Das zweite Quellbuch zum Thema Völker für das Babylon 5 Rollenspiel behandelt in aller Ausführlichkeit die Minbari, ein rätselhaftes und hoch entwickeltes Volk, das sich vor 10 Jahren mit der Erdallianz im Krieg befand, bis sie am Vorabend ihres Sieges kapitulierten und sich zurückzogen. Das Buch hat einen Umfang von 200 Seiten und einen Hardcovereinband. Geziert wird das Frontcover von einem majestätischen Sharlin Warcruiser, dem wichtigsten Kriegsschiff der Minbari.

Eingeteilt ist das Buch in 10 Kapitel, die alle Aspekte die Minbari betreffen abdecken.

Das erste Kapitel, Minbary Biology, widmet sich der Anatomie und Physiologie der Minbari. Es ist gespickt mit einem Haufen medizinischer und entwicklungsbiologischer Erklärungen für die Eigenheiten der Minbari. So erfahren wir zum Beispiel, woher der +2 Stärkebonus der Minbari herrührt: Ihre Muskelfasern sind, wie ein Seil, noch mal um sich selbst verdrillt, und sie haben festere Bänder. Die übermenschliche Reaktionsgeschwindigkeit der Minbari, immerhin erhalten sie auch +2 auf Initiativwürfe, kommt von Acceleratorknoten, die die Geschwindigkeit der Nervenbahnen erhöhen. Minbari haben stärkere Knochen, bei weniger Calciumverbrauch, können besser schmecken, riechen, hören, sehen und tasten, leben doppelt so lange und gesünder …Minbari sind einfach besser. Das Kapitel ist ganz nett und eine gute Idee, wer jedoch in den Genuss einer medizinischen Ausbildung gekommen ist, dem werden sich beim Lesen des Kapitels die Fussnägel zusammenrollen. Gut finde ich auch, daß Minbari – spezifische Erkrankungen aufgeführt werden, die man nun auf seine SC loslassen kann.

Das nächste Kapitel – Psychology – widmet sich der Art und Weise des Denkens der Minbari und den Grundzügen ihrer Gesellschaft. Es enthält viele nützliche Informationen, und endlich beginnt man die Gesellschaft der Minbari zu durchblicken. Es werden die Themen Kindheit und Erziehung, Heiraten, das Verhalten den Älteren gegenüber, der Tod, Kunst und die Sprachen der Minbari abgehandelt. Die Eltern eines Minbari bestimmen nicht seinen ganzen Namen. Das Kind bleibt bis zum 3. Lebensjahr bei ihnen und sie geben ihm als Geschenk die erste Silbe seines Namens. Dann kommt es in den ersten Hort, wo es seine zweite Silbe erhält. Im zweiten Hort, der dann schon nach Kasten getrennt ist, erhält der junge Minbari seine erste Ausbildung uns die zweite Silbe seines Namens. Das Sprachsystem ist recht kompliziert, es besteht aus 3 Hauptsprachen, Vik, Lennan und Adrenato, sowie über 90 Dialekte. Je nach dem, was man sagen will, welcher Kaste der Gesprächspartner angehört, ob er einem über – oder untergeordnet ist, wählt man die entsprechende Sprache – dies ist vor allem für nicht – Minbari, die versuchen es zu erlernen sehr schwierig und verwirrend.

Im Kapitel Castes geht es um die Kasten. Hier werden im Detail die drei Kasten, Kriegerkaste, religiöse und Arbeiterkaste, besprochen. Die Informationen, die man hier erhält sind beinahe schon vital für jedes Spiel zu nennen, da die Kaste den Minbari, wie nichts anderes prägt. Man kann fast soweit gehen von drei Minbarivölkern zu sprechen, so unterschiedlich sind die Kasten. Wert wird auch auf die Codices denen die Kasten folgen gelegt. Die Religiöse Kaste folgt den Acht Pfaden: Einheit, Ehre, Stärke, Handlung, Gehorsam, Glaube, Verantwortung und Erleuchtung. Die Kriegerkaste lässt sich von den Traditions of War leiten, 6 Leitsätze, die Valen den Kriegern mitgab. Diese 6 Leitsätze werden von jedem der verbleibenden Kriegerclans jeweils sehr unterschiedlich interpretiert. Die Arbeiterkaste hat ihre Drei Gesetze, an die sich halten. Zu jeder Kaste sind die genaue Hierarchie, der Glaube, das Verhältnis zu den anderen Kasten und spezielle Feiertage aufgeführt. In diesem Kapitel erfahren wir auch zum ersten Mal etwas über die kastenlosen Minbari, jenen, die aus der starren Gesellschaft ausgebrochen sind.

Organisation widmet sich den Organisationen der Minbari. Die Abhandlung über den Grauen Rat ist gut gelungen. Weniger gut finde ich die Heeresstruktur, hier findet man ein Dutzend Aufstellungen für jede Abteilung des Minbariheeres. Es interessiert eher weniger, dass ein Jump Platoon 4 Soldaten mit Sprungeinheiten umfasst, oder wie eine Interventionsflotte der Minbari Marine (!) aussieht. Diese Informationen gehen sehr in die Richtung eines Tabletops, und interessieren Rollenspieler wohl eher zweitrangig.

