Links zur Rezension Mit „City State of the Invincible Overlord“ (im folgenden: CSotIO) präsentiert uns Sword&Sorcery/Necromancer Games ein 283seitiges Hardcover, dessen Inhalt in der hauseigenen Kampagnenwelt „Wilderlands“ angesiedelt ist und zusammen mit dem „Player´s Guide to the Wilderlands“ die Grundlage für diese Welt darstellt.
Exkurs: „Player´s Guide to the Wilderlands“ Da es im DnD-Gate keine Rezension für dieses Werk gibt (und wohl so schnell auch nicht geben wird), einige Worte von mir zu diesem Buch. Als ich es damals kaufte und gelesen habe, wurde ich von der Fülle von Informationen fast erschlagen und es konnte mich nicht wirklich begeistern. Zu trocken, teilweise seltsame Regeln, eine nüchterne Welt. Mittlerweile ist fast ein Jahr ins Land gegangen und das Werk reifte in meinem Schrank heran wie guter Wein. Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber mittlerweile hat sich meine Meinung zu dem Werk komplett verändert. Die Wilderlands sind Old School RPG. Kein großer magischer Schnick-Schnack, keine weltumspannenden Intrigen....nur Frauen und Männer, die in dieser harten Welt ihr Glück suchen und für die das Überleben eines Tages das wichtigste ist. Manche würden es vielleicht als zu simpel einschätzen; ich sehe es als sehr willkommene Abwechslung. Deshalb mein Rat: Kauft Euch das Werk, wenn Ihr ein paar Euro übrig habt. Es lohnt sich wirklich und dürfte zumindest als Inspiration für jeden SL nützlich sein.
„City State of the Invincible Overlord“ umfaßt insgesamt 20 Kapitel und 6 Anhänge. Im weiteren Verlauf dieser Rezension werde ich auf die einzelnen Abschnitte eingehen, wobei es vorkommen kann, daß ich Abschnitte zusammenfasse. Zu der äußeren Aufmachung von CSotIO gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen: Die Illustrationen sind ausschließlich schwarz-weiß, nicht überragend, aber nie wirklich schlecht.
Kommen wir nun zu den einzelnen Kapiteln. Im ersten Abschnitt wird die Stadt dem Leser erst einmal vorgestellt. Dies umfaßt sowohl die nüchternen Daten wie auch eine erste Einführung zu den wichtigsten Personen und Organisationen innerhalb der Stadtmauern. Obwohl dieses Kapitel nur knappe 11 Seiten umfaßt, vermittelt es doch schon sehr schön einen ersten Eindruck dieser Stadt, in der man vieles gewinnen, aber noch mehr verlieren kann. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Einführung neuer Regeln. Keine Sorge, dies sind minimale Änderungen/Ergänzungen, die absolut optional sind, aber wunderbar zu diesem Buch passen. So wird als erstes das Konzept des „Social Level“ (SL) eingeführt, daß noch sehr oft in diesem Werk angewendet wird. Kurze Zusammenfassung: Der „Social Level“ eines Bettlers ist geringer als der eines Adligen. Dementsprechend sind die Konsequenzen bei einem falschen Umgang mit diesen Gesellschaftsschichten auch völlig verschieden. Soweit klar? Da es sich bei CSotIO um eine böse Stadt handelt, ist auch der Sklavenhandel dort an der Tagesordnung. Erste Regeln werden hier aufgeführt, die für mich durchaus stimmig sind. Das Kapitel wird abgerundet durch Regeln für Verhöre und Folter, einer neuen PrC (eher für NSC geeignet) und einer neuen NPC-Klasse, dem Bettler, den ich sofort in meine Kampagnen integriert habe. Die nächsten Abschnitte sind zum einen den Gesetzen und den damit verbunden Strafen gewidmet, zum anderen möglichen Begegnungen innerhalb der Stadt, die sehr allgemein gehalten sind, da in einem späteren Abschnitt noch auf mögliche Begegnungen in spezifischen Gegenden eingegangen wird. Zu den Gesetzen muß eine Sache vorweg gesagt werden: Ein Angeklagter gilt in CSotIO solange als schuldig, bis er seine Unschuld bewiesen hat. Nett. Der Abschnitt wie auch der mit den Zufallsbegegnungen besteht zum größten Teil aus Tabellen. Bei den Gesetzen hat dies folgenden Hintergrund: Für die Festsetzung der Strafe wird ein modifizierter d20-Wurf ausgeführt und das Ergebnis bestimmt den weiteren Verlauf. Die zahlreichen Tabellen führen nun diese Modifikatoren auf, die aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen stammen können. Den Schurken unter Euch da draußen sei eins gesagt: Seht zu, daß Ihr nicht erwischt werdet...und wenn doch, habt Ihr hoffentlich für diese