Nach dem einschlägigen Erfolg des hervorragenden ersten Teils von Gothic, war es kein Wunder das sich die Bochumer Softwareschmiede Piranha Bytes schnell an eine Fortsetzung machen würde und diese ist dann auch kürzlich erschienen. Schon einmal vorweg: Gothic 2 ist in jeder Hinsicht ein würdiger Nachfolger und sorgt für zahlreiche spannende Spielstunden in einer atmosphärischen Welt.
Die Story knüpft direkt an die finalen Ereignisse des ersten Teils an. Drei Wochen nach dem Ende der magischen Kuppel holt der Erzmagier Xardas den Helden, der durch den Spieler verkörpert wird, wieder in seinen Turm zurück. Die Dinge in der Gegend stehen schlecht. Orks bedrohen die Region und Banditen suchen das Land heim und noch viel abscheulichere Kreaturen machen den Bewohnern das Leben schwer, aber das schlimmste ist, das die Drachen wieder frei sind. Aus letzterem Grund schickt der Erzmagier euch in die nahe gelegene Stadt Khorinis, in der ihr den Paladinen vorsprechen sollt, die die Stadt derzeit bewachen. Der Magier benötigt das Auge von Innos, das sich im Besitz der göttlichen Ritter befindet. Gesagt, getan und ihr macht euch auf den Weg in die Stadt. Schon bald laufen euch die ersten Kobolde, noch relativ leichte Gegner, über den Weg. In einem Tal das Nahe beim Turm des Magiers liegt, sammelt ihr eure erste Erfahrung und trefft auch auf einen alten Kumpel, der euch ein paar Informationen gibt. Nach kurzer Zeit (und nach häufigem Speichern) habt ihr eine Art Grundausstattung zusammen und macht euch auf den weiteren Weg in die Stadt. Bald kreuzen Banditen euren Weg, die schon etwas stärkere Gegner darstellen, aber bis zur Stadt ist es allemal zu schaffen. In Khorinis angekommen stellt ihr fest, das es gar nicht so einfach ist beim Anführer der Paladine vorzusprechen, denn ihr müsst erst Bürger der Stadt werden. Das kann auf vielerlei Arten geschehen. Z.B. könnt ihr bei einem der Handwerksmeister in die Lehre gehen, dazu müsst ihr aber die Erlaubnis von vier Meistern haben, die allesamt vorher kleinere Aufgaben von euch verlangen. Und so begebt ihr euch auf kleinere Quests, die euch erfahrener machen und die Story, die zu diesem Zeitpunkt grad erst begonnen hat, schließlich voran treiben.
Gothic 2 ist ein schweres Stück Arbeit, denn der Schwierigkeitsgrad ist grad am Anfang schon recht hoch. Dazu kommt noch, das die Steuerung, vor allem bei Kämpfen sehr gewöhnungsbedürftig ist und ein wenig Übungszeit benötigt. Hat man aber einmal herausgefunden wie die Steuerung funktioniert und ein wenig das Timing der Schläge geübt, so kann man schon früh recht effektiv kämpfen. Dennoch begegnen einem immer wieder Gegner gegen die der Held keine Chance hat. Häufiges Speichern ist deswegen ein Muss bei Gothic 2. Zu Anfang muss der Spieler sich nicht für einen Beruf oder eine Klasse entscheiden, denn diese entwickelt sich im Laufe des Spiels. Spätestens in der Stadt schlägt der Spieler eine Richtung ein, die ihm gefällt und die auch den Spielverlauf beeinflusst. Auch das generelle Verhalten des Charakters wirkt sich direkt auf seine Umgebung und seine Reputation aus. Verhält er sich gemein und hinterhältig, so wird er schnell in schlechten Ruf geraten und Probleme mit der Miliz bekommen. Ist er andersherum eher freundlich und zuvorkommend und hilft auch gerne Mal dem einen oder anderen Bürger, so sind diese ihm gutgesinnt, doch dafür gibt es zwielichtige Gestalten, die den Helden dann nicht mehr so gerne mögen. Schon allein in der Stadt gibt es unzählige Quests, die der Spieler erfüllen kann und teilweise auch muss, um den Plot voranzutreiben. Dabei ist die Kommunikation mit den Bewohnern eine gewichtige Sache, die oftmals benötigte Informationen zu Tage fördert. Auch das durchforsten der umgebenden Wildnis ist ein wichtiger Bestandteil, denn hier finden sich u.a. Heilkräuter und ähnliche Dinge. Nebenbei sammelt der Held durch all diese Tätigkeiten Erfahrung und wird somit schon bald besser. Neben mehr Trefferpunkten die er bei einem Stufenaufstieg bekommt, erhält er auch sog. Lernpunkte, die er für die Verbesserung bereits vorhandener oder für den Erwerb neuer Fertigkeiten ausgeben kann. Auch kann er durch diese Lernpunkte seine körperlichen Attribute steigern. Die Möglichkeiten im Spiel und die große Zahl an Questen ist gewaltig und sorgt dabei für unzählige Stunden der Erkundung und des Kämpfens. Die Story selbst ist sehr dicht und äußerst interessant und die Spielwelt ist ebenso glaubhaft wie realistisch gestaltet, was u.a. auch an den tollen Wettereffekten und den atmosphärischen Tag und Nacht wechseln liegt.
