Dayton Ward bringt mit „Königreiche des Friedens“ die fünfteilige Reihe „The Fall“ zu ihrem Abschluss. Im Laufe der Reihe gab es nach einigen Tiefen zu Beginn zwischendurch regelrechte Höhenflüge. Wo landet nun „Königreiche des Friedens“? Irgendwo dazwischen, soviel sei schon mal gesagt. Wie auch schon zuvor geht es nicht ohne Spoiler zu den Vorgängerbänden in der Inhaltsangabe, wer das also vermeiden möchte, sollte die auslassen. Ich werde im Fazit auch nochmal auf die ganze Reihe zurückblicken, das wird ebenfalls Spoiler enthalten (ist aber gesondert gekennzeichnet)
Layout und Übersetzung Druckfehler, die man an einer Hand abzählen kann, und ein vom Stil zum Rest der Reihe passendes Cover, das die Enterprise, ein Shuttle und einen explodierenden Frachter zeigt: hohes Niveau wie Cross Cult es eigentlich immer liefert.
Inhaltsangabe „Der Giftbecher“ endete mit der Frage, wie man beweisen könnte, dass der bajoranische Interimspräsident Ishan Dreck am Stecken hat und wie es möglich sein könnte mit ihm und seiner radikalen Politik umzugehen. Es war aus den letzten Zeilen des vierten Bandes schon klar, dass die Enterprise es wieder würde richten müssen und zwar in Zusammenarbeit mit Admiral Riker und seiner Crew von der Titan. Das passiert hier dann auch. „Königreiche des Friedens“ beginnt allerdings mit einem Flashback in die Besatzungszeit zu einem cardassianischen Gefängnisplaneten, auf dem auch der spätere Interimspräsident interniert war. Und seit dieser Zeit verbirgt er ein Geheimnis, das an Licht gebracht werden muss. Das ist es dann auch, was in „Königreiche des Friedens“ geschieht. Doktor Crusher begibt sich zu besagtem Planeten, um dort einen alten Freund, einen cardassianischen Arzt, zu treffen, der behauptet, wichtige Informationen über Ishan zu besitzen. Gleichzeitig versuchen Riker und Picard zu ermitteln, was der Bajoraner genau plant, Riker von seinem Admiralsbüro auf der Erde, Picard von der Brücke der Enterprise aus und am Ende kommt es zum großen Showdown im Föderationsparlament, nachdem das Geheimnis enthüllt wurde und ein neuer Präsident für die Föderation wird gewählt, dessen Politik die Zukunft der Sternenflotte bestimmen würde.
Fazit Wie schön wäre es, wenn „Königreiche des Friedens“ wenigstens auf dem Niveau von „Der Giftbecher“ bleiben könnte, aber das gelingt Dayton Ward in seinem Politthriller leider nicht. Denn das ist es, was wir hier vor uns haben, ein Politthriller im Star Trek Universum. Das Problem ist aber, dass es nicht mehr genug Geheimnisse gibt für „Königreiche des Friedens“. Wir wissen schon seit „Der Giftbecher“ wer die Präsidentin ermordet hat und wer die Fäden gezogen hat. Letztlich bleibt in „Königreiche des Friedens“ nur noch die Frage „Was wusste der Präsident?“ und das ist einfach zu wenig, um einen ganzen Roman dieser Art zu tragen. Die Fragen und Herausforderungen, denen Picard und Riker an den Nebenschauplätzen begegnen sind genau das: Nebenschauplätze. Zusammen mit einer Reihe von Flashbacks von Doktor Crusher fühlen sie sich eher wie Hindernisse für den Handlungsverlauf an als wie eine Bereicherung. Die Grundidee hinter „Königreiche des Friedens“ gefällt mir eigentlich ganz gut. Es geht hier nicht mehr um eine Weltverschwörung, sondern um einen radikalen Politiker und die Frage, wie er zu dem geworden ist, was er ist. Ähnlich wie schon zuvor ist das auch letztlich die Rettung für „Königreiche des Friedens“ und der zumindest erkennbare rote Faden und die durch und durch gelungene Charakterisierung der lieb gewonnenen Figuren hebt es ein wenig über das Niveau der ersten zwei Bände, wenn auch nur ein wenig: 3.3.
Abschlussfazit zu „The Fall“ (mit Spoilern zu gesamten Reihe) Jetzt ist „The Fall“ also vorbei und der fade Beigeschmack ist nicht wirklich vergangen. Rückblickend muss ich sagen, dass es dieser Reihe gut getan hätte, wenn es eine Trilogie gewesen wäre. Die ersten zwei Bände hätten sich gut in einen zusammenfassen lassen und die letzten beiden ebenfalls. Dann hätte man eben ein paar unwichtige Dinge streichen müssen: die Kira-Handlung im ersten Band, die eh nichts (wirklich gar nichts) mit der Haupthandlung zu tun hat, Teile der Cardassia-Handlung und die Jagd nach den Hintermännern in Band vier und fünf hätte auf einen Roman zusammengekürzt werden müssen. Das hätte sicherlich gut getan. Die Idee eines Politthrillers im Star Trek Universum ist ja ganz nett, aber wenn man das macht sollte man doch ein wenig auf die Stringenz achten. Insgesamt hat The Fall zu viel versucht: einerseits soll eine spannende Handlung erzählt werden aber gleichzeitig wird auch das Rad für die Charaktere aller beteiligten Reihen weiter gedreht. Kira ist irgendwo im Wurmloch, Doktor Bashir fliegt aus der Sternenflotte und plant jetzt Sektion 31 zu Fall zu bringen, Riker ist Admiral und die Enterprise geht auf eine neue Forschungsmission. All diese Ideen sind für die Reihen selbst ja ganz nett, aber sie überlasten „The Fall“, sodass ich am Ende sagen muss, dass sich bestätigt, was ich in der Rezension zu „Der karminrote Schatten“ schon befürchtet habe: „The Fall“ ist die mit Abstand schwächste Crossover-Reihe der letzten Jahre. Daran kann nicht einmal David Macks brillantes „Auf verlorenem Posten“ etwas ändern. Ich würde also nicht sagen, dass man „The Fall“ gelesen haben muss, Macks oben genanntes Buch mal ausgenommen, aber so schlecht, dass man sich als Star Trek Fan richtig durchquälen müsste, ist es dann doch nicht. Solides Mittelfeld mit viel Luft nach oben.
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