Links zur Rezension InhaltAls Marc Spector starb, endete nicht seine Existenz, er wurde vielmehr zu einer Verkörperung des ägyptischen Mondgottes Khonshu. Zumindest scheint dieser Gott nun ein Teil von ihm zu sein und das ermöglicht es ihm, den potentiellen Gegnern dieses Gottes nachzustellen. Mit dem vorliegenden Band erhalten wir mehr als nur eine Geschichte mit Moon Knight Marc Spector. Der Leser darf hier durch verschiedene Geschichten nach und nach mit der Figur des Moon Knight Bekanntschaft schließen. Je nach Mission trägt der Moon Knight eine andere Ausrüstung, wobei diese jeweils schneeweiß ist und auch im Dunkeln keine Schatten abbildet. Wenn man ihn sieht, hat man stets das Gefühl, er wäre nur eine Comicfigur - auch innerhalb des Comics. Gegen eine Horde Geisterrocker muss es eine Rüstung mit Knochenstücken des alten Ägyptens sein, gegen einen Scharfschützen nutzt er eine Rüstung mit einem Flugcape und einem Funktionsstab und in einer anderen Mission trägt er lediglich einen weißen Anzug.
Aber alles ist weiß bei dem Moon Knight. Auch seine Wurfgeschosse in Halbmondform, die scheinbar mühelos alle Materialien durchdringen und die er zu jederzeit in ausreichender Anzahl parat hat. Nur seine Umgebung und seine Handlungen, die sind alles andere als weiß. Beim Moon Knight geht es düster und brutal zu. Die Geschichten verlaufen nicht immer linear und sie erzählen dabei keinen zusammenhängenden Hintergrund. Der Comicband bietet lediglich Episoden aus dem Wirken des Moon Knights.
Schreibstil & ArtworkWarren Ellis ist kein Unbekannter in der Comic Szene. In den letzten 20 Jahren arbeitete er neben Marvel auch für Comics bei DC, Caliber und Image. Mit diesem Band beginnt er eine Serie, in der eine neue Version des Moon Knights erzählt werden soll. Die Art der Erzählung ist nicht immer geradelinig, dazu wird gern ein wenig Handlung geopfert, um mehr Aktion zeigen zu können, gern auch blutig. Seine Figur scheint oft selbst genauso wenig über sich zu wissen oder besser gesagt zu begreifen wie der Leser. Wer eine klare logische Geschichte mit einem gut fassbaren Protagonisten sucht, der mag hier enttäuscht werden, denn das Schema ist ganz deutlich nicht das Ziel der Autoren. Warren Ellis schafft es nicht, nützliche Übergänge zwischen den einzelnen Geschichten zu schaffen. Es gibt nahezu keine anderen wiederkehrenden Personen, Orte, oder andere Objekte in den Geschichten, die dem Leser eine Chance geben mit der Figur und der Welt des Moon Knight vertraut zu werden. So bleibt der Protagonist am Ende der letzten Geschichte dem Leser im Grunde noch genauso fremd wie vor der ersten. Wenn das gewollt ist, haben die Autoren das gut hinbekommen. Der Zeichner Declan Shalvey hat hier eine interessante Aufgabe bekommen und sie gut umgesetzt. Diese papierweißen Anzüge, Autos, Flugobjekte und Waffen des Moon Knights geben jeder Seite des Comics einen besonderen Touch. Die Übersetzung und das Material des Bandes sind für Panini üblich gut gelungen.
Fazit:Schlecht ist das nicht, was die Autoren da zu Papier bringen, aber ganz sicher nicht jedermanns Geschmack. Mir persönlich fehlt durch alle Geschichten hinweg so etwas wie ein roter Faden. Mir fehlt ein Identifikationsmerkmal. Der Comic-Band zeigt mir recht deutlich, warum Figuren wie Batman, Spiderman, Superman oder Serienhelden wie Arrow ein Gesicht haben. Sie definieren sich nicht dadurch, wie spektakulär sie ihre Gegner vermöbeln, ob sie dabei brutal oder blutarm vorgehen. Sie alle definieren sich durch ihr Umfeld und wie sie mit diesem umgehen. Ein Alfred, eine Gwen Stacy, eine Lois Lane, eine Pepper Pots und wie sie alle heißen, sind elementar, um einem Helden ein Gesicht zu geben. Eine durchgängige Geschichte, mit der man mitfiebern kann und deren Ende mit Spannung erwartet wird, ist auch kein Nachteil. All das fehlt dem Moon Knight von Warren Ellis, weshalb ich den Band auch nur als glatten Durchschnitt bewerten kann.
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