Links zur Rezension Inhalt:Drachen greifen die Außenposten des Königreichs Palladia an, und sorgen dafür, dass ein Krieg bevorsteht. Die eigenen Drachen und Drachenreiter scheinen der Bedrohung nicht gewachsen und die gesamte Situation lässt auch die Allianzen zwischen den verschiedenen Regionen bröckeln. Zur gleichen Zeit hat die Drachenreiterin Lynn endlich ihre Ausbildung abgeschlossen und will eigentlich nur ihrer Pflicht nachkommen. Doch die Dinge laufen anders, denn Lynn ist auch die einzige wahre Thronfolgerin und es ist an der Zeit, dass sie dieser Berufung nachkommt. Doch das Schicksal hat etwas ganz anderes mit ihr im Sinn….
Meinung:„Ravine“ ist das neueste Setting aus dem TopCow Universum, hat aber nichts mit Witchblade und Co zu tun. Die Gemeinsamkeit liegt jedoch beim Zeichner Sejic, der „Ravine“ erdacht und mit der Hilfe von Ron Marz zu einer tollen Heroic-Fantasy-Story geformt hat.
Unüblich für ein Debut nimmt sich die Story (respektive der Autor) sehr viel Zeit um sich zu entfalten beziehungsweise um dem Leser in das Setting einführen. Das ist gut so, denn Ravine ist wirklich komplex und keine 0815-Fantasywelt, sondern ist mit verschiedenen Rassen, Fraktionen und Machthabern durchzogen, strotzt vor verschiedensten Charakteren und politischen Verwindungen. Deswegen ist Ravine zunächst auch noch ein wenig verwirrend, aber mit jedem Protagonisten, mit jedem Charakter der vorgestellt wird, findet man sich interessanterweise mehr zurecht. Dabei sind die Charaktere vielfältig und vor allem vielschichtig. Jeder Einzelne hat seine eigene Motivation, seinen eigenen Antrieb, seine eigene Herkunft und seine eigenen Ziele, die er verfolgt.
Ravine ist Heroic Fantasy vom Feinsten, verzichtet dabei aber auf einige typische Elemente. Beispielsweise gibt es nicht den einen Jüngling und späteren Helden, der sich auf ein besonderes Abenteuer begeben muss, um die Welt zu retten. Viel mehr wird die Ravine-Welt lebendig, durch die Vielzahl an Charakteren und der Tatsache, dass sie alle irgendetwas hinzusteuern. Das erinnert ein wenig an Game of Thrones und weniger an Herr der Ringe und Co, auch wenn Magie und andersartige Wesen hier an der Tagesordnung sind und Drachen zur Welt gehören, wie bei uns die Pferde.
Einziges wirkliche Manko ist vielleicht, das sich am Ende des Bandes noch nicht so richtig erschließt, worum es eigentlich wirklich geht oder in welche Richtung sich die gesamte Story bewegt, aber auf der anderen Seite muss man eben bedenken, dass dieser Comic hauptsächlich der Einführung dient und genau das macht er sehr sehr gut, denn es wird eine plastische und glaubwürdige Fantasy-Welt präsentiert.
Das merkt man im Übrigen auch am „Drumherum“, denn geistiger Vater Stjepan Sejic hat sich nicht nur eine Story ausgedacht, sondern das Setting selbst sehr weitläufig gestaltet. So gibt es geschichtliche Texte und ausführliche Beschreibungen zu wichtigen Elementen, die die Welt von Ravine prägen. Das alles ist teilweise geschickt in den Flow des Comics eingearbeitet, teilweise aber auch in Form von Texten in den Anhängen zu finden.
Stjepan Sejic hat Ravine erdacht und der Künstler, der schon an Witchblade und Aphrodite IX gearbeitet hat, hat sich natürlich auch ans Zeichenbrett gesetzt und mit seinem „Digital Arts“-Look etwas unglaublich Phantastisches erzeugt. Sejic hat sich seit Witchblade spürbar weiterentwickelt, vielleicht passt sein Stil aber auch einfach viel besser zu Ravine, weil das neue Setting eben noch nicht von anderen Künstlern geprägt wurde (wie eben bei Witchblade). Wie dem auch sei, Sejics Artworks sind atemberaubend und wissen auf ganzer Linie zu faszinieren. Seine fotorealistischen Illustrationen sind detailreich und wunderschön und entstehen zumindest teilweise am Computer, die Kolorierung ist knackig und ist mit dafür verantwortlich, das Ravine lebendig aussieht. Das Ganze hat schon fast cineastische Qualitäten, was durch die dynamische und rasante, aber auch durchdachte Panel-Verteilung noch einmal unterstrichen wird.
Fazit:Ravine hat das Zeug zu einer epischen Heroic-Fantasy-Saga, die aber schönerweise auf einige typische Elemente dieses Genres verzichtet. Viel mehr wirkt Ravine sehr erwachsen, penibel durchdacht und enorm komplex. Positiv fällt auch auf, dass sich die Autoren sehr viel Zeit nehmen um das Setting und die Charaktere vorzustellen, was sowohl der Spannung wie auch der Lebendigkeit der Geschichte zu Gute kommt. Dazu kommen noch die traumhaft schönen fotorealistischen Artworks, die das Ganze zu einem wahren Augenschmaus machen und für Plastizität sorgen. Das Debut ist hervorragend, wenn auch mitunter noch ein wenig undurchsichtig, man darf nun gespannt sein, wie sich diese Welt und die Story weiter entfaltet. Hervorragend!
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