Möglichkeit Vorsorge getroffen. Denn eine 1 (Gestreckt & Gevierteilt) oder eine 2 (Geköpft/Gepfählt) könnte unangenehme Folgen haben. Des weiteren werden in den Tabellen noch die Auswirkungen von Bestrafungen (Auspeitschen, Verkauf in die Sklaverei, etc.) aufgezeigt, interessanterweise mit Möglichkeiten, diese Strafen mittels Bestechung um ein gewisses Maß zu reduzieren oder sogar ganz zu umgehen, allerdings nicht ohne das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden. Hier spielt auch wieder der „Social Level“ eine entscheidende Rolle. Zu den Zufallsbegegnungen gibt es nicht viel zu sagen; sie sind technisch gut gemacht und sicherlich für so manchen Spielleiter eine Hilfe, wenn er denn mal durch das nicht ganz einfache System der Tabellen durchgestiegen ist. Nach dieser eher allgemeinen Einführung geht es nun in die Details des CSotIO. Und wenn ich sage Details, dann meine ich es auch genau so. Ihr werdet gleich sehen, warum. Nachdem erste Informationen zu den Läden und den Straßen innerhalb der Stadt aufgeführt wurden, werden dann die schon erwähnten speziellen Begegnungen innerhalb von bestimmten Straßen aufgelistet, wie auch eine wirklich sehr schöne Tabelle mit zahlreichen Gerüchten über das Geschehen innerhalb seinen Weg in dieses Werk gefunden hat. Alleine diese Tabellen mit insgesamt 60 Gerüchten, 20 Legenden und 6 Geschichten über Drachen können für jeden Spielleiter der Aufhänger für viele Abenteuer bzw. ganze Kampagnen sein. Aber dies ist alles nichts gegen das, was dann folgt. Auf geschlagenen 87 Seiten werden insgesamt 361 (!!!) Örtlichkeiten in der Stadt aufgezeigt, vom einfachen Händler bis zum Gefängnis. Die Beschreibungen sind knapp und eine schöne Mischung aus Crunch&Fluff, so daß hier ein unglaubliches Potential für einen Spielleiter vorliegt. Die Krönung des Ganzen ist dann noch, daß diese Ortschaften auch alle auf der beiliegenden Karte eingezeichnet sind. Für mich eine ganz klare Referenz, wie ein Stadt-Setting auszusehen hat. Einfach nur gut! Damit ist der erste Abschnitt dieses Werkes abgeschlossen. Alleine hierfür hätte sich im Prinzip ein Kauf schon gelohnt, aber es folgt noch einiges.
Der zweite Abschnitt des Werkes behandelt mögliche Abenteuer-Schauplätze, die hier im Detail beschrieben werden, nicht unähnlich eines Abenteuers, nur daß es keinen vorgeschriebenen Plot gibt, warum sich die Gruppe dort aufhalten sollte. Auf über 100 Seiten werden insgesamt 11 Schauplätze behandelt, von Tempeln über Gefängnisse bis hin zu Theatern. Auf jeden einzugehen, würden den Rahmen dieser Rezension sprengen, aber es läßt sich ein einfaches Fazit ziehen: Ganz großes Kino! Wer hier als Spielleiter nicht genug Inspiration findet, um Wochen oder Monate mit spannenden Abenteuern zu verbringen, der sollte den Beruf an den Nagel hängen. Sicher, die Geschmäcker sind verschieden, aber ich denke einfach, daß hier für jeden etwas dabei sein müßte. Ich hatte erwähnt, daß auch hier wieder Karten beiliegen?
Den Abschluß des Werkes bilden die schon erwähnten Anhänge. Neben wichtigen NPCs der Stadt (die auch bei Necromancer Games zum Download bereitstehen) gibt es einige neue magische Gegenstände, Monster und Templates und, was besonders bei diesem Werk sehr wichtig ist, ein ausführliches Inhaltsverzeichnis mit Angabe, wo sich im Buch bzw. auf den Karten die einzelnen Orte befinden. Last but not least gibt es Karten. Karten? Karten! Sowohl im Buch, wie auch als doppelseitige herausnehmbare Faltkarte. Leider das einzige wirkliche Manko. Die Karten sind zu klein und können nicht aus dem Netz heruntergeladen werden. Ärgerlich, aber nicht wirklich gravierend.
Fazit: Bevor ich dieses Werk bekam, war ich absolut kein Freund von Stadt-Kampagnen. Mir war es immer zu mühselig, so viel Arbeit in eine Kampagne zu stecken, um daß richtige Flair einfangen zu können. Aber diese Arbeit wird mir ja nun in wirklich vorzüglicher Art und Weise abgenommen, denn CSotIO läßt sich ohne Probleme auch in andere Kampagnen als Wilderlands integrieren oder zumindest in Teilen übernehmen. Für mich eindeutig ein Referenzwerk in Sachen Stadtbeschreibung und mit ca. 30 EURO auch nicht zu teuer. Kaufen!
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