Vamipre: Die Maskerade erschien erstmals 1991 und Rollenspiel erhielt eine neue Dimension. Viel stärker vom Erzählspiel geprägt war es, mit einem sehr viel offeneren Regelsystem und einem ganz eigenen Flair. Bald erhielt die Welt der Dunkelheit weiteren Zuwachs und Werwölfe und andere Kreaturen der Nacht kamen hinzu. Und irgendwann auch deren Jäger. 2011, zum zwanzigjährigen Jubiläum, erschien aktualisierte Neuauflage (V 20) und so erhielt die Welt der Dunkelheit neue Lebenskraft, genau wie die jungen Vampire, die das Blut der Lebenden trinken. Es gibt verschiedene Versionen des Regelbuchs, für diese Rezension wurde die farbige Fassung der Jubiläumsausgabe rezensiert. Diese Rezension basiert auf dem PDF-Dokument, die Qualität des gedruckten Werks (z.B. die Bindung und die haptische Qualität des Buchs) kann daher nicht beurteilt werden.

 

Aufmachung

Man erkennt die Ursprünge des Buchs sofort wieder. Das Cover ist im selben Grün gehalten wie die erste Ausgabe und diese Farbe findet sich in jedem Kapitel wieder. Layout und Bilder sind in einem ähnlichen Stil gehalten und auch hier kommen sofort Erinnerungen an die Ursprünge des Systems auf. Im Unterschied zum früheren System sind die meisten Bilder nun aber farbig. Es gibt jedoch auch eine s/w-Version des Buchs.

 

Inhalt

Vampire – Die Maskerade V20 ist mit über 500 Seiten ein stattliches Werk geworden (auch als PDF). Die Jubiläumsausgabe beinhaltet neben den Inhalten des ursprünglichen Regelwerks auch Material aus diversen anderen Quellenbüchern.

 

In Vampire spielt man wie der Name des Systems bereits verrät Vampire. Aber nicht die alten mächtigen Kreaturen der Nacht, die aus den Filmen und Romanen bekannt waren, sondern junge, oft schwache Wesen, die oft genug zum Spielball oder zu Schachfiguren in den großen, auf Jahrhunderte angelegten Plänen der Älteren wurden.

 

Das Regelbuch beinhaltet 10 Kapiteln, die in drei Bücher gegliedert sind. Das Grundregelwerk beinhaltet alles, was nötig ist, um die Welt der Dunkelheit kennen zu lernen, Vampir-Charaktere zu erschaffen und Geschichten in der Welt der Dunkelheit zu entwerfen und zu erleben.

 

Das erste Buch stellt zunächst die Welt der Dunkelheit und die Gesellschaft der Vampire vor. Natürlich wurde die Welt der Dunkelheit dabei an die technische und gesellschaftliche Entwicklung der letzten 20 Jahre angepasst. Und natürlich werden hier die verschiedenen Sekten (die Camarilla, der Sabbat, die Anarchenbewegung und die Unabhängigen) und die dreizehn Clans (Assamiten, Brujah, Gangrel, Giovanni, Jünger des Set, Lasombra, Malkavianer, Nosferatu, Ravnos, Toreador, Tremere, Tzimisce und Ventrue) vorgestellt.

 

Das zweite Buch beinhaltet alles, was nötig ist, um einen Vampir-Charakter zu erschaffen. Zuerst wird die Charaktererschaffung selbst beschrieben und danach die nötigen Inhalte und Regeln vorgestellt. Dies beinhaltet die Hintergründe, Eigenschaften, Attribute und Fertigkeiten sowie die Disziplinen.

Anschließend wird das Regelsystem beschrieben und danach die Regelmechaniken (mit Informationen dazu, wie bestimmte Handlungen oder Aktionen durch die Regeln abgebildet werden können, wie Kämpfe funktionieren und zum Einsatz von Willenskraft oder Blutpunkten).

 

Das dritte Buch widmet sich dem Thema der Geschichten in Vampire. Hier wird Grundsätzliches zum erzählenden Ansatz von Vampire vorgestellt und alles was nötig ist, um eigene Geschichten zu erstellen und zu spielen. Neben dem „Handwerk“ des Geschichtenerzählens gehören natürlich auch Herausforderungen und Gegner in dieses Kapitel. Dazu werden die anderen Bewohner und Gruppierungen der Welt der Dunkelheit vorgestellt und es folgt ein kurzes Bestiarium mit diversen Tieren. Das dritte Buch wird abgerundet durch die Vorstellung diverser Clans und Splittergruppen (inklusive Disziplinen), die in der Vergangenheit einmal Teil der Welt der Dunkelheit waren, irgendwann aber verschollen sind und hier nun wieder aus den Tiefen des Vergessens geholt werden.

 

Hiernach folgen die Anhänge, die das optionale System der Vorzüge und Schwächen vorstellen, einen Blick auf die Ghule (die loyalen sterblichen Diener der Vampire, die auch im Sonnenlicht wandeln können) und die Riten des Sabbat vorgestellt. Es folgt ein Glossar zu wichtigen begriffen und der Index.

 

Regeln

Auf den ersten Blick hat sich wenig verändert. V20 benutzt dasselbe übersichtliche und offene Regelsystem wie früher. Dementsprechend sieht der neue Charakterbogen auch aus wie der altbekannte. Allerdings wurden die Regeln unter Einbezug der Fans verbessert – diese Änderungen beziehen sich aber auf Details und fallen erstmal nicht groß auf. Das bedeute aber auch, wer das System der alten WoD nicht mochte, wird es jetzt auch nicht mögen. Fans des Systems werden sich aber sofort heimisch fühlen.

 

Das PDF

So praktisch es sein kann, ein Regelbuch als PDF zu haben, bei diesem Werk erkennt man schnell die negativen Aspekte bzw. Grenzen. Wie bei den Pathfinder-Regelbüchern auch fehlt jegliche Form von Verlinkung verschiedener Inhalte. Das bedeutet, man muss wie bei einem Buch auch, alles erblättern. Nur leider funktioniert das bei einer mehr als 500 Seiten umfassenden Datei nicht gut. Was man bei einem Buch durch Post-its oder ähnliches erleichtern kann, wird im PDF zu einer Herausforderung. Immerhin können alle Kapitel durch Lesezeichen direkt aufgerufen werden. Eine Verlinkung innerhalb des Dokuments (z.B. für bestimmte Begriffe wie die Clans) wäre darüber hinaus wünschenswert. Außerdem ist der Preis von knapp 40 Euro für eine PDF-Datei sehr hoch (allerdings immerhoch nur halb so teuer wie das gedruckte Werk).

 

Fazit

Das Vamipre V20 Regelbuch ist ein erstklassiges Produkt. Es enthält alles, was nötig ist, um in die Welt der Dunkelheit einzutauchen und dort spannende Geschichten zu erleben. Die Bilder sind hervorragend und fangen das Flair des Systems sehr gut ein. Das Buch schafft es problemlos, das Feeling der ursprünglichen WoD einzufangen und es an die neue Zeit anzupassen. Wer Vampire mochte, ist mit diesem band gut bedient und wer ein relativ freies, Gothik-Punk Horrorsystem mit einem hohen Anteil an Erzählung und einem Minimum an Regeln sucht, der sollte sich das System näher anschauen. Wie das Layout der s/w-Variante des Regelbuchs allerdings wirkt, kann ich nicht beurteilen.