The Shadow over D&D u.a.DRAGON 324 ist die Oktober-Ausgabe des beliebten D&D-Magazins von Paizo Publishing. Es ist die zweite Ausgabe im neuen Gewand, also ohne festes Grundthema und mit neuem Layout. Ich bevorzuge zwar weiterhin die ältere Fassung, aber im Grunde ist nichts auszusetzen.
Kommen wir zum Inhalt: Normalerweise interessieren mich die ersten Seiten im DRAGON gar nicht, da hier nur die Leserbriefe und die Rubrik „The Scoop on Gamer Life“ abgehandelt werden. Warum auch immer, diesmal habe ich sie gelesen...und es hat sich gelohnt. Zum einen möchte ich zwei wirklich sehr amüsante Leserbriefe hervorheben. Die erste Fragestellerin wollte wissen, ob es eine Bademodenausgabe vom DRAGON irgendwann geben würde. Bademodenausgabe? Lidda, Ember, Devis und Mialee spielen Beachvolleyball, Vadania unterhält sich im Bikini mit irgendwelchen Wassertieren und Alhandra, Krusk und Regdar liegen faul in der Sonne und unterhalten sich? Immer her damit! Leider wird es so was wohl nie geben, da WotC da nicht mitspielt. Schade. Zum anderen ist da ein Leserbrief eines gewissen Vince Lehto. Dieser Herr hat ein echtes Problem mit D&D 3.0, D&D 3.5 und WotC im Allgemeinen, da sie „sein“ Spiel, was augenscheinlich AD&D ist, nicht mehr unterstützen. Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, wie gut oder schlecht AD&D war, da ich es nie gespielt habe, aber trotzdem erinnert mich dieser Beitrag an so manche schöne Diskussion in der Anfangszeit der 3rd Edition. Lesenswert! Nachdem ich mich hierbei schon prächtig amüsiert hatte, wurde es aber noch besser, denn meine Sorge, Rollenspiel allgemein und D&D im Besonderen im Leben etwas zu Ernst zu nehmen, wurde ein paar Seiten weiter entkräftet. Hey, ich kaufe mir viele Bücher und verbringe viel Zeit damit, aber auf die Idee, meinen Hochzeitskuchen als Player Handbook zu gestalten oder Würfel aus weißer Schokolade bzw. Kuchen herzustellen, würde ich nie kommen. Naja, die beiden Ehepaare scheinbar schon. Und die Torte sieht wirklich gut aus.
Dies sind natürlich keine Gründe, warum man sich diese Ausgabe kaufen sollte. Schauen wir mal, was noch so drin ist. Für die Miniaturenspieler unter Euch ist wieder ein größerer Artikel vorhanden, der sich diesmal mit den „Aspects of Terror“ beschäftigt. Es geht hier natürlich um das „Skirmish-Game“, von dem ich leider keine Ahnung habe und mir deshalb auch diesen Artikel gespart habe. Könnte aber natürlich für den einen oder anderen Sammler interessant sein. „Silicon Sorcery“ nimmt diesmal Gothic II näher unter die Lupe und dabei insbesondere die dort verwendete Runenmagie. Es wird ein neues Talent vorgestellt und die Preise für die entsprechenden Runen. Das schöne an diesen Runen ist, daß sie jede Charakterklasse verwenden kann. Auch diesmal wird wieder ein Roman ausgesucht und mit D&D in Verbindung gebracht. Hierbei handelt es sich um „American Gods“ (Neil Gaiman), ein Buch, in dem es um den Krieg zwischen Göttern der Mythologie und der Moderne geht, wobei die USA das Schlachtfeld bilden. Passend für D&D hat man hier einfach ein paar Gegenstände aus diesem Roman in die Regeln gepreßt. Sie sind meines Erachtens in Ordnung, aber nicht weltbewegend. Kommen wir zum ersten wirklichen Highlight dieser Ausgabe: H.P. Lovecrafts Einfluß auf D&D. Ein wirklich sehr, sehr gelungener Artikel, der mich schon zum Staunen gebracht hat, da mir nicht bewußt war, wieviel dort in die Regeln und Abenteuer mit eingeflossen ist. Als Cthulhu-Fan habe ich den Artikel förmlich verschlungen und das einzige Manko ist, daß er vielleicht noch ein wenig länger hätte sein können. Trotzdem eine sehr spannende Lektüre, eben nicht nur für Cthulhu-Freunde (Fhtagn!). Spielleiter einer Eberron-Kampagne kommen im nächsten Artikel auf ihre Kosten. Hier wird die Traumebene Dal Quor, Heimat der Quori, näher vorgestellt und dort lebende Wesen eingeführt. Insgesamt auch ein wirklich guter Abschnitt (obwohl ich als Spieler nie auf solche Dinger treffen will) und auch für Kampagnen außerhalb Eberron geeignet, soweit man denn in seiner Welt eine Traumebene eingebaut hat. Die drei nächsten Artikel werden die Herzen der Freunde des gepflegten „Crunchs“ höher schlagen lassen. Als erstes werden einige Gegenstände (nicht magisch) für Untotenjäger vorgestellt, die auf mich einen sehr guten Eindruck machten und vor allem erschwinglich und nützlich waren. Passend zum neuerschienen WotC-Buch „Frostburn“ werden dann direkt ein paar weitere Eismonster geliefert. Gut, man hätte sie nicht wirklich gebraucht, aber weh tun sie auch keinem. Zum Schluß noch ein kleiner Artikel, der das Herz einiger Nekromanten-Spieler