Sharner Kobold Sharner Kobold

 

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Wolfszorn
Bewertung:
(4.0)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 09.09.2014
Autor:Ulli Schwan
Typ:Roman
VerlagSelbstverlag
ISBN/ASIN:978-3-000459-68-9
Inhalt:355 Seiten, Softcover
Preis:12,90 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Okay, Nathaniel Palmer ist wieder da. Der Go-to-Guy des Kartheiser-Werwolf-Clans, der sich in einer Stadt im Rheinland etabliert hat und unter den Menschen und mit den Menschen lebt.

Vom Aufbau her erfahren wir in einem Erzählstrang mehr über Nathaniels Vergangenheit, in einem weiteren geht es um die gegenwärtige Situation der Sippe, die wie schon in Band 1 von außen wie auch von innen heraus bedroht wird. Das ist echt erzähltechnisch mehr als ordentlich gemacht und der erfahrene Leser merkt ziemlich schnell, dass diese beiden Stränge sich aufeinander zu bewegen und dass die Vergangenheit unseren Protagonisten mit seinem aktuellen Fall schneller einholen wird, als ihm lieb ist.

 

Okay, so viel grob zum Inhalt – bevor ich ins Detail gehe, muss ich mich noch kurz schriftlich wundern, warum der Roman nicht mehr bei 13Mann erscheint, sondern dieses Mal selbst verlegt ist. Merkwürdig. Mal schauen, ob der Herr Autor mir ein paar Takte dazu sagen kann ohne allzu große Verlagsgeheimnisse ans Licht zu zerren.

 

Um meiner Rezensionistenpflicht (Gibt es das Wort?) genüge zu tun, möchte ich noch ein etwas genauer auf Inhalt und Personen eingehen, denn noch eher als im ersten Teil habe ich eine neue Komponente entdeckt: Wir haben es hier mit einem literarischen „Buddy Movie“ zu tun, denn das Verhältnis zwischen Nathaniel (der vor meinem geistigen Auge zunehmend zu einem werwölfischen Bruce Willis in „Stirb langsam“ wird, dessen Pelz von Minute zu Minute blutiger wird und der ununterbrochen auf die Fresse kriegt; aber man weiß doch, dass er am Ende des Last Man Standing ist) und Alex wird immer mehr ins Zentrum gerückt.

In der Haupthandlung klären Nathaniel, seine Buddies und sein neuer Lehrling Tobias eine Mordserie, in der ein Satyr eine wichtige Rolle spielt (und ich erwarte irgendwie in den nächsten Bänden, dass eben der nochmal auftaucht – ja, ich hatte ihn schon für das Ende dieses Romans auf dem Schirm) und anschließend gibt es mal so richtig Stunk auf dem Gebiet der Sippe. Fremde Werwölfe machen ohne Ende Menschen platt und zwar so, dass es selbst den verdrängungsfreudigen Menschen schwer fällt, das auf „natürliche“ Gründe zu schieben. Insgesamt also eine riesige Gefahr für die friedliche Koexistenz und Nathaniel wird losgeschickt, um dem ein Ende zu bereiten.

Wie schon geschrieben trifft er hier auf alte Bekannte und es geht so richtig zur Sache bis hin zum Bruce Willis/Steven Segal-mäßigen Showdown in einer alten U-Bahn.

 

Zwischendurch gibt es noch etwas Gefühlssoße, wenn Nathaniel seiner alten (menschlichen) Liebe und seinem Sohn hinterher trauert, die er aufgrund seiner Natur schweren Herzens verlassen musste. Aber auch da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen und wir haben einen losen Faden, der förmlich danach schreit, in einem Folgeband aufgenommen zu werden.

 

Überhaupt ist das ganz geschickt gemacht. Viele Dinge werden aufgegriffen und so halbwegs zufriedenstellend beendet, man weiß aber, dass da noch etwas im Hintergrund brodelt und nach einer späteren Auflösung verlangt. Weitere Beispiele hierfür wären die inneren Spannungen in der Sippe auf Macht-Ebene oder die Frage, ob Werwölfe übermächtige Wesen sind, die ihre Natur ausleben oder unauffällig neben den Menschen existieren sollten, was sicher auch noch in Zukunft zu Problemen in der Sippe führen könnte.

Gut gemacht und mit viel Potential für die Zukunft...

