebt der Hund die Verwundung und wird dank der Pflege von Roland rasch wieder gesund. Kaum wieder auf den Beinen, führt ihn der Hund nach einem langen Marsch zu einer kleinen Kapelle, wo er von einem Einheimischen einiges über Kedrik, dessen verstorbene Mutter und den hartherzigen Baron Macha erfährt. Nicht nur Roland, sondern auch der Hund ahnen, das sie sich eilen müssen, wenn sie die Pläne des Barons durchkreuzen wollen.
Nacht des Grauens Beim Bau einer neuen Straße durch seine Ländereien macht Roland Bekanntschaft mit dem Edelmann Arnold, der mit seiner Schwester unweit des Sarrasin-Turmes lebt, in dem es spuken soll. Roland ist neugierig auf den Turm und beschließt nach den Erzählungen von Arnold selbst eine Nacht in diesem Geisterturm zu verbringen, um seinem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Es wird keine einfache Nacht für Roland, in der er fast den Verstand zu verlieren droht, da es scheinbar wirklich übernatürliche Kräfte in diesem Turm zu geben scheint. Aber es wäre nicht der ungestüme Ritter Roland, der letztlich den Geschehnissen in dem Turm auf die Spur kommt.
Nächtlicher Spuk Eine Spukgestalt hält nächtens Wallburg in Atem und nicht nur Roland, sondern auch zahlreiche seiner anderen Bewohner werden Zeugen der nächtlichen Erscheinung. Der Weg des Geistes lässt sich bis zum Eichwald hinter der Burg nachvollziehen, wo Roland einen Fetzen Stoff findet, aber auch geradewegs blindlings in eine Falle tappt. Besser gewappnet lauert Roland in der kommenden Nacht der Spukgestalt auf, die sich als alles andere, aber nur nicht als Geist entpuppt. Bei der Verfolgung der Kreatur in den Wald stößt Roland dann auf das ganze Geheimnis des nächtlichen Spuks auf Wallburg.
Der Grenzpfahl Streitigkeiten zwischen der Familie von Gilles Caber und dem „Mann aus Toulouse“ um einen Grenzpfahl bringen beide Familien vor Gericht, dem Ritter Roland, als Herr von Wallburg, vorsitzt. Um weitere Streitigkeiten zu vermeiden, lässt er beide Familien einsperren und macht sich mit einer List auf die Suche nach den wahren Schuldigen in diesem Fall. Und tatsächlich scheint es noch jemand Drittes zu geben, der nachts den Grenzpfahl verschiebt und Interesse an dem Zwist der Familien hat.
Der Feuersalamander Jehan hat sich sehr zum Missfallen seines Vaters Mahom in Nara verliebt. Mahom stachelt das Dorf auf, da nicht nur er, sondern auch andere die Mutter von Nara für eine Hexe halten. Als die Dorfbewohner die Hütte von Nara und ihrer Mutter niederbrennen wollen, kann Jehan die beiden noch rechtzeitig warnen, doch das spätere Feuer bleibt auch Roland nicht verborgen, der die abergläubischen Dorfbewohner verscheucht und sich auf die Suche nach den Frauen macht. Ein Salamander bringt ihn dabei auf eine vortreffliche Idee, die Dorfbewohner von ihrem irrigen Aberglauben abzubringen.
Hungersnot in Rotteck Rotteck wird im Winter von einer schrecklichen Hungersnot heimgesucht. Auch die letzten Vorräte neigen sich dem Ende zu und so schickt sich Roland an, Männer loszuschicken, um bei benachbarten Edelmännern Weizen zu kaufen. Doch der Tross wird überfallen und nur einer der Männer kehrt zurück. Also beschließt Roland auf der Burg des Herrn Bertrand Weizen zu horrenden Preisen für seine hungernden Untertanen zu kaufen. Angekommen bei Bertrand muss Roland fast das hundertfache des Weizenwertes bezahlen, aber er macht auch eine interessante Entdeckung. Auf dem Weg zurück nach Rotteck gelingt ihm eine List, als der Tross überfallen wird und Roland kann dem gierigen Treiben von Bertrand ein Ende bereiten.