höher schlagen lassen wird. Kurz und knapp geht es hier um die Frage: Wie hole ich das optimale aus meinen Skeletten oder Zombies heraus? Sehr lustig fand ich übrigens die Idee, daß ein Nekromant mit einem hochstufigen „Transmuter“ zusammenarbeitet. Der Transmuter erschafft mittels „Polymorph any Object“ aus einem Eichhörnchenskelett ein viel größeres eines anderen Wesens, das der Nekromant dann zum Leben erweckt. Angsteinflößend. Die Rubrik „Ecology“ widmet sich diesmal den Night Hags. Wieder ein Artikel, wo ich zwar nicht verstehe, warum man ausgerechnet dieses Monster ausgewählt hat, der aber trotzdem vollends zu überzeugen weiß. Neben den Beschreibungen der Lebensgewohnheiten fand ich vor allem die Tabelle sehr hilfreich, die die Schwierigkeitsgrade zum Erlangen von Wissen über Night Hags auflistete. Ein wirklich guter Artikel, auf den ich im nächsten Monat wieder gespannt bin, denn dann geht es um Duergar. Danach wieder drei typische Crunch-Artikel. Zum einen wird ein Buch vorgestellt, in dem ein Gnomenmagier vor langer Zeit ein paar seiner selbstentwickelten Illusionszauber niedergeschrieben hat. Natürlich werden die neuen Zaubersprüche, insgesamt sechs Stück, regelgerecht beschrieben und der ein oder andere ist sicherlich auch gut zu gebrauchen. Danach kommen wieder ein paar magische Gegenstände, deren Besonderheit es ist, neben Vorteilen dem Anwender auch Nachteile einzubringen. Hier reicht die Spanne von albern (ein Schild in der Form einer Serviertabletts? Bitte?) bis sehr ansprechend. Besonders die „Mask of Fury“ hat es mir angetan, da sie dem Träger zwar die „Rage“-Fähigkeit verleiht, aber vorher von dem Träger mit seinem eigenen Blut gespeist werden muß. Der letzte der drei Artikel dreht sich um „Racial Feats“, die man auf der ersten Stufe wählen kann. Für mich eher nebensächlich, aber vielleicht kann ja jemand was damit anfangen. Keine Ausgabe des DRAGON ohne Prestigeklasse! Und auch diesmal wird der Leser nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Zwar sieht die Abbildung wie eine Mischung aus „Van Helsing“ und „Wolverine/Logan“ aus (könnte am selben Schauspieler liegen), aber die Prestigeklasse, der „Sworn Slayer“ hat es in sich. Der „Sworn Slayer“ sucht sich eine Wesensart aus, die er aufgrund eines Vorkommnis besonders haßt und schwört, diese zu töten und zu vernichten. Dies umschließt hier, im Gegenteil zum Waldläufer, nicht eine ganze Monsterkategorie, sondern nur ein spezielles Monster, wie etwa Betrachter. Die Fähigkeiten, die er bekommt, sind nicht von schlechten Eltern und auch der Hintergrund hat mir gut gefallen. Würde ich ohne mit der Wimper zu zucken nehmen, wenn sie in meine Charakterkonzept paßt. Da es ja immer noch Spieler gibt, denen die Auswahl an Rassen für ihre Charaktere zu beschränkt ist, gibt es hier mal wieder ein neues Volk, sogar ohne Level-Adjustment. Es nennt sich „Grippli“. Einige der älteren Spieler werden jetzt große Augen machen, denn bei Grippli handelt es sich um nichts andres als......Frösche. Ganz richtig, intelligente Frösche, die bevorzugt auf Bäumen leben. Nun ja, der Hintergrundtext zu diesem Volk ist gut geschrieben und an den Werten ist auch nichts auszusetzen. Fraglich bleibt, wer so etwas spielen will. Bei den sogenannten „Class Acts“ sind Licht und Schatten sehr dicht beieinander. Für drei Charakterklassen (Ranger, Monk und Wizard) werden optionale Varianten aufgezeigt, die sich teilweise deutlich von denen im Spielerhandbuch unterscheiden. Ich denke, daß der eine oder andere Spieler hier dran Gefallen finden könnte, denn der Aufbau ist gut und die Fähigkeiten sind gut. Die Artikel für Rogue, Barbar und Sorcerer sind eher mau, aber nicht wirklich schlecht. Im Gegenteil zum Druid, Bard und Paladin! Das mag vielleicht daran liegen, daß ich das „Flaw-System“ aus dem Unearthed Arcana („Take a flaw, get a feat for free!) hasse wie die Pest und hier werden einige dieser Flaws angeboten. Aber bitte, wer schon immer einen feigen Barden oder klaustrophobischen Druiden spielen wollte, bekommt hier die Regeln dafür. Abgerundet wird die Ausgabe wie immer durch den Sage Advice und diversen Comics.
Fazit: So, was gibt es zu kritisieren? Die Comics (Dork Tower rules!) sind alle hintereinander, die alte Aufmachung gefiel mir immer noch besser, ich will mein Hauptthema…..ach, vergeßt es. Diese Ausgabe ist einfach nur gut. Klar gibt es auch hier wieder Schwächen und nicht jeder Artikel wird alle Leser ansprechen. Aber insgesamt ist dies eine sehr gute Ausgabe des DRAGON, die einfach Lust auf mehr macht. Weitermachen, Paizo!
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