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Horacio d'Alba 2 - Soldatenkönig
Bewertung:
(3.5)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 23.10.2014
Autor:Jérôme Le Gris (Autor) und Nicolas Siner (Zeichnungen)
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic
Setting:Historisches Italien
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-438-3
Inhalt:64 Seiten, Hardcover
Preis:14,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die bislang unbekannte Chronistin schickt sich im zweiten Band an, die Geschichte von Horacio d’Alba weiter zu erzählen und setzt ein, als sich Horacio und seine Begleiter auf die Flucht vom brennenden Kloster von San Cortese machen. Ihr missglückter Anschlag auf Senator Rembrandt blieb bislang ein Geheimnis, möchte doch keine Seite dem Roten Kardinal einen Vorwand bieten, um ins Land einzumarschieren und es zu erobern.

 

In Gedanken ist Horacio bei seinem Sohn Julius, der sich auf die Seite Rembrandts geschlagen hat, und dem seltsamen Wiedersehen, welches beide am alten Heiligtum der Nemesis hatten. Julius gehört zu den Anhängern des einflussreichen Senators Rembrandt, der das archaische Modell der Duellanten beenden will und dem Volk das Licht der Zivilisation bringen möchte.

 

Für ihren Verrat an der Akademie wird Callisto von Silas hart bestraft: ein Brandmal auf ihrer Stirn macht sie zur Sykophantin, die jeder, der dieses Mal sieht, auf der Stelle töten darf.

 

Unterdessen schicken sich französische Schiffe an, im Hafen von Genua anzulegen, um dort alles was es an Söldnern gibt, zu rekrutieren. Sie errichten ihr Lager im Norden der Republik, in der Bucht von Agrippina. Brissac, der Anführer der französischen Truppen, ist gehalten auf die Befehle des Roten Kardinals zu warten, der diese Söldner in den Kampf gegen die Republik schicken will.

 

Der Aufmarsch der Truppen an den Grenzen bleibt auch Rembrandt und den anderen Senatoren nicht verborgen. Fieberhaft arbeitet man an einer Lösung für den unausweichlichen Krieg. Rembrandts Plan sieht vor, den Senat zu überzeugen die Duellakademien zu verbieten und aufzulösen. Hierdurch könnte er die Taktik des Roten Kardinals durchkreuzen, der nur darauf wartet, dass in der Republik in eine Art Bürgerkrieg ausbricht. Und so werden durch den Senat nicht nur neue Gesetze verkündet, sondern auch mit Kardinal Jean de Boulogne ein eigener Kandidat für das Amt des Papstes gegen den Roten Kardinal ins Rennen geschickt, um die Gunst des französischen Königs zu gewinnen.

 

Allerdings hat niemand mit den verheerenden Konsequenzen gerechnet, die sich aus der Auflösung der Akademien ergeben und das Unheil nimmt in einem blutigen Aufmarsch gegen den Senat seinen Lauf. Aber die Republik ist noch nicht gänzlich verloren, scheint es doch, als gäbe es einen neuen Anführer.

 

Schreibstil & Artwork:

Der französische Autor und Regisseur Jérôme Le Gris wurde 1971 geboren. Nach seinem erfolgreichen Studium an der renommierten „École nationale supérieure Louis-Lumière“, einer Filmhochschule in Noisy-le-Grand bei Paris, realisierte er mit „Requiem pour une tueuse“, einem Thriller, seinen ersten Spielfilm, in dem unter anderem Mélanie Laurent und Clovis Cornillac Hauptrollen übernahmen. Mit dem Zeichner Nicolas Siner wagte er sich nun an etwas vollkommen anderes und gibt mit der Reihe „Horacio D'Alba“, die für den französischen Verlag „12bis“ entstand, sein Debüt als Autor.

 

In seinem Szenario baut Le Gris den Hintergrund seines pseudo-realistischen Italiens zur Zeit der Renaissance weiter aus, in dem sich die Herrschenden des Landes (und natürlich auch die feindlichen Mächte) in ständigen Kriegen und politischen Scharmützeln verlieren. Allerdings wundert es mich ein wenig, dass Le Gris sich diesen Hintergrund ausgesucht hat, den er manchmal irgendwie krampfhaft mit politischer Aktivität füllt. Hier wäre unter Umständen eine komplett eigene Welt mit leichten Anklängen der italienischen Renaissance passender gewesen. Ungeachtet dessen besitzt das Szenario mit seinem Protagonist Horacio d’Alba einen nicht zu leugnenden Charme, entwickelt sich doch der einfache aber begabte Duellant im Laufe der beiden ersten Bände zu einem sehenswerten Charakter und auch der Rote Kardinal besitzt als Intrigant erhebliches Potential als Bösewicht bei der Umsetzung weiterer Intrigen.