Technisch gesehen ist Gothic 2 ein echter Hammer, denn die Hardwareanforderungen sind nicht grad gering. Dennoch bekommt man das Spiel auch mit einem mehr oder weniger durchschnittlichen PC-System gut zum laufen, sofern man ein paar Einbußen in der grafischen Darstellung hinnehmen kann. Getestet wurde das Programm auf einem AMD Athlon 1200, mit 320MB RAM und einer Geforce 4 Ti4200 128MB DDR RAM. Mit einer Auflösung von 1024x768x32 war ein flüssiges Spielen, mit hohen Details, Lichteffekten und hoher Texturqualität auch bei einer eingestellten Sichtweit von 100% und mehr ohne Probleme möglich. Ein paar kleinere Abstriche mussten allerdings gemacht werden, so z.B. bei den Filterfunktionen. Grafisch ist das Spiel ein echter Augenschmaus und wunderschön anzusehen, auch wenn vielleicht der direkte Konkurrent Morrowwind ein kleines bisschen besser aussieht. Die Soundkulisse ist bemerkenswert detailgetreu und sorgt mitunter dafür, dass man sich in der Wildnis ständig umschaut. Schön ist auch, und das ist wiederrum ein Vorteil gegenüber dem Konkurrenten Morrowind, das es keine ellenlangen Texte gibt, die der Spieler am Bildschirm lesen muss. Vielmehr laufen alle Unterhaltung mit echter Sprachausgabe ab und nur die Auswahl der passenden Fragen und Antworten sind notwendigerweise textbasierend. Ein wenig hakelig ist die Steuerung, die man hätte besser machen können. Aber wie bereist erwähnt, kriegt man diese nach einiger Eingewöhnungszeit auch ganz gut in den Griff. Wer mit der neuen und etwas abgewandelten Gothic 2 Steuerung gar nicht zurecht kommt, kann auf die Steuerung aus dem ersten Gothic umstellen, was die Kämpfe ein wenig einfacher aber auch weniger flexibel macht.
Fazit: Gothic 2 ist rundum ein Knaller. Egal ob technisch oder spielerisch gesehen, weiß das Spiel auf jedenfall zu überzeugen. Die Story ist spannend und sorgt dafür, das man immer weiter machen will und die Entwickler haben es geschafft, das Spiel in einer absolut glaubhaften Umgebung anzusiedeln. Der hohe Schwierigkeitsgrad ist manchmal ein kleines bisschen frustrierend, sorgt aber gleichzeitig auch dafür, das die Spannung des Spiels nicht verloren geht, trotzdem ist er eindeutig ein wenig zu hoch. Von den technischen Anforderungen her, ist Gothic 2 schon ein dickes Ding und um den vollen Spielgenuss erleben zu können, braucht es schon ein kräftiges PC-System mit einer flotten 3D-Karte. Der etwas zu hohe Schwierigkeitsgrad und die gewöhnungsbedürftige Steuerung lassen das ansonsten hervorragende Spiel an einer Bestnote vorbeisegeln. Dennoch sollte jeder PC-Rollenspielfan dieses Spiel in Augenschein nehmen, denn ansonsten entgeht ihm ein grandioses Stück Software. Kaufempfehlung! |
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