EngelDer erste Eindruck Das vorliegende Ordensbuch präsentiert sich im Vergleich zu den bisher rezensierten Werken mit etwas mehr Inhalt, 112 Seiten in bekannter Aufteilung. Eine ansehnliche Karte des Himmels darf natürlich auch nicht fehlen. Im Vergleich zum neueren Ordensbuch der Ramieliten, fällt auf jeden Fall der weniger deutliche Illustrationsstil auf. Sind die Bilder von Eva Wiedermann von klaren Linien gekennzeichnet, wirkt der Stil von Jens Weber eher ein wenig verschwommen und angedeutet. Was man lieber mag, ist natürlich eine Frage der persönlichen Präferenz.
Kapitel 1 Das Herrschaftsgebiet der heilenden Hände umfasst vor allem das heutige Frankreich, Luxemburg und die Schweiz. Im Zuge der Überflutungen wurden gerade weite Teile von Frankreich vom Wasser verschluckt, so daß einige Gebiete nur noch als Inseln wieder zu finden sind. Die Raphaeliten sind in ihren Landen, insbesondere in der Heimstatt ihres Himmels Gratianopel, äußerst beliebt. Ihre Weltoffenheit, die Heilung, die sie bringen und ihre Politik der Annäherung auch gegenüber Schrottbaronen haben ihnen viele Freunde unter der Bevölkerung eingebracht. Um die dadurch vielfach enstandenen Symbiosen zwischen Orden und Bevölkerung zu verdeutlichen, werden viele wichtige Orte innerhalb des Herrschaftsgebietes wie z.B. auch die Hauptstadt Gratianopel detailliert. Raphaelsland ist so verschieden und vielseitig wie die Gebiete der anderen Orden auch, hebt sich aber doch dadurch ab, daß der Orden selbst sich vielgestaltig präsentiert, was sich beispielsweise an der Prüferstadt Clermo zeigt, die von einer Fraktion der Raphaeliten wiedererichtet wurde, die auf strenge Einhaltung des angelitischen Glaubens pocht und den Heilern das Recht über Leben und tot zuspricht. Viele Andeutungen auf die unterschiedlichen Fraktionen und ihr Wirken werden dann auch erst wirklich klar, wenn man sich die Abhandlungen zu den Fraktionen des Ordens durchgelesen hat.
Kapitel 2 Der Leib Raphaels, so heißt der Himmel dieses Ordens, ist anders als die Himmel aller anderen Orden, nicht direkt in die Stadt Gratianopel integriert, sondern befindet sich etwas abseits, nur durch einen ausgedehnten Pilgerpfad durch die Berglandschaft oder über Gondeln zu erreichen, die von Gratianopel aus gen Himmel steigen. Eine weitere Besonderheit dieses Himmels ist, daß er nicht von den Raphaeliten selbst erbaut wurde, sondern ein Erbe der Ragueliten ist. Raphaels Leib ist darauf ausgelegt, viele Pilger beherbergen zu können, die um Heilung ersuchen und diese, so es denn nötig ist, auch entsprechend lange versorgen zu können. Viele Teile des gigantischen Gebäudes sind nach Körperteilen benannt und dienem einem Zweck, der diesem Namen nahe steht. Raphaels Herz zum Beispiel, tief innerhalb des Berges gelegen, sorgt für die nötige Energie, damit sowohl die Pilger auch unter Tage mit Licht versorgt werden können, aber auch damit die Zuchthäuser in Raphales Speise die nötigen Bedingungen für ein gutes Wachstum der Zöglinge aufrecht erhalten können. Wie eigentlich in jedem Himmel gilt: Je höher hinaus man kommt, desto näher kommt man den Engeln und dem Ab der Raphaeliten. Anders herum kommt man den Geheimnissen oft in der Tiefe auf die Spur, denn natürlich gibt es auch im Orden Raphaels viele verborgene Fakten, die unter anderem von den Gebeugten, der 'Technikerkaste', gehütet werden.