 

1985 in Paris geboren, hat es Nicolas Siner seit jeher zum Zeichnen hingezogen. Nach seinem Abitur in 2003 und einem langen Jahr mit etlichen Zweifeln, zog es ihn schließlich 2004 an die private Kunsthochschule „Ecole Pivaut“. Nach vier Jahren machte er dort sein Diplom und stieg als professioneller Zeichner für Illustrationen von Romanen für den Verlag „Mnémos“ und als regelmäßiger Zeichner für das Magazin „Science et Vie Junior“ in das Genre ein. Im Juni 2009 unterzeichnete er einen Vertrag bei dem französischen Verlag „12bis“, wo gemeinsam mit dem Autor Jérôme Le Gris die Reihe „Horacio D'Alba“ entstand.

 

Technisch weiß Nicolas Siner auch weiterhin auf sehr hohem Niveau zu unterhalten. Seine Mischung aus Splash-, Split- und Insert-Panels machen immer wieder deutlich, dass er sein Handwerk versteht. Bei der Wahl seiner Perspektiven kann man sich auch nicht beklagen, hier gelingt es ihm immer wieder die Handlung und die Dialoge zu unterstützen. Etwas störend empfinde ich nach wie vor die Ausführung seiner realistisch gestalteten Charaktere: Hier dominieren etwas zu starke Konturen, die manchmal den Wiedererkennungseffekt einzelner Charaktere etwas schwierig machen.

 

Die wahrscheinlich digital aufbereitete Kolorierung ist zwar immer stimmig, wirkt allerdings bei den oftmals kantig und fast schon überzeichneten Charakteren zu blass. Dennoch bin ich weiterhin von seinem sicheren Gespür bei der Ausführung von Landschaften, Stadtszenen und Räumen recht angetan.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Den Leser erwartet bei diesem Hardcoverband die gewohnt vorbildliche Qualität des Splitter Verlags. Für sein Geld erhält man einen solide verarbeiteten Band, der sowohl durch ein angenehmes Druckbild als auch durch seinen Hochglanzumschlag überzeugt. Auf Extras bei der Ausstattung wurde verzichtet, was bei diesem Band allerdings zu verzeihen ist. Die tadellose Übersetzung von Tanja Krämling ist wie immer angenehm zu lesen.

 

Fazit:

Bereits bei meinem Fazit zum ersten Band der Reihe habe ich davon gesprochen, das es der Reihe „Horacio d’Alba“ nicht unbedingt gelingt, eine stimmige Synthese von Bild und Szenario zu schaffen, wobei es allerdings nur schwer auszumachen war, woran dies lag. Als Szenarist bietet Le Gris im zweiten Band ein wahres Feuerwerk aus Intrigen, Liebe, Tod und Leidenschaft, wie man es sich nicht besser wünschen könnte. Selbst wenn sein Protagonist einem vermeintlich absehbaren Ende entgegen geht, so kommt dennoch keine Langeweile auf und man fühlt sich gut unterhalten.

 

Vielleicht liegt es am Stil von Nicolas Siner, der als Newcomer mit „Horacio d’Alba“ seine erste große Reihe vorlegt. Technisch sehr versiert gelingt es ihm irgendwie nicht zur Gänze seinen Akteuren Leben einzuhauchen. Selbst in seinen zum Teil groß angelegten Kampfszenen scheint er in seinen Ausführungen immer etwas zu statisch zu bleiben und dürfte damit weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben.

 

Insgesamt bietet auch der zweite Band der Reihe recht gelungene Unterhaltung, zumal sich nunmehr einige Handlungsstränge verdichten und einige Entwicklungen auch mit gekonnten Überraschungen aufwarten. Wer kann beispielsweise ahnen, wer gegen welches Gift immun ist? Eine überaus ambitionierte Mantel- und Degen-Inszenierung, die einige Schwächen hat, insgesamt aber in diesem zweiten Band recht kurzweilig daherkommt