Inhalt:In Witchfinder - „Im Dienste der Engel“ verschlägt es Sir Edward Grey im Auftrage seiner Majestät in die dunkelsten Ecken Londons, wo er es nicht nur mit einem grausigen Monster zu tun bekommt, sondern auch mit der helioptischen Bruderschaft.
In B.U.A.P. – Hölle auf Erden „Die Teufelsmaschine“: gerät Agent Devons und Fenix‘ Zug außer Kontrolle mit dem sie auf dem Rückweg zum B.U.A.P. Hauptquartier sind. Mitten in der Einöde müssen sie seltsamen und höchst tödlichen Kreaturen gegenüberstehen. „Der Schrecken von Pickens Country“ zeigt in mehreren Kurzgeschichten, wie sich die Erde langsam in eine Hölle verwandelt, die von albtraumhaften und todbringenden Kreaturen überflutet wird. Diese Chance nutzt ein zurückgezogener Vampirclan, um die B.U.A.P. auszutricksen. Hier gibt es auch ein Wiedersehen mit Hellboy, der zusammen mit Professor O’Donnell einem Nekromanten auf den Fersen ist. In “Die Rückkehr des Meisters“ stellt ein russischer Wissenschaftler einen paranormalen Kult zusammen. Er will nichts weniger als das Ende der Welt herbeirufen und versucht den Meister zu erwecken Der Ausgang ist anders als erwartet, aber nicht weniger apokalyptisch….
Meinung:Mike Mignolas Universum (Mignolaverse) ist in den letzten zwei Dekaden enorm angewachsen. Dabei hat alles mit Hellboy angefangen und mit B.P.R.D. (oder hierzulande B.U.A.P.) seinen Lauf genommen. Mit der Zeit sind neue Helden dazugekommen, Helden wie Lobster Johnson, Baltimore oder Sir Edward Grey, der Witchfinder und mit Ihnen eben auch zahlreiche kleinere und größere Geschichten, die sich alle im Mignolaverse (oder Hellboy-Universum) abspielen. Der deutsche Cross-Cult Verlag hatte seinerzeit mit dem ersten Band des „Geschichten aus dem HB-Universum“ angefangen, jene Nebengeschichten in deutscher Sprache zu bringen, die chronologisch nicht in die Hauptserien von Hellboy und B.U.A.P. passten oder gehörten. Doch mit Band IV der Sonderband-Serie änderte sich diese Vorgehensweise und – warum auch immer – brachte man die Fortsetzungen der B.U.A.P. Reihe in den dicken HB-Universum-Sammlern und stellte die eigentlich B.U.A.P. Serie ein (obwohl diese noch weiterläuft). Auch mit Band 5 wird diese Vorgehensweise fortgeführt. Jedoch finden sich in diesem Band dann nicht nur die Fortsetzungen von B.U.A.P. und dem „Hölle auf Erden“ Zyklus, sondern auch eine Story von Witchfinder, sowie ein paar Kurzgeschichten von Lobster Johnson.
Gleich vorweggesagt: die Stories in diesem Band sind nicht nur umfangreich und zahlreich, sondern auch absolute Sahne. Den Anfang macht dabei „Im Dienste der Engel“, ein Story-Arc von „Sir Edward Grey, Witchfinder“ der bereits 2009 in den USA erschienen ist. ED Grey ist ein Hexenjäger im Dienste ihrer Majestät im späten 19. Jahrhundert und macht sich in dieser Geschichte auf Vampirjagd. Die Geschichte ist Mignola typisch sehr atmosphärisch und unglaublich spannend erzählt und fesselt von der ersten Seite an und bleibt aufgrund von Wendungen und Überraschungen auch spannend bis zur letzten Seite. Die Artworks stammen hier von Ben Stenbeck, dessen Stil zwar kein Mike Mignola ist, aber dem schon sehr nahekommt. Will heißen, das die Artworks ganz hervorragend ins Mignolaverse passen. Das ist übrigens eigentlich generell so bei allen Stories der verschiedenen Mignolaverse Reihen. Nicht alle stammen von Mignola selbst, aber es wird immer penibel darauf geachtet, dass der Zeichenstil der Künstler sich in das Gesamtbild des Universums einfügt.
