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Multiversity 1 (von 2)
Bewertung:
(4.9)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 17.08.2015
Autor:Grant Morrison, Ivan Reis, Joe Prado, Frank Quitely, Ben Oliver, Chris Sprouse
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:DC-Mutliversum
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:
Inhalt:188 Seiten, Softcover, US-Format, The Multiversity 1, The Multiversity:The Society of Super-Heroes 1, The Multiversity: The Just 1, The Multiversity: Pax Americana 1
Preis:19,99
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Der erste der beiden Sammelbände von Multiversity umfasst vier Episoden, die in den USA ursprünglich als One-Shots erschienen sind.

 

In Episode Eins verbünden sich Nix Uotan, der Thunderer (Erde #7) und noch ein paar Andere zu einer Art Gerechtigkeitsliga des Multiversums, um sich der dunklen Bedrohung zu stellen, die das gesamte Multiversum bedroht. In der zweiten Geschichte jagt ein Unsterblicher einen anderen ohne dabei auf die Folgen und Auswirkungen seines Handelns Rücksicht zu nehmen. Dann können wir in eine neue Generation an Superhelden beobachten, die aufgrund der Tatsache das Superhelden auf dieser Welt nicht mehr von Nöten sind, zu dekadenten und partygeilen Nachäffern geworden sind, die nur in den Taten ihrer Eltern schwelgen.

Die letzte Geschichte ist quasi eine Watchmen-Hommage auf Erde #4 und hier geht es um Verschwörungstheorien und Terrorismus und eine sehr unorthodoxe Herangehensweise an diese Bedrohung durch die vermeintlichen Helden…

 

Meinung:

Grant Morrison ist ein Garant für ausgefallene und sehr spezielle, aber auch enorm komplexe Comics. Kaum ein anderer moderner Comic-Autor polarisiert dabei so stark wie der Schotte, der mit dem vorliegenden Multiversity quasi sein persönliches Opus Magnum realisiert hat, dabei aber auch mit dem von ihm so geliebten Superhelden-Genre irgendwie abrechnet.

 

„Multiversity“ besteht dabei zunächst aus den besagten vier One-Shots, einzelnen Geschichten, die im Grunde abgeschlossen sind, aber mit einem geschickten Trick miteinander verbunden sind. Und hier wird’s interessant und ebenso durchgeknallt. Die Verbindung sind verfluchte Comics, die es in jeder der zahlreichen Multiversum-Welten gibt und die dort Comic-Geschichten erzählen, die auf einer anderen Welt real sind. Das führt zu kuriosen Begegnungen und humorvollen Situationen und zu sehr facettenreichen Erzählungen, bei denen es immer wieder um das Thema Comic und Superhelden geht. Blickt man dabei einmal etwas tiefer und liest quasi zwischen den Zeilen – und das ist bei diesem Morrison-Werk wohl mehr als denn je notwendig – erkennt man nicht nur wie unbeschreiblich komplex und ineinander verzahnt der Ausnahme-Autor erzählt, sondern auch wie subtil er dabei das Superhelden-Genre per se kritisiert – und das obwohl man ihn selbst schon als Superhelden-Liebhaber bezeichnen kann. Trotzdem erkennt man die Kritik an eingefahrenen Schemata und den Status Quo, der bei Supie-Stories weitestgehend vorherrscht. Und genau damit räumt er spätestens in der vierten Story in diesem Band – „Pax Americana“ – mit einem Rundumschlag auf. Comic-Kenner werden hier die Parallelen zu Alan Moore’s famosen Klassiker „Watchmen“ sofort erkennen.

 

Überhaupt muss man sich generell recht gut im Superhelden-Comic-Genre und dabei speziell im DC-Universum auskennen, damit man alle die kleinen und teilweise versteckten Anspielungen und Seitenhiebe überhaupt erkennen und verstehen kann. Dabei sind sarkastisch veränderte Namen (Dr. Manhattan ist hier beispielsweise Captain Atom und Spider-Man wird nur „Bug“ genannt) nur die Spitze des Eisberges und wer sich auskennt und genau hinschaut, der kann hier ganz klar noch viel mehr entdecken.

 

Positiv fällt auch auf, das Morrison keinen Deut auf etablierte Herangehensweisen und klassische Vorgaben der neunten Kunst gibt und lieber seinen eigenen verdrehten Gedankengängen folgt und damit eben auch eigene Wege geht um seine immenses Repertoire an skurrilen Ideen zu Papier zu bringen. Dass er das dann noch hervorragend geschickt mit einer komplexen Erzählstruktur kombiniert, sorgt dafür, das „Multiversity“ mit Sicherheit keine leichte Kost, kein Comic „für mal eben nebenher“ ist, sondern man sich als Leser Ruhe und Zeit nehmen muss, um dieses atemberaubende Meisterwerk vollends genießen zu können.

 

Und dann ist da die optische Umsetzung, die nicht weniger Lobpreisungen verdient, wie die erzählerische Seite, obwohl bei jedem One-Shot ein anderer Zeichner die Feder geschwungen hat. Aber vielleicht ist aber auch gerade das das Geheimnis, denn jeder der involvierten Künstler ist von der namhaften Sorte. Egal ob Ivan Reis, mit bombastischen und pompösen Artworks oder ein Frank Quitely, der schon des Öfteren mit Morrison zusammengearbeitet hat, die Illustrationen sind immer State-of-the-Art und gehören zum Besten was man in dem Bereich sehen kann, denn sie fangen den Plot und die Atmosphäre jeweils perfekt ein. Darüber hinaus merkt man auch hier Morrisons Handschrift, denn jedes Panel ist nicht nur ein Kunstwerk für sich, sondern auch enorm rasant und dynamisch.

 

Fazit:

„Multiversity“ ist der erste von zwei Bänden und ist Grant Morrisons selbsternanntes Herzenswerk, etwas das er schon seit langer Zeit machen wollte. Und er hat gut daran getan, denn Multiversity ist schlichtweg ein absoluter Hammer, was bei dem Autor aber auch quasi zu erwarten war. Dennoch schafft der schottische Autor es einmal mehr, unglaublich komplexe und vertrackte Stories abzuliefern, die am Ende aber sehr geschickt mit einander verstrickt sind. Das Morrison dabei einmal mehr alle üblichen Regeln des Genres bricht und sein eigenes Ding macht, überrascht dabei kein bisschen – im Gegenteil, es ist eigentlich erwartetes Programm. Auch optisch überzeugt dieser Sammelband und bewegt sich ebenso wie die erzählerische Seite auf allerhöchstem Niveau. Aber man muss ganz deutlich sagen, das Multiversity keine leichte Kost für Zwischendurch ist, sondern volle Aufmerksamkeit erfordert. Ein Morrison von allererster Güte. Hervorragend!