Kapitel 3 Raphaels Weg ist der Weg der Heilung, aber zu heilen heißt, dem Willen des Herrn entgegen zu treten. Diese seltsam anmutende Philosophie ist ein Grundsatz aller Diener Raphaels, ein Grundsatz, der lebenslangen Schmerz zur Buße bedeutet. Wann immer ein Heiler sein Werk vollbracht hat, ist er angehalten für seine Anmaßung zu Büßen, in einer Form, die er sich selbst auferlegt. Die Buße ist eine private Sache, dennoch drückt sich wohl kaum einer um seine 'gerechte' Strafe. Sogar die Engel, von denen man eigentlich denken sollte, daß sie als erhabene und heilige Geschöpfe Gottes jenseits dieser Buße stehen, unterziehen sich selbst den schmerzhaftestens Riten. Ja die Engel sind wohl diejenigen, welche das Ritual der Buße am extremsten betreiben, sieht man von den Gebeugten ab, bei denen zum Teil gar Selbstopferungen für das Betreiben von besonders sündigen Maschienen normal sind. Über diesen Ritus hinaus, beschäftigt sich dieses Kapitel vor allem mit den Folgen raphaelitischen Handelns innerhalb ihres Herschaftsbereiches. Die Diener Raphaels sind gespalten und uneins, zu viele verschiedenen Fraktionen mit zu unterschiedlichen Ansichten haben sich gebildet, auch wenn der Orden nach außen noch geeint scheint, zeichnen sich Risse ab. Neben den Curer, die den Hauptteil der raphaelitischen Heiler stellen, bestimmen vor allem die Prüfer immer stärker innerhalb des Ordens und versuchen ihre extremen Mittel zu etablieren. Weiterhin widmen sich andere Fraktionen dem Lebenszyklus oder dem Erhalt des Lebens bzw. der Verlängerung desselben. Trozt dieser Spaltung besitzen die heilenden Hände auch eine große, verborgene Stärke. Kaum ein Orden sonst kann auf Vertrauen von Diadochen hoffen, doch wer verschweigt seinem Leibarzt schon alle Geheimnisse? Darüber hinaus sind Raphaelistempler dafür bekannt, hervorragende Leibwachen abzugeben, eine weitere Quelle für Informationen aller Art.
Kapitel 4 Wie schon zuvor erwähnt, sind die Raphaeliten häufig Nutznießer der Überheblichtkeit anderer. Kaum ein Orden hat so viele Klöster in den Ländern anderer Orden. Vielgestaltig wie der Orden selbst, präsentieren sich diese Stätten der Heilung, Forschung oder auch des Obdachs, um nur die Beispiele zu nennen, die in diesem Kapitel etwas mehr Beachtung erhalten. Wie auch schon im ersten Kapitel folgen nach einer eher generellen Betrachtung Beschreibungen bestimmter Klöster. Schließlich darf ein Ausblick auf die Sichtweise anderer Orden und der Bevölkerung vom Orden Raphaels nicht fehlen. Während die Michaeliten und Garbieliten die Heiler eher als gegeben hinnehmen, sehen die Ramieliten sie eher als nutzbringend an und neiden ihnen evtl. ihre Gaben. Mit den Urieliten teilen sie das Interesse an den Menschen und dies wird ihnen mit einer gewissen Beliebtheit sogar unter den Diadochen vergolten.
Kapitel 5 Ein Orden ist nur so gut wie die Hand, die ihn führt, enstprechend wichtig ist ein kleiner Einblick in die Persönlichkeiten der Führung. Wie gewohnt werden der Ab, die Priorin und die Kustodin in aller Ausführlichkeit vorgestellt, d20 Werte inklusive. Zusätzlich zu diesen wird Kardinal Ios dargestellt, bei dem es sich um niemand geringeren als den Anführer der Prüfer handelt. Angeschlossen an diese Personenbeschreibungen bieten wieder Beispielcharaktere viele wundervolle Anregungen für den eigenen Charakter, das beginnt beim zweifelnden Heiler, geht über den frisch übergetretenen Prüfer bis hin zu einem mehr als opferbereiten Engel.
Appendix Wenn es um Heilung geht, muß auch über Krankheiten und Gifte gesprochen werden. Genau diese werden nämlich zusammen mit zwei Engelskräften im Appendix unter die Lupe genommen und nach d20 Regeln beschrieben.
Fazit: Das Ordensbuch der Raphaeliten bietet eine gewohnte Vielfalt an Informationen, die die Welt Engel mit Leben versehen. Durch die etwas höhere Seitenzahl fällt es nicht so sehr ins Gewicht, daß erneut dem ersten Kapitel der größte Umfang zugesprochen wird. Es sind zwar alle Ortsbeschreibungen interessant gestaltet und sicherlich hilfreich, wenn man daran denkt, an diesen Orten zu spielen, aber nach der x-ten Stadt verlangte es mich dann doch nach mehr Informationen über die Interna des Ordens. Diese sind zum Glück auch reichlich vorhanden, so daß das Ungleichgewicht, das ich noch beim Ordensbuch Garbrieliten beklagen mußte, abgemildert ist. Etwas mehr Details zu den Umtrieben der Prüfer wären zwar noch wünschenswert gewesen, alles in allem strotzt aber auch dieses Werk wieder vor Anregungen und Andeutungen, die etliche Spielabende, wenn nicht eher Kampagnen, füllen können. Der Illustrationsstil wirkt, wenn man erst einmal die Illustrationen im Ordensbuch der Ramieliten gesehen hat, doch weniger begeisternd. Dennoch würde ich inhaltlich diese Ordensbuch höher bewerten, was sich in der leicht höhren Note niederschlägt.
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