Mit Verfallen – Folge 2: Fassaden schreiben ASP ihr Konzeptalbum zu der Kurzgeschichte Das Fleisch der Vielen von Kai Meyer fort. Diesmal liegt die Standardfassung der CD zur Rezension vor.
Das AlbumMan hört gleich, dass das zweite Album musikalisch an den Vorgänger anknüpft, denn es beginnt, wie „Astoria“ endete, mit Fortsetzung folgt. Das ist ein gelungener Einstieg und ASP „zitieren“ auch in der Folge Motive des ersten Albums immer wieder. Danach folgt ein instrumentales Intro (Bitte nicht stören), das gut auf den Stil des Albums einstimmt, ein getragenes, lyrisches Stück, in dem das Astoria-Motiv der ersten CD eingewoben ist. Und dann geht es los und wir erfahren in 14 Stücken, was nach dem Ende von Loreley Paul und seiner „Traumgestalt“ widerfährt.
Die Geschichte Der erste Teil endet ja mit dem ersten Opfer für das Hotel und wir erfahren schnell, dass es nicht das letzte war. Paul hat für das Hotel in den nächsten 15 Jahren über einhundert weitere Opfer für das Hotel getötet. Während draußen die Welt sich weiter dreht, die Nazis die Macht übernehmen („Nun kommen unsre fetten Jahre, ein Mensch ist schnell vergessen und Futter ist nie Mangelware“), später wird die Mauer gebaut und wieder angerissen. Und Paul ist weiter auf der Suche nach Opfern für seine Astoria. Allerdings kommt der Tag, an dem er erkennt, das sich etwas monströses und böses hinter seiner Astoria versteckt, er nicht für sie, sondern für dieses Etwas all die Leben genommen hat. Und es wird ihm klar, das was auch immer er sich als Happy End für sich und die Erscheinung Astoria ausgemalt hat, nicht eintreten wird, sondern nur eine Illusion war. Sein Job ist es, solange er lebt zu dienen und irgendwann zu vergehen, als ein weiteres Souvenir für die Monstrosität. Und langsam verebbt die Begeisterung, auch wenn er sich nicht so ohne weiteres von Astoria zu lösen vermag. Doch die Gewissheit siegt letztlich über die Abhängigkeit von der Traumgestalt und Paul nimmt den Kampf gegen das Monstrum auf. Was zunächst zu gelingen scheint, ist aber ebenfalls nur eine Illusion. Denn was auch immer dort unten im Keller ruht, es wartet nur auf den nächsten willigen Diener, der Pauls Werk fortsetzt. Und hier ist der Anknüpfungspunkt an die Geschichte von Kai Meyer.
Die Musik Insgesamt unterscheidet sich Fassaden stark vom ersten Teil - und das ist gut so. Die Musik wird düsterer, mehr klassischer ASP-Stil, insgesamt weniger experimentell, aber dabei nicht konventionell. In einigen Stücken ergänzen Geige und Dudelsäcke die Instrumentierung, die Musik hat Kraft, ist variabel, passt aber hervorragend zusammen.
Titelliste: 1. Fortsetzung folgt … 2 (Vorspann) 2. Bitte nicht stören! (Intro) 3. Unwesentreiben 4. OdeM 5. Zwischentöne: Höhepunkt 6. Das Kollektiv 7. Hinter den Flammen 8. Zwischentöne: Abfall 9. Köder 10. Ich lösche dein Licht 11. Ich lösche dein Licht (Reprise) 12. Ich bringe dir nichts mehr 13. Umrissmann 14. SouveniReprise
Das Digipack Diesmal wurde nicht die limitierte Fassung rezensiert, aber auch das normale Digipack ist sehr gelungen. Zwei Booklet-Heftchen liegen bei, mit den Liedtexten (diesmal gut lesbar) und sehr schönen Bildern, die hervorragend zum Album und zum Artwork des ersten Teils passen.
Fazit:War Verfallen - Folge 1- Astoria schon ein sehr gelungenes Album so haben ASP mit dem zweite Teil eine grandiose Fortsetzung geschaffen. Fassaden ist musikalisch eingängiger als der erste Teil, bietet dabei aber eine ähnliche Kunstfertigkeit und Kreativität wie Astoria. Zusammen sind sie ein perfektes Gespann, das ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann, der Spaß an Konzeptalben hat, die eine musikalische Geschichte erzählen.
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