Nach Witchfinder gibt es drei aufeinanderfolgende Zyklen von B.U.A.P. „Hölle auf Erden“ und zwar „die Teufelsmaschine“, „der Schrecken von Pickens Country“ und „Die Rückkehr des Meisters“, die in den Jahren 2012 und 2013 im Original erschienen sind. Leider fehlen in der Chronologie hier aber zwei drei kleine Zyklen, die offenbar ausgelassen wurden.
Wie auch immer, die B.U.A.P. Reihe ist schon immer ein absoluter Hammer gewesen und man hat damals gut daran getan, sich damit von Hellboy zu lösen. Gerade der „Hölle auf Erden“ Zyklus, der aus sehr vielen kleineren Mini-Zyklen besteht und seit 2010 läuft (und in den USA gerade erst brachial zu Ende gegangen ist) ist ein absoluter Hammer. Die einzelnen Stories bauen natürlich aufeinander auf und jede für sich ist schlichtweg schon umwerfend, aber man muss „Hölle auf Erden“ eben auch als gesamtes sehen und da ist es schade, das Cross-Cult hierzulande so weit hinter hinkt. Tatsächlich habe ich die US-Hefte schon bis zum Ende gelesen, weil ich einfach nicht mehr solange warten wollte und ich bin immer noch schwer beeindruckt von „Hölle auf Erden“, denn – und das gilt dann auch wieder für die Stories in diesem Sammelband – die B.P.R.D. Reihe ist einfach unglaublich zerstörerisch und dabei eben auch nachhaltig, will heißen, dass was passiert, passiert auch wirklich und wer stirbt bleibt in der Regel auch tot. Dabei wird die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt und das ist einfach etwas, was es dauerhaft nur sehr selten in einer Comicwelt gibt.
Kehren wir zurück zu den Stories in diesem Band. Auch diese überzeugen auf ganzer Linie und sind unglaublich spannend. Während „die Teufelsmaschine“ und „Schrecken von Pickens Country“ wirklich gute Geschichten sind, die alles richtigmachen, ist „Die Rückkehr des Meisters“ dann nicht nur eine absolut phantastische Geschichte, sondern auch ein Dreh und Angelpunkt des „Hölle auf Erden“-Zyklus. Die Handlung ist facettenreich und enorm komplex, vielschichtig, wie man es von Mignolas Machwerken kennt (auch wenn er B.P.R.D. nicht alleine geschrieben hat) und das nicht nur hinsichtlich des Plots, sondern auch der Charaktere. In der neunten Kunst gibt es nur wenige Reihen bei der nahezu jeder einzelne halbwegs wichtige Charakter so viel Tiefgängigkeit und Plastizität aufweisen kann.
Den letzten Teil des fetten Sammelbandes macht dann eine Geschichtensammlung von Lobster Johnson, jenem Pulp-Action-Idol von Hellboy. Lobster Johnson hat eine ganz andere Atmosphäre als B.U.A.P. oder Hellboy und auch als Witchfinder. Lobster Johnson ist spürbar Pulp Comic. Ein Held der Abenteuer im typischen Stil der 20er und 30er Jahre Comics des letzten Jahrhunderts erlebt. Mit prosaisch anmutenden Ausrufen und wilden Schlägereien und Schießereien. Sehr cool gemacht und erzählt, wobei die Lobster Johnson Stories gerade wohl deswegen so hervorragend funktionieren, weil sie in Hellboy selbst wie ein Mythos behandelt werden und damit eben was Mystisches an sich haben.