Galagrenant der Gewaltige Roland hatte den unbändigen Wunsch verspürt, seinen Vater zu treffen und so macht er sich auf den Weg zu dessen Burg. Nach einem herzlichen Empfang des alten Herrn von Wallburg gibt sein Vater eine ganz besondere Geschichte zum besten, in deren Mittelpunkt Galagrenant, der große Meisterkämpfer steht. Stets gewann Galagrenant auf allen Turnieren, aber nie wollte er sein Gesicht zeigen. Als letzter Kämpfer, der ihm die Stirn bieten könnte, blieb Frank von Wallburg, der sich als herausragender Kämpfer großen Ruhm erarbeitet hatte. Und so fordert Frank von Wallburg den schier unbesiegbaren Galagrenant heraus. Das Turnier verläuft anders als gewohnt, aber es gibt einen eindeutigen Sieger. Roland vermag die Geschichte erst nicht so richtig begreifen, aber dann versteht er seinen Vater und die Hintergründe über das plötzliche Verschwinden des Ritters Galagrenant.
Schreibstil & Artwork:Der belgische Comiczeichner François Craenhals wurde am 15.11.1926 in Ixelles, einem kleinen Vorort südlich von Brüssel, geboren. Der leidenschaftliche Zeichner gab nach dem Besuch verschiedener Kurse an der Akademie der schönen Künste (L'Académie des Beaux-arts) in Brüssel seinen Beruf als technischer Zeichner auf und konnte schon recht bald einige Karikaturen an das Magazin „Vrai“ und eine Agentur verkaufen. Sein erster Comic erschien 1948 im Wochenmagazin „Le Soir Illustré“. Wenig später lernte er Fernand Cheneval kennen, der als Herausgeber für das recht erfolgreiche belgische Comic-Magazin „Héroïc-Albums“ verantwortlich war. Cheneval war es, der Craenhals, als großer Fan der amerikanischen Comics von Alex Raymond und Hal Foster, ermunterte, seinen ersten größeren Comic „Karan“ im Stile von Tarzan zu entwickeln.
Bereits zu dieser Zeit schuf er für die „Le Soir Illustré“ einen Comic mit einem Ritter als Protagonisten, den er allerdings dem Magazin „Tintin“ vorstellte, worauf man ihn umgehend einstellte. Craenhals entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Produzenten von Comics für Magazine und Zeitungen und so konnte er ein eigenes Studio eröffnen. Craenhals war auch einer der ersten Comiczeichner, dem sich Hergé später beim Verlag Casterman angeschlossen hat, wo, inspiriert von der Figur des „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“) aus der Feder des Amerikaners Hal Forster, 1966 sein „Chevalier Ardent“ entstand, der später in Deutschland unter dem Namen „Roland - Ritter Ungestüm“ bekannt werden sollte.
In den 1990er Jahren zog es Craenhals nach Rivières-de-Theyrargues in Südfrankreich, wo er bis zu seinem Tod am 02.08.2004 in Montpellier arbeitete, es bedauerlicherweise aber nicht mehr schaffte seine Saga um den ungestümen Ritter Roland zu einem Ende zu bringen.
Es sind typische Szenarien, die Craenhals für seinen ungestümen Ritter entwirft und in denen es immer wieder überraschende Wendungen gibt, die Roland durch sein detektivisches Gespür oder aber auch durch seinen Mut und Entschlusskraft herbeiführt. Fast schon im Stile eines Herrschers des aufgeklärten Absolutismus, regiert Roland sein Land mit fester Hand aber einem sicheren Gespür für Recht und Gerechtigkeit. Nichts ist ihm mehr zuwider als Aberglaube und ähnliche Denkweisen, denen sich Roland entschlossen entgegenstellt. So ist seine Aussage gegenüber Gaudin, wonach „eine gute Straße manchmal die beste Waffe gegen Unwissenheit, Aberglaube und Dummheit“ ist, fast schon ein zentrales Element bei den zum Teil von Spukgestalten und vermeintlichen Hexen geprägten Abenteuern, die manchmal mit ihrem Witz aber auch ein Schmunzeln verursachen.
