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Pathfinder Handbuch: Gewölbeforscher & Drachentöter
Bewertung:
(3.0)
Von: Mathias Jäger
Alias: Hunter
Am: 27.04.2014
Autor:(Gewölbeforscher) Amanda Hamon, Gareth Hanrahan, David Ross und Jerome Virnich; (Drachentöter) Shaun Hocking, Marie Small und Jerome Virnich
Übersetzer:Frank Bröning, Ulrich-Alexander Schmidt
Typ:Quellenband für Spieler
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-772-2
Inhalt:68 Seiten, PDF (auch als Print erhältlich)
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Mit dem vorliegenden Band Gewölbeforscher & Drachentöter probiert Ulisses einen neuen Weg in ihrer Veröffentlichungspolitik aus. Denn bei diesem Produkt handelt es sich ursprünglich um zwei unabhängig voneinander erschienene Bände von Paizo. Die dünnen 36 Seiten dicken Pathfinder Handbücher stießen aufgrund des schlechten Preis-Leistung Verhältnisses bei vielen deutschen Pathfinder Spielern jedoch auf wenig Gegenliebe. Ulisses beschloss daher thematisch eng miteinander verbundene Kampagnen-Handbücher zu einem Produkt zu vereinen. Inwieweit Gewölbeforscher & Drachentöter ein ähnliches Thema anschneiden muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Unzweifelhaft ist jedoch, dass die Produktpolitik zu einem niedrigeren Preis geführt hat. Kostet ein einzelnes Handbuch 11,95 €, so kostet dieser Doppelband nur 19,95 € womit man fast 4 Euro spart (sofern man ohnehin beide Bände haben wollte).

 

Da es sich um einen Doppelband handelt, entschied man sich bei Ulisses als Titelbild eine Symbiose aus den beiden einzelnen Titelbildern zu machen. Das Ergebnis ist ganz in Ordnung, wenn auch nicht überwältigend – immerhin sieht man nicht mehr den ganzen Drachen! – und im Inneren des Bandes finden sich die vollständigen Titelbilder noch einmal in klein.

 

Inhalt

An der Innenseite des Bandes finden sich die Positionen von 30 bekannten und weniger bekannten Gewölben der Inneren See, wobei anhand von Farben und Symbolen zwischen verschiedenen Gewölbearten (wie etwa natürliche Gewölbe und Ruinen) und gigantischen Gewölben unterschieden. Ein paar davon kennt man bereits aus dem Almanach der Gewölbe Golarions und aus anderen Pathfinder Produkten.

 

Der eigentliche Band beginnt mit der Beschreibung, welche Arten von Gewölben es gibt, welche Gegner man dort erwartet und wie man sie am besten erobert. Keine außergewöhnlichen Informationen, zudem sie sehr allgemein gehalten sind, aber nett sie einmal zusammengefasst zu haben. Weiter geht es mit der Vorbereitung für eine Expedition und den Vorteilen die es bringen kann entsprechende Nachforschungen anzustellen und die richtige Ausrüstung mitzunehmen. Da selbst erfahrene Spieler immer wieder dazu neigen blindlings in das nächste Gewölbe zu stürmen, gar keine so schlechte Zusammenstellung. Der Teil des Bandes schließt mit 3 Ausrüstungssätzen ab, wovon aber nur die Taucherausrüstung wirklich brauchbar ist. Es folgen auf sechs Seiten Informationen zu Fallen, Monstern und Schätzen in Gewölben (inklusive mäßig brauchbarer Talente). Abgesehen von den Talenten sind diese Seiten sehr allgemein gehalten und bieten wenig Brauchbares.

 

Nun kommt aber endlich etwas Nützliches: Nämlich die Gewölbeführer. Dabei handelt es sich um Aufzeichnungen von Gelehrten und Abenteurern, die ein Gewölbe (welches für die Spielercharaktere noch neu ist) bereits erforscht haben. Diese Gegenstände verleihen in dem jeweiligen Gewölbe gewisse Vorteile; seien es Boni auf Fertigkeitswürfe oder Informationen über aktuelle Bewohner. Natürlich können die Informationen in diesen Führern jedoch auch überholt oder gar falsch sein, was ihre Anwendung etwas unsicher macht.

 

Weiter geht es mit berühmten Gewölben Golarions, die hier mit jeweils 2-3 Sätzen vorgestellt werden. Diesen Platz hätte man sich sparen können, denn Informationen werden hier ohnehin nicht vermittelt, und stattdessen gleich auf den „Almanach der Gewölbe Golarions“ verweisen können. Es folgt ein Abschnitt über Mietlinge, genauer über den Archetyp des Fackelträgers und des dazugehörigen Talents. Zugegeben, ein Fackelträgermietling hat durchaus Stil, aber für einen solchen Lakaien ein Talent opfern? Für eine Fähigkeit, die jeder Stufe 1 Magiewirker beliebig oft am Tag kann – Stichwort „Licht“. Der einzige für mich sichtbare Vorteil besteht darin, dass man auf entsprechender Stufe das Talent Fackelträger gegen Anführen eintauschen darf.

 

Am Ende des ersten Bandes finden sich dann noch einige Archetypen: Fallensprenger (Alchemist), Gewölbestreuner (Waldläufer) und der Terrakotta-Mönch. Außerdem neue Ausrüstungsgegenstände, alchemistische Gegenstände und magische Gegenstände. Wie auch schon in ähnlichen Bänden sind die Gegenstände sehr speziell und kaum ein Charakter wird sie sich freiwillig kaufen – höchstens nach dem Finden eines entsprechenden Schatzes behalten.

