Links zur Rezension Inhalt:Die Hochzeit von Gräfin Muriel von Vannes und Graf Ganelon von Quimper findet wie geplant statt und scheint vorerst das weitere Schicksal von Rolands Mutter zu besiegeln, handelt es sich letztlich um eine von langer Hand arrangierter Ehe auf Druck des Grafen, um seinen Einfluss und seine Macht zu vergrößern. Roland ist mit seinen Begleitern derweil in der eisigen Einöde des Nordens unterwegs, um Durandal an dem ihm verheißenen Ort zu finden. Aber die Reise bleibt nicht unbemerkt und so wird selbst Heimdal, der Hüter und Beschützer von Durandal, aus der Ferne Zeuge ihrer Wanderung.
Meister Turpin und Edda gelingt es endlich die erhofften Verbündeten für den Kampf gegen die Dänen zu gewinnen und so wird auf hoher See wird ein Pakt mit den Kindern Odins geschmiedet, die Dragvendill (so der nordische Name von Durandal) nicht in den Händen der Dänen wissen wollen. Unterdessen erfährt man auch von den Absichten von Oswald, dem Bastard des dänischen Königs und dessen Pläne Durandal in seine Hände zu bekommen. Und auch die Gruppe von Roland wird ohne dessen Wissen von einer Spionin der Nornen unterwandert, die zur Gefahr für die ganze Gruppe wird.
Der dänische König bedroht weiterhin die bretonnische Küste und seine Krieger stoßen auf keinen wesentlichen Widerstand. Auch er träumt von Durandal, welches ihm helfen soll, die Nordvölker zu vereinen und sogar Karl den Großen zu bezwingen. Aber es wird nicht lange dauern, bis die Flotte der Nordmänner eintrifft, um in einer großen Seeschlacht gegen die Dänen anzutreten.
Und auch Roland muss auf seiner Reise nach Asgard eine Überraschungen erleben, da die Spionin die Gruppe in ziemliches Ungemach führt so wie es insgesamt einige weitere Wendungen für andere Charaktere und deren Entwicklung in diesem Band gibt.
Schreibstil & Artwork:Der Autor Nicolas Jarry wurde am 19.06.1976 in Rosny-sous-Bois, einem Vorort von Paris, in Frankreich geboren und wandert als Szenarist für Comics, sowie als klassischer Romanautor zwischen den beiden Genres. Seine erste große Romanproduktion hieß „Les Chroniques d'un guerrier Sînamm“, ein drei Bände umfassender Fantasy-Zyklus, der zwischen 2000 bis 2001 bei Editions Mnémos erschien. Beim renommierten „Festival du Film Fantastique“ in Brüssel lernte er Jean-Luc Istin kennen, mit dem der für den Verlag Soleil ab 2003 die Reihe „Les Brumes d'Asceltis“ und später „Les exilés d'Asceltis“ schuf.
Gemeinsam mit Autor France Richemond schrieb er an den beiden Bänden „Sphinx“ und „Le peuple de la mer“ mit, einer historisch-mythologische Saga die im Verlag Rocher veröffentlicht wurde. Als Autor ist er unter anderem aber auch an dem Band „L'essayeur des anneaux“ (dt. „Die Mär der Ringe“; Epsilon Verlag) beteiligt, die 2003 bei dem Verlag Delcourt erschien und die Geschichte von Tolkiens „Herr der Ringe“ satirisch aufs Korn nimmt, als auch an der Fantasy-Reihe „Les Contes de Brocéliande“, die als Comic seit 2004 im Verlag Soleil erscheint. Überaus umtriebig folgte 2003 die Reihe „Les Chroniques de Magon“ und 2005 der One-Shot „Maxime Murène“ für den Verlag Delcourt. Seine erste Zusammenarbeit mit Djief war bereits 2006 für den ersten Band von „Tokyo Ghost“.
Eigentlich hatte ich hohe Erwartungen an den dritten Band, da das Szenario trotz einiger Schwächen doch einiges an Potential hat. Was allerdings der dritte Band letztlich liefert, ist eine weiterhin eine überaus komplexe Erzählstruktur mit einer Fülle von mehr oder weniger differenzierten Charakteren, die mit ihrer schieren Zahl allerdings nicht ausreichen, um den Leser von dieser Reihe vollends zu überzeugen. Hier merkt man den Schriftsteller in Jarry, der eigentlich einen Roman in ein Comic-Format pressen möchte und dadurch leider ein sperriges Werk vorlegt, welches einiges an Konzentration und Erinnerungsvermögen vom Leser erfordert.
Auch wenn die inhaltliche Substanz des dritten Bandes nahtlos an die bisherigen Geschehnisse anknüpft, so weiß man aber immer noch nicht so recht, was jetzt letztlich im Vordergrund des Szenarios stehen soll: Ist es weiterhin das Spannungsfeld von christlichem Glauben und nordischen Mythen? Und was ist eigentlich aus dem Rolandslied geworden, was ja letztlich auch Pate für die Reihe sein sollte. Aus Durendal, dem angeblich wundertätigen Schwertes von Roland im altfranzösischen Rolandslied wurde kurzerhand das Schwert Durandal (oder teilweise Dragvendill), dem man zwar gewisse Kräfte und Macht nachsagt, aber der eigentliche Protagonist Roland geht in dem munteren Reigen der scheinbar schier zahllosen Akteure schlicht und ergreifend verloren. So springt die Handlung von einem Ort zum anderen und versucht die unterschiedlichen Reisen, Geschehnisse und Intrigen zu packen. Das könnte sehr viel Spaß machen, wenn das Szenario in seiner Konzeption sich etwas mehr Zeit lassen würde, um Charaktere mit mehr Tiefgang aufzubauen und einen harmonischeren Spannungsbogen zu bilden. So bleibt dieses Szenario trotz seines Ideenreichtums und einiger schöner Momente leider hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Der Zeichner, Illustrator und Kolorist Gwendal Lemercier wurde am 04.03.1977 ebenfalls in Frankreich geboren und hat sich als Künstler einige Bekanntheit im Bereich der keltischen Erzählungen und im Genre der „Heroic Fantasy“ erarbeitet. Er arbeitet insbesondere als Spezialist für den Verlag „Soleil“, wo er sich mit seinen Vorlieben austoben kann.
