Links zur Rezension Fraktale WeltenFractal Terrains ist ein Programm, welches auf der Basis von Fraktalen zufällige Weltkarten erzeugen und verwalten kann. Es wurde von der Firma ProFantasy entwickelt und liegt derzeit in der Version 2.0 vor. Diese neue Version wurde erst vor kurzem veröffentlicht und dient als Grundlage für den folgenden Artikel. Zuerst eine wichtige Information für alle die schon die Campaign-Cartographer-Reihe kennen: Fractal Terrains ist vollkommen eigenständig. Man benötigt also weder den Campaign Cartographer oder irgend eines der dazugehörigen Add-Ons noch ein anderes Programm von ProFantasy. Ein Betriebssystem oder zumindest Windows sollte man aber schon haben. ;) Genau wie alle anderen ProFantasy-Produkte ist Fractal Terrains aber komplett in englisch.
Das Programm zeigt sich zunächst in einem typischen Stil mit Symbolleisten voller kleiner bunter Symbole und den Menüs. Was einem zuerst auffallen dürfte ist der langsame Aufbau der durch Grundeinstellungen gegebenen Karte. Hier mag sich bei dem einen oder anderen Ernüchterung einstellen, aber man bedenke, dass für Berechnungen wie sie dieses Programm ausführt in der Wissenschaft nur die besten Supercomputer herangezogen werden. Hier sollte man sich also etwas in Geduld üben. Zumal jeder über die Details einstellen kann wie komplex die zufällige Karte denn nun werden soll, und ist sie einmal fertig aufgebaut, dann sieht sie wirklich recht nett aus. Sogar ein angenommener Lichteinfall wurde hinzugefügt. Dadurch sieht das Gelände sehr plastisch aus. Fractal Terrains kann nicht nur das topographische Relief sondern auch thematische Karten erstellen deren Inhalt Klima, Niederschlag und Temperatur umfasst. Diese werden anhand der Topographie erzeugt und schauen schon sehr realistisch aus. Hier gibt es allerdings auch noch ein kleines Manko, denn es werden bei weitem nicht alle Klimatypen über die das Programm verfügt auch in die zufällige Erzeugung eingefügt. Wem die typischen Farbabstufungen der einzelnen Höhenschichten nicht zusagen der darf auch gern die Anzahl und das farbliche Aussehen sowohl von Höhen- als auch von Tiefenstufungen festlegen. Die gesamte Karte kann in den meisten der typischen Projektionen, von der Mercator bis zur gnomonischen Abbildung betrachtet werden, wodurch jeder seine Anforderungen an Winkel-, Flächen- und Längentreue erfüllt sehen müsste. Für die fraktale Erzeugung kann ein sehr umfangreicher Dialog herangezogen werden in dem man die Grundbedingungen der zu erzeugenden Welt festlegt. Hier kann man zum Beispiel, zum Glück auch metrisch, die größte Höhe und die kleinste Tiefe einstellen. Wer gern etwas herumprobiert kann aber auch gern einmal den Treibhauseffekt oder die Anzahl der Sonnen verändern und wer ein bischen Ahnung von Mathematik hat darf auch schnell an den Parametern der Fraktale herumschrauben. Die Auflösung eurer Karte stellt ihr ebenfalls über diesen Dialog ein, wobei eine höhere Auflösung natürlich auch weit mehr Speicher frisst und der Rechner deutlich mehr zu tun bekommt. Sobald alle Einstellungen vorgenommen wurden, klickt man einfach auf den Button neue Welt und schon erzeugt Fractal Terrains eine neue Karte. Dies kann man nun so oft wiederholen, bis man eine passend oder zumindest annähernd passend erscheinende Karte gefunden hat. Jetzt geht man an die Bearbeitung dieser Karte, denn man kann im Nachhinein noch einmal die ganze Welt verändern und wenn man will sogar vollkommen selbst erstellen. Hiervon würde ich allerdings abraten da sich Fractal Terrains bei der manuellen Bearbeitung sehr träge verhält. Kleinere Anpassungen kann man so aber vornehmen. Nur das Speichern sollte man vorher nicht vergessen, weil man sehr leicht etwas kaputt machen kann was man dann nie wieder so hinbekommt. Jetzt kann man auch die fehlenden Klimatypen einzeichnen, was aufgrund der erwähnten Trägheit aber auch eher mühsam ist. Ein paar der Bearbeitungsfunktionen sind allerdings schon sehr nützlich. So kann man sich über eine Funktion seit Version 2.0 das Gewässernetz erzeugen lassen und eine andere Funktion kann den ganzen Planeten mit einem Kraterteppich überziehen, was vor allem für Weltraumkampagnen aber auch für die ein oder andere präapokalyptische Fantasy-oder Dark-Future-Kampagne von Nutzen sein kann. Hat man schließlich seine Welt fertig generiert, kann man sie abspeichern oder zum Weiterbearbeiten exportieren. Hier bestehen viele Möglichkeiten und die wichtigste ist sicherlich die Konvertierung in eine CC2-Karte oder besser eine ganze Kartenserie. Dabei muss man aufpassen, das man nicht zu viele Details hinzugefügt hat, da CC2 sonst beim Laden des Exportproduktes abstürzt. Wer keinen CC2 besitzt, der kann auch einen Export in ein anderes Grafikformat wie JPG oder BMP vornehmen oder gleich zu VRML (sprich Vermel) übergehen um in einer 3D-Grafik weiterzuarbeiten. Im VRML-Format müsste es sogar möglich sein die Karte in 3D Studio Max oder Maya weiterzubearbeiten und die Masochisten unter euch können auch direkt die XML-Datei mit einem Texteditor verändern. Das schöne an VRML ist allerdings, dass ihr so eine 3D Grafik eurer Welt ins Netz stellen und direkt über einen Browser anzeigen könnt.
Fazit: Fractal Terrains ist meiner Meinung nach kein “must have”-Programm für den digitalen Hobbykartographen und Rollenspieler. Die wirklichen Stärken dieses Programms erfährt man nur richtig, wenn man viele Karten erzeugt. Wer aber nicht gerade neue Settings am Fließband erstellt oder eine Kampagne mit vielen verschiedenen Planeten leitet, kommt mit CC2 oder Photoshop klar. Für einen Weltraum-SL der schnell spontan neue Planeten braucht ist das Programm einsame Spitze. Für alle anderen ist es ein nettes Spielzeug, wenn man das Geld übrig hat und keine Lust hat die eigene Kampagnenwelt in ihrem vollen Ausmaß komplett zu zeichnen aber dennoch von Anfang an die komplette Topographie der Welt haben möchte.
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