 

Völlig übergangslos beginnt dann der zweite Teil des Bandes, die Drachentöter. Der Hintergrund ist plötzlich hell und die Schriftart der Überschriften ist eine andere. Ansonsten weist jedoch nichts daraufhin, dass sich nun alles um das Erschlagen von Drachen dreht. Bei künftigen ähnlichen Produkten wäre mir persönlich ein deutlicherer Übergang lieber – etwa in Form des ursprünglichen Titelblattes.

 

Dieser Band beginnt mit den Eigenschaften der unterschiedlichen Drachenarten und der Frage, warum ein Charakter eigentlich zum Drachentöter wird. Wobei die Motivation sehr allgemein gehalten wird (Macht, Rache, Ruhm und Schätze). Wie schon am Anfang der Gewölbeforscher geht es dann los: Wie bereite ich mich auf die Drachenjagd vor? Welche Fragen sollte ich mir vorab stellen? Und dann wird auch schon der Frage nachgegangen welche Drachen ich in welchem Terrain finde – gleichzeitig mit Empfehlungen zu optimierten Charakteroptionen und Ausrüstungsgenständen.

 

Auf weiteren zwei Seiten wird erklärt, wie man am besten mit Drachen verhandelt, wobei der Großteil des Platzes von neuen Bardentalenten eingenommen wird. Noch mehr Regeln in Form von Wesenszügen gibt es unter „Von Drachen gezeichnet“ – hier hatte der Charakter in der Vergangenheit eine traumatische Begegnung mit einem Drachen. Ob man allerdings wirklich für jede Drachenfarbe einen anderen Wesenszug benötigt?

 

Von den Regeln weg, geht es wieder mehr zum Fluff: Es werden die niederen Drachen vorgestellt. Angefangen von Halbdrachen, über Drakas und Lindwürmer, bis hin zu Wyvern. Außerdem zeigt eine Doppelseite schön die Anatomie eines Drachen. Damit wird auch der Übergang geschaffen, was man aus den einzelnen Teilen eines Drachen eigentlich alles herstellen kann (auch wieder auf zwei Seiten).

 

Dann geht es endlich um das titelgebende Thema, das Drachentöten. Dazu werden angeboten: Drachentöter Bündnisse (Vereinigungen von Drachentötern), Archetypen (Drachenbluttrinker (Hexenmeister), Drachenjäger (Waldläufer) und Drachenschütze (Schütze)), Talente, Ausrüstungsgegenstände (sehr praktische und thematisch passende sogar!), sowie eine Hand voll neuer Zauber, die alle zur Bekämpfung von Drachen geeignet sind. Im Gegensatz zu denselben Kapiteln im „Gewölbeforscher“, kommen mir die meisten neuen Optionen und Gegenstände durchaus nützlich vor, auch wenn sie vielleicht sogar noch spezialisierter sind. Vielleicht erscheinen mir die Optionen auch nur deshalb so brauchbar, weil mir schon lange eine Kampagne rund um eine Gruppe Drachentöter im Kopf herum spukt.

 

Die Innenseite des Einbandes bildet mit einem Abschnitt zu den Lebensaltern eines Drachen den Abschluss des Buches. Dabei befindet sich eine schematische Größendarstellung eines Drachen in den unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Letzteres sieht zwar gut aus, da Drachen jedoch unterschiedlich groß werden, eine etwas sehr allgemeine Darstellung.

 

Fazit:

Generell bin ich kein Freund von überbordenden zusätzlichen Charakteroptionen und Gegenständen, zumal in meinen Augen selten viel Gutes nachkommt. Das wird meiner Meinung nach im Buch der Gewölbeforscher gut demonstriert. Die wenigsten neuen Regelaspekte – seien es Zauber, Ausrüstungsgegenstände oder Talente – finde ich wirklich sinnvoll; und das, obwohl ich einen guten Dungeoncrawl, bei dem genau diese in dem Band gelisteten Dinge brauchbar sein sollten, zu schätzen weiß. Hier schneidet der Band Drachentöter besser ab. Die Optionen sind eindeutig für die Drachenjagd ausgelegt und in einer Kampagne in der das Hauptaugenmerk auf das Erlegen dieser riesigen Kreaturen gelegt wird, kann man hier aus dem Vollen greifen.

 

Generell stößt mir bei beiden Bänden die etwas konfuse Aufteilung der Informationen auf. Irgendwie erschließt sich mir kein roter Faden oder ein Konzept bei der Reihenfolge, in der die einzelnen kurzen Kapitel präsentiert werden. Zumal es viele Kapitel sind (in jedem Band 16!), welche alle ihr jeweiliges Thema nur kurz auf einer Doppelseite anschneiden. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Vor allem zum Thema Drachentöter hätte ich mir deutlich mehr Fluff gewünscht, aber hier bin ich wohl die falsche Zielgruppe, was die Pathfinder Handbücher angeht.

 

Braucht man dieses Buch also? Ich denke, dass man ohne die Informationen und Optionen aus dem „Gewölbeforscher“ gut leben kann. Möchte man allerdings wirklich eine Drachenkampagne spielen (wie etwa das Abenteuer „Drachengeißel“) drängen sich die Optionen aus dem „Drachentöter“ geradezu auf!

 

Lobend zu erwähnen ist hier ganz zum Schluss natürlich noch einmal die Produktpolitik von Ulisses. Sie sind direkt auf Kundenwünsche eingegangen – soweit es in ihren Möglichkeiten als Übersetzer lag. Und man hätte wahrlich zwei thematisch schlechtere Bände vereinen können.