Luftkämpfe auf dem SpielbrettEinführung: 1. Weltkrieg. Der Nebel über dem deutsch-französischen Grenzverlauf lichtet sich und lässt einen bizarr anmutenden Blick auf die kreuz und quer laufenden Schützengräben zu. Doch du hast keine Zeit für diese Aussicht, denn deine Konzentration ist auf die eben aus den Wolken auftauchende blutrote Fokker DR.1 gerichtet. Dein Atem stockt. Unverkennbar hast du den ‚Roten Baron’ Manfred von Richthofen vor dir. Und während dir klar wird, dass du es wahrlich mit einem As zu tun hast, schiebst du den Steuerknüppel deiner schwerfälligen Spad XIII nach vorn, um dem wendigen Dreidecker zu entkommen. Doch es wird nichts nützen. Du wirst dich stellen müssen.
Ein ruhmreicher Tod! Kämpft weiter, fliegt weiter bis zum letzten Tropfen Blut und zum letzten Tropfen Benzin - bis zum letzten Herzschlag und zum letzten Stottern des Motors; ein Tod für einen Ritter - einen Toast auf seine Gefährten, auf Freund und Feind -Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen
Inhalt und Aufmachung: Wie es sich für ein Kartenspiel gehört, ist der Hauptbestandteil des Inhalts ein Stapel Karten. Diese teilen sich in die Flugzeugkarten (5 Typen), Manöverkarten (4 Sets) und Schadenskarten (1 Set). Die Qualität der Karten ist angemessen gut und die Aufmachung der Karten ist stilvoll und passend. So sind auf dem Hintergrund der Flugzeug- und Manöverkarten dezent gezeichnete Landschaftsdraufsichten zu sehen, die deutlich zum Flair des Spiels beitragen. Hinzu kommen noch eine Handvoll Counter, fünf Statusboards für die Flieger und zwei Entfernungsmesser. Während bei den Countern und Boards die starke Pappe eine gute Wahl war, so ist das Material für die Entfernungsmesser eher ungeeignet, da sie leicht verbiegen bzw. umknicken können. Plastik wäre hier sicher ein sinnvolleres Material gewesen. Alles in allem macht der Inhalt einen gelungenen und farbenfrohen Eindruck und vermittelt Lust darauf loszulegen. Das zwölfseitige, lediglich englischsprachige, Regelheft ist zweifarbig gedruckt, aber dafür reich bebildert, gut aufgebaut und damit leicht zu verstehen. Wie bei Fantasy Flight Games üblich sind die Regeln frei im Internet erhältlich: www.fantasyflightgames.com/wingsofwardownloads.html
Spielablauf: Kurz erklärt, geht es in dem Spiel um den klassischen Dog Fight. Derjenige, dessen Flugzeug als letztes noch fliegt gewinnt. Dargestellt werden die Flieger durch Karten, auf denen eine Silhouette des Modells abgebildet ist, und die alle nötigen Informationen enthalten. Geflogen wird mittel der Manöver Karten, von denen man sich zu beginn einer Runde für drei verdeckt entscheidet und diese dann der Reihe nach ausführt. Auf den Manöverkarten abgebildet ist ein dem Manöver entsprechender Pfeil, an dem die auf dem Spielgebiet (eine beliebig definierte ebene Fläche) liegenden Flugzeugkarten einfach entlang geschoben werden. Bewegt sich am Ende eines Manövers ein Flieger in die Schusslinie eines anderen, so wird geschossen, und der Getroffene zieht Schadenskarten. Übersteigt die Schadensmenge einen typabhängigen Wert, so gilt ein Flugzeug als abgeschossen. Ganz simpel eigentlich, und ehrlich gesagt, so mit Sicherheit auch nicht sonderlich spannend. Doch keine Angst der Teufel (in diesem Fall der Reiz des Spiels) liegt wie immer im Detail. So fliegt sich wirklich jedes der Modelle (Fokker DR.1, Sopwith Camel, Spad XIII, Albatros D. Va und Sopwith Triplane) durch die unterschiedlichen Sets an Manöverkarten spürbar anders. So ist eine Fokker deutlich manövrierfreudiger und wendiger als eine schwerfällige Albatross, bei der man gehörig aufpassen muss nicht die Spielfläche zu verlassen. Immerhin, dafür hält sie deutlich mehr aus. Der zweit reiz im Spiel sind die Schadenskarten, denn diese enthalten nicht immer nur eine Schadensmenge, sondern bisweilen auch Motorschaden, Rohkrepierer, Feuer oder besonders beliebt, ein klemmendes Leitwerk. Zwar behält jeder Spieler solche Schäden für sich, aber es ist schon ärgerlich, wenn man plötzlich nicht mehr nach links fliegen kann. Und wenn man dann noch auch nach rechts eingeschränkt wird, und als Wendemanöver nur noch ein Immelmann bleibt, dann gehört schon einiges an Geschick dazu seine Kontrahenten noch zu überraschen. Eine kleine Anzahl Zusatzregeln steigern den Fun-Wert des Spiel noch weiter. Das Regelheft weist noch einige Szenarien aus, die man Spielen könnte. Diese bringen zwar noch weitere Abwechselungen, erfordern jedoch meist den Besitz des zweiten Teil ‚Watch your Back!’ der im Laufe des Jahres erscheinen soll.
Fazit: Vorweg gesagt „Wings of War - Famous Aces“ macht ungemein Spaß, zu viert noch weit mehr als zu zweit. Besonders wie spürbar die Unterschiede der einzelnen Flugzeugmodelle sind hat mich überrascht, und das erzeugt einen recht hohen Wiederspielfaktor dem man gerne nachgibt. Generell merkt man dem Spiel häufig an unvollständig zu sein. So erfordert ein Flieger Schadenskarten vom B-Set, welches nicht vorhanden ist, oder es gibt Counter für die keine Verwendung vorhanden ist. Allerdings versprechen die Regeln für zweisitzige Maschinen, die über ein rückwärtiges Schussfeld verfügen, weitere Interessante Partien, sollte man beide Spiele besitzen. Einziger Kritikpunkt neben der doch spürbaren ‚Unvollständigkeit’ des Spiels, ist der Preis von $29.99 (knapp 30 Euro oder ca 55.00 - 60.00 DM, für Leute die so was immer noch gerne erwähnt haben möchten), der mir mal wieder deutlich zu hoch angesetzt scheint, da man für das gleiche Geld dann doch bei anderen Spielen mehr erhält. Trotzdem kann ich das Spiel nur empfehlen, denn es macht mächtig Spaß. Und ich achte unterdessen auf meinen Rücken.
Anmerkung der Redaktion: Nach den Informationen der Autorin des Spiels, wurde die erste Auflage innerhalb von zwei Wochen ausverkauft. Der Nachdruck von WoW beinhaltet dann eine volfarbige Anleitung anstatt der ursprünglichen schwarz/weißen. Auérdem erscheint das Spiel nicht nur in Englisch, sondern neben Varianten in italienisch oder griechisch, auch in deutsch. ALs Letztes liegt der europäische Preis niedriger als der USA Preis des Spiels (so in etwa 20 Euro), wodurch eines der vom Redakteur angesprochenen Mankos des Spiels (nämlich der hohe Preis) geschmählert wird.
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