 

Zum Abschluss noch zwei Elemente, die mir sehr gut gefallen: Zum Einen versucht der Autor mit einem stylischen Logo und der Zeile auf dem Cover „Ein Wondwandler Roman“ einen Tradestyle zu kreieren, was die Serie gut erkennbar machen soll. Wenn da noch zwei oder drei Romane erschienen sind, wird man sehen, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Zum Anderen finde ich die letzte Seite (mal abgesehen von Werbung und Danksagungen) total geil, denn hier wird in James Bond-Manier angekündigt: „Nathaniel kommt 2015 zurück in Totentanz“. Sauber!

 

Noch ein kleines Detail am Rande – man scheint auf meine erste Rezi reagiert zu haben. Dort hatte ich bekrittelt, dass die Komponente „Hard-boiled“, die man anstrebte, nicht zufriedenstellend eingebaut wurde. Und so heißt es nun auf der Rückseite nur noch „Urban-Fantasy-Thriller“ - und das kann ich nun komplett unterschreiben! Gut reagiert.

 

Fazit:

Was soll ich sagen? Der Autor kann immer noch packend schreiben. Er kann Romane vernünftig aufbauen. Er kann interessante Figuren erschaffen.

Dass ich einen Werwolf-Roman interessiert zu Ende gelesen habe, sollte genug über die Qualität des Romans aussagen. Und ja, ich werde auch ganz sicher mit Vergnügen den nächsten Teil lesen – obwohl – ich weiß nicht, ob ich es schon geschrieben habe – Werwölfe, Vampire und das ganze andere Kroppzeuch nicht so mein Ding sind.

 

 

Ein Interview mit dem Autor:

 

Warum erscheint der Roman nicht mehr bei 13Mann?

Bevor wir zur Trennung kommen, möchte ich noch mal den Enthusiasmus und die Begeisterung loben, mit denen Sebastian und die anderen von 13Mann auf Nathaniel reagiert haben. Es hat Spaß gemacht „Das Blut der Mondwandler“ mit ihnen zu veröffentlichen. Für mich war es der Beginn der Geschichte um die Kartheiser und Nate. Für 13Mann war es mit den anderen Romanen von Andreas Schnell der Versuch, Romane mit in ihr Angebot zu nehmen. Wir haben aber gemeinsam rausgefunden, dass Rollenspiele und Romane verschiedene Märkte sind. Als ich dann für mich entschlossen habe, dem Einzelabenteuer eine Serie folgen zu lassen, erkannten wir alle, dass sich unsere Wege erst einmal trennen sollten. So startete ich die Mondwandler-Reihe im Eigenverlag.

 

Wenn ich dir spontan einen Verlag vermittle - was sagst du dazu?

„Das Blut der Mondwandler“ war mein dritter Roman, den ich bei einem Verlag untergebracht habe. „Wolfszorn“ der erste im Eigenverlag. Ich habe jetzt genug Erfahrung um zu sagen: Ich würde mir die Vertragskonditionen genau ansehen, die Reichweite des Verlags und das Marketingkonzept für die Mondwandler-Reihe. Danach würde ich entscheiden.

Ich mag es, Selbstverleger zu sein. Aber wenn die Konditionen stimmen, würde ich die Mondwandler-Reihe auch gern bei einem Verlag unterbringen.

 

Werwölfe? Warum Werwölfe?

Weil ich Werwölfe faszinierend finde. Weil sie das Sinnbild für die aggressive Seite in uns sind. Weil ich es mir aufregend vorstelle, die Welt mit ihren Sinnen wahrnehmen zu können. Weil man sich als Werwolf mal so richtig austoben kann.

Als ich vor Jahren „Underworld“ im Kino sah, war mir klar, dass ich mehr von den Werwölfen – sprich Lycanern – sehen wollte. Werwölfe sind mächtige Jäger, sie zeigen uns Menschen die Grenzen der rationalen Welt auf. Sie sind das Gegenbeispiel zu uns technisierten Menschen, die jedes Phänomen in eine mathematische Gleichung erfassen. Deswegen leben meine Werwölfe auch in einer Stadt, denn dadurch wird der Kontrast deutlicher.

Doch die Bestie muss unter Kontrolle gehalten werden, damit sie keinen Schaden anrichtet. Und das ist eines der beiden Grundthemen der Serie: Das Gleichgewicht zwischen Mensch und Monster. Das zweite Thema ist: Wer ist das größere Monster, Wolf oder Mensch?

Außerdem mag ich es, Actionszenen zu schreiben und mit Werwölfen kann ich richtig die Fetzen fliegen lassen.

