Links zur Rezension MyrkgardDieser Quellenband präsentiert mit der Welt Myrkgard eine alternative Welt für Midgard. Wozu braucht man eine weitere Welt, wenn doch die Basiswelt über viele Jahre kontinuierlich gewachsen und mittlerweile sehr detailliert ist? Ganz einfach, um mal was Neues zu erleben und der Phantasie neues Futter vorzusetzen.
Dies dachten sich auch eine handvoll Midgardspieler, die sich auf einer Con trafen: „Entwickeln wir doch eine neue Welt, die all das hat, was wir persönlich vermissen.“ Und so wurde ein ehrgeiziges Projekt ins Leben gerufen. Da es ein Buch von Fans für Fans sein sollte, hielt sich die offizielle Midgard-Redaktion weitestgehend aus der Entwicklung heraus. Trotzdem – oder gerade deshalb – entstand ein wirklich interessantes Produkt.
Hintergrund: Mittels hoher Magie wurde von der Welt Ljosgard, wie die bekannte Midgardwelt auf Myrkgard heißt, eine Kopie erstellt. Diese Parallelwelt mit identischer Geographie heißt Myrkgard. Jedoch ist sie alles andere als ein Klon. Da die äußeren Sphären nicht von der Magie erfaßt wurden, fehlt dem Nachthimmel Myrkgards ein lichtspendender Mond. Die Nächte sind dunkel, aber damit nicht genug – auch den Götterkrieg hat die dunkle Seite gewonnen. Dies sind die Vorzeichen der Entwicklung Myrkgards. Gut 800 Jahre später unterscheiden sich beide Schwesterwelten recht deutlich. Auf Myrkgard ist alles dunkler, finsterer und böser. Vampire sind fast alltäglich und werden in einem Land sogar als Götter verehrt. Ein anderen Ländern werden Elfen ob des guten Geschmacks ihres Fleisches auf Zuchtfarmen gehalten...
Diese Idee entstammt dem Abenteuerzyklus von den zwei Welten (mit seinen vier Abenteuern Hauch der Heiligkeit, Legion der Verdammten, Das Graue Konzil und Die Schwarze Sphäre) und ist eine recht geschickte Idee, bekanntes Material (wie Karten oder regional Beschreibungen) weiterverwenden zu können, aber trotzdem genug Raum für Innovationen zu lassen.
Inhalt: Das Buch gliedert sich in zwei Teile – das dunkle Imperium und die unabhängigen Länder. In jedem dieser Teile werden die verschiedenen Regionen und Provinzen beschrieben.
Vor die beiden Haupteile wurde ein einführende Kapitel gesetzt, das einen Überblick über die Geschichte und somit die Besonderheiten Myrkgards gibt. Hier werden auch besondere Regeln zum Umgang mit Göttern und Magie in dieser Welt eingeführt.
Dieses Kapitel ist eines der wenigen schwächeren in diesem Buch. Ich persönlich hätte mir mehr als anderthalb Seiten über die Genese der Welt gewünscht. Zwar ist auch in den Länderbeschreibungen noch einiges zu finden, aber eine Zusammenstellung am Anfang hätte ich sehr angenehm gefunden.
Den Inhalt der nun folgenden Regionalbeschreibungen wieder zu geben ist müßig, wichtiger ist vielmehr, dass jeder Bereich von einem anderen Autor bearbeitet wurde. Aus diesem Grund ist die Struktur der einzelnen Beschreibungen recht unterschiedlich, was sich aber in keinsterweise auf die Qualität der Beiträge auswirkt.
Insgesamt findet der Leser in den 16 Beschreibungen eine Fülle interessanter Ideen, die in sich schlüssig sind und gut – wenn auch nicht perfekt – miteinander harmonieren. Stellenweise wird von der Ähnlichkeit zur Schwesterwelt Gebrauch gemacht und auf bereits erschienene Publikationen verwiesen, trotzdem verliert Myrkgard nie seinen Eigenständen und dunklen Charakter.
Abgeschlossen wird das Buch mit einer schwarzweiß Karte der Welt und einem einseitigen Index, der beim Auffinden wichtiger Stellen hilft.
Präsentation: Dieser Quellenband kommt in einer aufwendigen Aufmachung daher. Hier zeigt sich, der Mut, den Pegasus gehabt hat: ein Fanprojekt als über 200seitiges Hardcover mit hochwertigem Design zu veröffentlichen ist kein unbeträchtliches Risiko. So kommt es, dass sich dieses Buch in der Qualität der Präsentation nicht hinter den „offiziellen“ Publikationen verstecken muss. Das Layout entspricht dem „Standardlayout“ von Midgard: schwarz-weißer zweispaltiger Text mit illustriertem Rand. Dazu kommen einige Textboxen und Illustrationen. Letztere stammen aus der Feder von Thorsten Kettermann, der auch die meisten anderen Midgardprodukte begleitet.
Abschließend ist noch das reiche Internetangebot zu erwähnen, was bei einem Fanprojekt auch nicht weiter verwunderlich ist (siehe Links zur Rezension). Hier findet sich auch eine Farbkarte der Welt, die diesem Buch noch fehlt.
Fazit: Dieses Quellenbuch für Midgard ist ein beindruckenden Beispiel dafür, was der Mut eines Verlages gepaart mit dem Ideenreichtum der Fans bewirken kann. Der Leser wird mit vielen neuen Anreizen aus dem Ideenschatz langjähriger Midgardspieler beschenkt, mit denen er „seinem“ Midgard neues und vollständiges anderes Leben einhauchen kann. Aber auch für Neueinsteiger ist dieser Band durchaus interessant, da er eine vollständige Beschreibung einer Welt in einem Buch liefert – etwas, was der eigentlichen Midgardwelt fehlt. Dieser Band ist somit allemal einen Blick wert – allerdings sollte einem das Dunkle und Korrupte der Welt liegen.
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