Inhalt:Schneeweißchen reist ins ferne Arabien, um dort den regierenden Kalifen um Hilfe und Unterstützung für die Fables zu bitten. Doch der Kalif will nichts davon wissen, sondern nur eine Nacht mit dem schönen Schneeweißchen verbringen, um sie am nächsten Morgen hinrichten zu lassen, so wie er es mit allen jungen Frauen seines Reiches handhabt. Doch Schneeweißchen weiß sich zu helfen und erzählt dem Sultan in ihrer Verzweiflung jeden Abend eine neue Geschichte aus Fabletown. Sie deckt Geheimnisse auf, wie sie nie ein Mensch zuvor gehört hat. Zum Beispiel erzählt sie die wahre Geschichte des Froschkönigs Ambrosius und was nach den bekannten Ereignissen mit ihm und seiner Familie geschah oder was mit der bösen Hexe passierte, nachdem Hänsel und Gretel sie in den Ofen geworfen haben (dabei wird dann auch aufgedeckt, wie die böse Hexe eben zur bösen Hexe wurde, denn sie war nicht immer so).
Meinung:„Fables 27“ ist bereits im Jahr 2008 bei Panini unter dem Titel „Fables: 1001 Schneeweisse Nächte“ erschienen, eine Rezension habe ich damals schon. Nach dem Abschluss der Fables-Reihe mit Band 26 hat Panini nun unter Nr. 27 diesen Reprint, der beim Verlag schon länger vergriffen war, erneut herausgebracht. Da sich vom Inhalt her nichts großartig geändert hat, greife ich hier zum Großteil auf die Review von 2008 zurück – man möge es mir verzeihen.
Insgesamt werden in diesem Sammelband von Schneewittchen elf humorvolle Fabelgeschichten erzählt. Dabei sind die Stories von Bill Willingham teilweise bitterböse und voll von triefendem, schwarzem Humor, ganz so wie man es von den Fables gewohnt ist. Es werden eben nicht nur die Geschichten wiedergegeben, sondern auch Analogien zur heutigen Gesellschaft und unserer modernen Welt hergestellt und gerne übt Autor Willingham hier auch mal verdeckte (oder weniger verdeckte) Kritik. Die „Fables“-Reihe ist definitiv ein Märchen-Serie für Erwachsene, das steht außer Frage, denn Willingham präsentiert nicht nur für Kinder unverständliche, sondern eben auch oft grausame Geschichten, die aber einen hohen Unterhaltungswert haben.
Jede einzelne Episode wurde von einem anderen Zeichner illustriert, was bedeutet, dass an diesem Band elf Künstler gearbeitet haben. Dabei haben alle recht passende Stile, die sehr gut zum Märchencharakter der Graphic Novel passen. Eigentlich alle Zeichner sind bekannt und haben schon an diversen Projekten gearbeitet. Unbeschriebene Blätter sind nicht dabei. Natürlich kommt auch hier wieder der persönliche Geschmack zum Tragen, den einen Stil mag man sehr, den anderen nicht ganz so, aber wirklich schlecht ist keiner der in diesem Sammelband dargebotenen Zeichenstile.
Das ganze Buch ist dabei übrigens wie ein tatsächliches Märchenbuch aufgemacht. Jeder Geschichte ist ein schickes Vorblatt vorangestellt, das mit schwungvollen Lettern den Titel des Märchens präsentiert. Außerdem wird mit kurzen, knappen Phrasen beschrieben, was in diesem Märchen passiert (Beispiel: Fechtstunden - Worin ein Hochzeitsgeschenk gemacht, finstere Machenschaften enthüllt und von zwei benachbarten Königreichen die Kriegstrommeln gerührt werden.) Eben ganz so, wie man es von Märchenbüchern kennt.
Fazit:„Fables“ ist mal etwas Anderes. Hier wird erzählt, was vor oder nach bekannten Märchen (wie zum Beispiel „Schneeweißchen und Rosenrot“ oder „Der Froschkönig“) geschieht. Was ist aus dem Froschkönig und seiner Familie geworden, hat die Ehe von Schneewittchen und dem jungen Prinzen tatsächlich gehalten, was ist aus der bösen Hexe geworden, nachdem sie von Hänsel und Gretel in den Ofen geworfen wurde, und wie wurde sie eigentlich zur bösen Hexe? All das sind Fragen, die in dieser Graphic Novel aufgeklärt werden. Natürlich nicht auf herkömmliche Weise, denn der Autor Bill Willingham erzählt seine Geschichten auf humorvolle, aber doch bitterböse Art und Weise und scheut auch nicht vor Grausamkeiten zurück. Dabei erkennt man durchaus auch Kritik an unserer Gesellschaft, immer wieder tauchen Metaphern und Parallelen zu unserer heutigen Welt auf. Insgesamt elf Zeichner haben sich an die elf Geschichten des Buchs gemacht und jeder hat seinen eigenen Stil, die aber alle zum Märchencharakter des Comics passen, denn sie wirken alle ein wenig abstrakt und eben nicht neumodisch. Abgerundet wird die Graphic Novel durch eine märchenhafte Aufmachung, die wirklich den Eindruck eines Märchenbuches entstehen lässt. „Fables - 1001 Schneeweiße Nächte“ ist eine erfrischend andere Graphic Novel, die zu lesen sich auf jeden Fall lohnt – sofern man nicht schon die Erstauflage aus 2008 kennt oder sein eigen nennt.
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