 

Hast du einen großen Storybogen im Kopf oder lässt du dich von Roman zu Roman treiben?

„Das Blut der Mondwandler“ schrieb ich als Einzelabenteuer. Schon während der Arbeit daran erkannte ich, dass in Nate und der Sippe mehr steckt. Das möchte ich jetzt in den folgenden Romanen erzählen. „Wolfszorn“ ist also der eigentliche Beginn der Reihe, wobei „Das Blut der Mondwandler“ mit einbezogen wird.

Ich habe einen großen Handlungsbogen vor Augen, der in Einzelabenteuern erzählt wird. Jeder Roman steht für sich, führt aber die Geschichte der Protagonisten und Nebencharaktere voran. So habe ich die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen, wie zum Beispiel mal einen Roman um Nates Team zu schreiben. Dann einen Roman über das Wirtschaftsimperium, das die Kartheiser-Sippe sich aufgebaut hat. Der nächste Roman könnte dann mehr ein Krimi werden als ein Action-Urban-Fantasy-Thriller.

Einige Meilensteine stehen schon fest: Wendungen in Nates Leben oder der Zukunft der Sippe, die hoffentlich überraschen, neue Allianzen bilden und alte auf die Probe stellen. Über allem schwebt vage eine große Idee mit einem Finale. Aber das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben, vieles ist noch im Fluss.

 

Welche Figur aus der zweiten Reihe ist dir am liebsten?

Schwer zu sagen. Jetzt, da ich an „Totentanz“ schreibe, ist es gerade Samia – sie gibt dem Roman eine andere Note.

Alex ist nicht nur der beste Freund von Nate, sondern auch meiner.

Sehr gerne schreibe ich zudem Reinhardt, weil er so anders ist als alle anderen.

Kira ist ein Charakter, von dem ich unglaublich viel weiß. Sie hat viele Facetten, denen ich aber noch nicht genügend Raum gegeben habe. Vielleicht wird mir das in Zukunft mal gelingen.

 

Warum nicht Köln?

Da zitiere ich meine Kollegin Kay Noa: „Ich will ein Labor haben, in dem ich die Freiheit habe, alles zu tun.“ Köln ist meine Heimatstadt und eine Geschichte, die in ihr spielt sollte ihr treu bleiben.

Andere Autoren ändern die Städte, wie sie möchten, zum Beispiel Jim Butcher bei seinen „Harry Dresden“-Romanen die Stadt Boston. Ich dachte mir aber: Wenn ich schon eine Stadt erbaue, wie sie mir gefällt, dann auch von Anfang an. Ostkamp gibt mir die Freiheit, alles zu erbauen – und zu zerstören – was ich will. Wenn mal ein Gebäude von Mondwandler klein gemacht wird, ist das in Ostkamp okay. Würde ich das gleiche in Köln machen, wäre es nicht mehr Köln.

Außerdem gäbe mir Köln Grenzen auf. Ich will aber größtmögliche kreative Freiheit. Und auch wenn Ostkamp etwas von Köln hat, dann doch auch von anderen Städten: Einwohnerzahl und Ausdehnung von Duisburg zum Beispiel.

 

Ist die Vergangenheit von Nate jetzt auserzählt oder kommt da noch was?

Nates Vergangenheit ist noch nicht auserzählt. Wird sie so bald auch nicht sein, denn ich kenne sie selbst noch nicht in allen Einzelheiten. Vieles ist noch im kreativen Fluss und es wird spannend, an welche Ufer ich gespült werde.

Außerdem gibt es ja noch die Vergangenheiten von vielen anderen Charakteren zu entdecken.

 

Passend zum DnD-Gate: Thema Rollenspiele: Spielst du oder hast du gespielt?

Ich habe ein paar Rollenspiele gespielt, aber das ist schon eine Weile her. Mein Lieblingsspiel war „Kult“ – falls das noch jemand kennt. Ich wechselte darin mal die Figur. Was mein Spielleiter dazu nutzte, meine neue Figur auf meine alte Figur treffen zu lassen. Ich befragte mich also selbst nach irgendwelchen Geheimnissen. Das war schon ein wenig seltsam ;-)

Zudem schrieb ein Freund von mir mal ein Rollenspiel basierend auf einen Fantasy-Roman, den wir gemeinsam geschrieben haben. Das war eine ziemliche Herausforderung, hat beim Spielen aber doppelt so viel Spaß gemacht.