Bei seiner bisherigen Tätigkeit arbeitete er unter anderem mit Autoren wie Patrice Pellerin, Guillaume Sorel oder Christian Rossi zusammen. Entdeckt wurde er im Jahr 2000 durch den Verlag „Soleil“, wo in der Zeit zwischen die drei Bände der Reihe „Contes de l’Ankou“ (2003 – 2007), der One-Shot „Dragons“ (2006) und die beiden Bände „Arcanes d’Alya“ (2007-2008) entstanden, was ihn allerdings nicht daran hinderte in der Zwischenzeit auch für den Verlag „Delcourt“ zu arbeiten. Außerdem war er an der Erschaffung des Konsolenspiels „Heroes of Might and Magic 5“ von Ubisoft beteiligt. In Deutschland wurde er durch den Oneshot „Der Fluch des Rings“ für die Reihe „Götterdämmerung“ (Splitter) bekannt.
Die optische Umsetzung durch Zeichner und Kolorist Gwendal Lemercier lässt für Freunde der „Heroic Fantasy“ mit ihren stark realistischen gezeichneten Figuren kaum Wünsche offen. Eine angenehm moderne Anordnung der Panels unterstützt den Fortgang des Szenarios und die unterschiedlichen Handlungsorte werden mit ihren Landschaften und Bauwerken überzeugend und sauber ausgeführt. Die Akteure werden überwiegend scharf und schwungvoll konturiert, auch wenn es manchmal schwierig ist, einzelne Figuren zu unterscheiden. Lemercier bleibt seinen harten Konturen treu und bietet sehr lebendige Figuren, die nach Handarbeit aussehen. Unterstützung hat er durch die Digikore Studios, die weiterhin die Kolorierung übernehmen. Vom Grundstil recht dunkel gehalten, bietet die Kolorierung immer wieder ein hübsches Spiel von Licht und Schatten und unterstreicht den Anspruch, auch durch die zum Teil sehr intensiven Farben, im Bereich der „Heroic Fantasy“ unterwegs zu sein.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Natürlich bietet auch dieser großformatige Hardcoverband des Splitter Verlages, dessen Cover wiederum von John Mac Cambridge gestaltet wurde, eine hervorragende Verarbeitung als auch eine überzeugende Druckqualität. Allerdings gibt es in Sachen Ausstattung kein zusätzliches Material für den Leser zu entdecken. Hier hätte ich mir mittlerweile eine Art Personenverzeichnis gewünscht, um zumindest die wichtigen Akteure des Szenarios auseinanderzuhalten. Die wiederum tadellose Übersetzung von Resel Rebiersch ist mit dem Lettering von Sven Jachmann angenehm zu lesen.
Fazit:Die Geschichte von Nicolas Jarry war ohnehin schon recht komplex ausgelegt und führt den Leser im Rahmen der Handlung in die Bretagne, nach Norwegen, Island, über das offene Meer und sogar Asgard! Leider bleibt dabei aber die vermeintlich leidenschaftliche Suche von Roland nach dem Schwert Durandal im Hintergrund. Als Leser bekommt man viel über die bereits skizzierten Konflikte zwischen den unterschiedlichen Akteuren geboten, egal ob es sich um das Thema Liebe oder um gnadenlose Politik handelt. Doch die zum Teil gewalttätigen Konflikte und die Blicke hinter zu viele Kulissen und sich überschneidenden Geschehnisse machen diesen Band zu einer manchmal recht schwer verdaulichen Kost. Als Autor von Büchern hat sich Jarry bereits vor Jahren einen guten Ruf erarbeitet und mir scheint, als habe er hier versucht das recht brillante Szenario für einen Roman für einen Comic zu nutzen. Allerdings sind diesem Medium Grenzen gesetzt, wenn man eine solch epische Geschichte erzählen möchte. Ist es ihm in der Reihe „Der tönerne Thron“ noch recht problemlos gelungen eine nicht unbedingt kleine Anzahl von Akteuren in einen sehr gut inszenierten Szenario zu arrangieren, so verliert sich Jarry hier in den zahlreichen unterschiedlichen Handlungsebenen.
Gwendal Lemercier bleibt seinen rauen und bodenständigen Panels treue, welche die Serie bislang optisch auszeichnet und dem Leser ein Gefühl von finsterer und brutaler „Fantasy“ vermittelt. Natürlich sind dabei einige Zeichnungen auch dicht davor in den Bereich Heroic-Fantasy abzugleiten, was letztlich aber auch dem Szenario geschuldet ist. Die Farbgestaltung durch die Digikore Studios ist aus meiner Sicht gelungen, auch wenn die recht weiche Farbgebung in Licht und Schatten nicht jedermanns Geschmack sein dürfte.
Unterm Strich bleibt ein sehr ehrgeiziges Projekt von Nicolas Jarry, der sich im vorletzten Band der Reihe darum bemüht die Spannung anzutreiben, es aber in den unterschiedlichen Handlungsfäden und Subplots geradezu vergisst den Leser für seine Geschichte zu begeistern. Hier wäre weniger mehr gewesen, bei einem Szenario, welches ich mir in seiner vorliegenden Form als gelungenen Fantasy-Roman vorstellen kann.
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