Da die Geschichten ursprünglich im Taschenbuchformat erschienen, ist der Seitenaufbau zumeist dreizeilig mit zwei oder drei Panels pro Zeile. Im Nachdruck erscheinen diese im jetzigen Format ungewohnt groß, was allerdings dem Leser auch die Möglichkeit gibt, sich mit den zahllosen recht schönen Details der Zeichnungen auseinanderzusetzen. Auch in diesen kurzen Geschichten zeigt sich Craenhals in der Gestaltung auf recht hohem Niveau und nutzt die schön arrangierte mittelalterliche Kulisse rund um Rotteck für die zahlreichen Abenteuer seines aufbrausenden Ritters. Insgesamt bleibt Craenhals auch in den Kurzgeschichten seiner Linie treu und bietet Bilder voller Dynamik mit gelungenen Perspektiven und Einstellungen, die zum Teil auch mit einigen wenigen großformatigen Zeichnungen aufgelockert sind.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer achte Band und abschließende Band der Gesamtausgabe von Cross Cult besticht als solide Hardcoverausgabe, deren bewusst gewählte Papierqualität das Gefühl von Comics der 60er Jahre vermittelt, auch wenn dieses Papier mit seiner sehr guten Druckqualität überzeugt. Im Anhang gibt es eine komplette Bibliografie der Roland-Reihe, welche sich sowohl mit den Alben als auch den Kurzgeschichten beschäftigt. Daneben gibt es ein Portfolio, welches die Cover der im Rijperman Verlages veröffentlichten Kurzgeschichten umfasst, als auch die Erzählung (wenn auch in gekürzter Fassung) „Der Teufel im Tal“ nebst Illustrationen von Craenhals. Wem das noch nicht genug sein sollte, der dürfte sich über das beigefügte Poster freuen, auf dem sämtliche Reisen und Stationen des ungestümen Ritters auf einer Karte vermerkt sind.
Fazit:Mit dem achten Band präsentiert Cross Cult alle zehn noch fehlenden Comickurzgeschichten, die in Tintin Sélection zwischen 1968 und 1974 originär im Taschenbuchformat veröffentlicht hat, in komplett überarbeiteter Fassung und schließt damit die Reihe um „Roland Ritter Ungestüm“ ab. Damit liegt nun erstmals alles, was zu „Roland, Ritter Ungestüm“ über viele Jahre hinweg erschienen ist, in einer wunderschön aufgemachten und hervorragend ausgestatteten, einheitlichen Reihe auf Deutsch vor, die sogar die französische Ausgabe in den Schatten stellt.
Wie bereits bei den Kurzgeschichten in Band 7, zeigt Craenhals in den zum Teil kurzen Episoden eine Vielzahl von interessanten Ideen, in deren Umsetzung er sich zum Teil mit Freude austobt. Dabei hätten sicherlich einige Geschichten auch für ein komplettes albenlanges Szenario gereicht, aber da war Craenhals mit seinen Ideen und in seinen Ausführungen manchmal höchst eigen.
Insgesamt gibt es mit den vorliegenden acht Bänden der Reihe nunmehr alle einzelnen Geschichten um Roland in einer behutsam restaurierten Form und ihrer korrekten chronologischen Erscheinung, die zusätzlich mit sehr lesenswerten Material im redaktionellen Teil aufbereitet ist. An dieser Stelle sei auch die Widmung für Kai Wilksen am Ende des Bandes erwähnt, der sich als Übersetzer der Gesamtausgabe betätigt hat und leider viel zu früh von uns gehen musste.
Die Macher von Cross Cult kann man mit ihren Engagement für diese Reihe nur beglückwünschen, da nicht nur für mich dieser Band, sondern die gesamte Reihe eine absolute Leseempfehlung mit wohligem Nostalgie-Flair ist, die sich wohltuend von dem vorherrschenden modernen „Heldentum“ abhebt und mehr als deutlich beweist, warum es ausgerechnet diese Reihe zu einem echten Klassiker des Genre geschafft hat.
|
||||||||||||||||||||||