Darüber hinaus zeichnen sich die verschiedenen Mignolaverse Geschichten durch zahlreiche – oft dezente und nicht direkt offensichtliche – Verknüpfungen aus. Beispielsweise besitzt Sir Edward Grey in dieser Witchfinder-Story ein seltsam geformtes, sehr alt wirkendes Schwert. Dasselbe Schwert gelangt über ein Jahrhundert später, während der „Hölle auf Erden“-Saga, in die Hände eines B.U.A.P.-Agents, der damit so richtig unter den Monstern aufräumt. Allerdings greife ich hier für dieses Beispiel ein wenig vor, denn die besagten B.U.A.P.-geschichten sind in Deutschland noch nicht erschienen (ich habe sie im US-Original gelesen). Wie auch immer, dieses Beispiel soll eben auch nur dafür dienen, um aufzuzeigen, wie geschickt und gern auch subtil, alle Mignolaverse-Stories miteinander verknüpft sind.
Ich hatte es oben angesprochen, die Artworks stammen von vielen verschiedenen Zeichnern, die jeweils für einen Zyklus oder eine Kurzgeschichte verantwortlich zeichnen und dennoch wirkt das gesamte Material wie aus einem Guss. Die verschiedenen Stile sind eben so nah beieinander, dass das gesamte Mignolaverse optisch konsistent wirkt und das ist klasse, bedenkt man das es woanders oft sogar Zeichner- und Stillwechsel innerhalb einer kleinen Serie gibt. Auch hier punktet der Sammelband.
Abgerundet wird der Band bzw. die einzelnen Zyklen mit jeweils einigen Seiten, die Sketches, Skizzen und Notizen, sowie Cover-Artworks der jeweiligen Stories zeigen. Nettes und informatives Beiwerk. Außerdem ist dieser Band, wie alle HB-Universum Ausgaben – auf 1222 Exemplare limitiert.
Fazit:Auch der fünfte Band des Hellboy-Universums ist wieder ein Hammer. Die Stories die hier drin sind, überzeugen allesamt auf ganzer Linie und sind schlichtweg klasse, denn sie haben diese komplexe Vielschichtigkeit und diese unglaublich dichte Atmosphäre, die eigentlich alle Stories des Mignolaverse haben. Ich kann diesen Band also nur jedem Fan wärmstens empfehlen, denn gerade die Witchfinder und Lobster Johnson Stories sind eigenständig und funktionieren so hervorragend. Nur die B.U.A.P. Geschichten sind zwar ebenso hervorragend, nur eben nicht so ganz eigenständig, denn sie liegen mitten im allesumfassenden „Hölle auf Erden“ Zyklus.
Und das ist dann in meinen Augen auch das einzige echte Manko, nämlich die Veröffentlichungspolitik von Cross-Cult hinsichtlich B.U.A.P. Ich kann es einfach nicht so ganz nachvollziehen, warum man die eigene B.U.A.P. Reihe eingestellt hat und die tollen aufeinander aufbauenden Geschichten von „Hölle auf Erden“ nun peu a peu in den HB-Universum Sammlern veröffentlicht und das dazu auch noch zwischen anderen Geschichten mit anderen Helden. Das macht das Ganze ziemlich undurchsichtig und konfus und eben auch nicht wirklich chronologisch. (und auch nicht konsistent im Regal).
Das ist aber auch der einzige Meckerpunkt, ansonsten gibt es hier richtig gute Comickost im Mignolaverse, ganz so wie man es erwartet. Die Stories sind düster, mystisch, wirken durchdacht und haben eine unglaubliche Erzähldichte. Dazu kommt noch, das sich zwar viele verschiedene Zeichner an die verschiedenen Zyklen und Geschichten machen, diese aber offensichtlich so ausgewählt werden, das die gesamte Optik immer beständig wirkt. Dass die Artworks dabei richtig schick, detailreich und perfekt passend sind, muss man eigentlich nicht mehr erwähnen. Hellboy, B.U.A.P. und all die anderen Geschichten des Mignolaverse gehören in meinen Augen zum allerbesten was man in den letzten 20 Jahren im Comicbereich finden kann und diese Behauptung untermauert der vorliegende Sammelband nur einmal mehr. Absolute Oberklasse!
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