Eines der besten Kapitel des Buches ist das Kapitel History. August Hahn beginnt in mit der Evolution des intelligenten Lebens und führt uns dann durch Stein- und Bronzezeit bis heute. Nennenswert ist, dass die Minbari sich sehr schnell entwickelt haben und unheimliche technologische Sprünge gemacht haben, was vor allen Dingen am Eingreifen der Vorlonen liegt. Denn diese haben die Minbari daraufhin gezüchtet, ihr Kriegervolk gegen die Schatten zu sein, und dabei einige Fehler begangen. Damit erklärt sich auch die körperliche Überlegenheit der Minbari – genetische Manipulation. Die Geschichte reicht bis nach 2262. Die Gründung des neuen Grauen Rates sowie der IA (Interstellar Alliance) steht drinnen, genauso wie die Verseuchung des Heimatplaneten der Menschen durch die Drakh. Zudem erfahren wir etwas über die Abspaltung des Dark Knives Clan, die im letzten großen Krieg zu den Schatten übergelaufen sind, und nun immer noch als ihre Agenten arbeiten.

In Worlds geht es um die Kolonien der Minbari und ihre Protektorate. Jeder Welt wird hier eine Seite gewidmet, man hat eine Karte und kurze Informationen zum Planeten. Die Gesamtpopulation an Minbari beträgt nur 3 Milliarden Individuen in der gesamten Föderation, verglichen mit den Menschen ist dies wenig. Die Minbari sind ein verblassendes Volk.

In Technology finden wir die minbarispezifischen Ausrüstungsgegenstände und einen Haufen Raumschiffwerte. Dieses Kapitel war ebenfalls dringend nötig, denn hier gibt es nun das hochentwickelte Equipment für Minbari. Allgemein bleibt zu sagen, dass die Qualität einfach allem überlegen ist. Ein vollgerüsteter Minbari – Krieger kann eine DR von 10 haben, was ziemlich mächtig ist. Ei Sha’nar Fusion Rifle verursacht 3w6 Schaden, bei überlegener Reichweite und ohne dass es jemals nachgeladen werden müsste. Ein Minbari – Arzt kann mit seinem Scanner auf Knopfdruck alle relevanten Werte und einen +2 – Bonus auf Medical – Würfe erhalten.

Die Raumschiffwerte finde ich nicht allzu nützlich, doch da Babylon 5 d20 mit dem erscheinen der Advanced Space Combat Box den Sprung in den TableTop bereich machen wird, haben sie sicherlich ihre Daseinsberechtigung.

Ein weiteres exzellentes Kapitel ist Characters hier findet man nun Crunchy Stuff für Minbari – Spieler. Ein paar neue Prestigeklassen, Feats und Combat styles machen den Inhalt des Kapitels aus. Vor allen Dingen die Kampfstile sollten Erwähnung finden. Jeder Minbari der Kriegerkaste wird in seinem Clan eigenen Kampfstil unterrichtet. Mit Verbesserung seines BAB erhält auch zusätzliche Kampfähigkeiten, wie das Schützen eines Kameraden im Falle des Moon Shield Clans oder einer stärkeren Charge Attack für Mitglieder des Wind Sword Clans.

Campaigns ist für Spielleiter interessant, da hier nun die Frage „Was mache ich jetzt mit all diesen Minbari?“ geklärt wird. Man findet Tipps für alle Arten von Kampagnen und wie man Minbari, die sicherlich nicht einfach zu integrieren sind, darin einfügt. Auch werden potentielle unter den Spielern entstehende Konflikte im Vorfeld behandelt.

 

Fazit:

Das Minbari Federation Fact Book ist ein ausgezeichnetes Buch, das ich jeder Babylon 5 Runde nur wärmstens empfehlen kann. So sieht ein Quellbuch aus, wie ich es mir wünsche. 150 Seiten sind fast regelfrei und behandeln den Hintergrund dieses tiefspirituellen Volkes, 50 Seiten exquisites Regelmaterial, das das Spiel bereichert gibt es noch hinterher. Dieses Buch sticht wirklich hervor, gerade weil es den Schwerpunkt nicht auf Regeln gesetzt hat, wie so viele andere d20 – Bücher es tun. Ich würde das Buch als essentiell für das Spiel bezeichnen, da die Informationen aus dem Grundregelwerk auf keinen Fall reichen, einen Minbari tiefgründig, so wie sie in der Serie vorkommen darzustellen. Wenn man sich nur ein Quellbuch kaufen will, dann dieses.

Einige Macken hat es dann aber doch noch: Zum einen finden sich viele Fehler darin, Rechtschreibe – und Sinnfehler. (Ein Minbari hat bestimmt eine Körpertemperatur von 97°F und nicht Celsius, wie es drin steht). Zum anderen ist das Material stellenweise falsch sortiert. Warum finde ich Infos zum ausgelöschten Kriegerclan, den Blood Songs, in den Feiertagen der Kriegerkaste? Wieso ist das Verhalten der Kasten zueinander im Kapitel Campaigns und nicht bei den Kasten? Dies sind so einige Fragen, die ich mir stelle. Doch Mongoose Publishing hat ja versprochen, die Qualitätskontrolle zu verbessern.