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Engel: Mater Ecclesia
Bewertung:
(4.9)
Von: Gordon Gurray
Am: 09.11.2005
Autor:O.Christiansen, T.Plischke, V.Stöcklein, H.Raab, E.Widermann
Typ:
System:Engel + (D20 3.5)
Setting:Engel
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:3-937255-30-3
Inhalt:192 Seiten, Hardcover
Sprache:Deutsch

Mater Ecclesia

Mit Mater Ecclesia haben Feder & Schwert endlich eins der langersehntesten Quellenbücher zum Engel-Setting hervorgebracht: das Buch das sich ausschließlich mit der angelitischen Kirche in ihrem Ganzen beschäftigt. Zwar sind die Engel ein wichtiger Bestandteil des postapokalyptischen Europas in dem das Engel Rollenspiel angesiedelt ist, aber sie sind doch nur ein Teil des gewaltigen Herrschaftsapparat, der so genannten angelitischen Kirche. Zwar gab es in anderen Quellenbüchern und auch den Romanen immer wieder Hintergrundinformationen zu dieser Kirche, aber ein gesammeltes Werk, welches die großen Geheimnisse und Machenschaften aufzeigt, fehlte bisher. Das soll sich mit dem vorliegenden Buch ändern, weswegen die Ansprüche generell recht hoch sind, die an dieses Buch gestellt werden.

 

Erster Eindruck:

Für das Buch zeichnen natürlich Autoren verantwortlich, die schon maßgeblich an der Engel-Welt beteiligt waren und diese mitgeprägt haben. Bekannte Namen, wie Graute, Hoffmann und Christiansen, aber auch Plischke, Stöcklein, Raab und vor allem Widermann tauchen im Impressum des Buches auf. Letztere (Eva Widermann) ist für die Optik, sprich den Illustrationen, (wie schon im Engel 2.0) verantwortlich und schon beim ersten Durchblättern fallen einem die grandiosen Werke ins Auge. Der ganz in schwarz-weiße gehaltene Inhalt besticht durch ein übersichtliches Layout und gute Lesbarkeit. Unterteilt ist das Buch in fünf Kapitel plus Anhänge und Charakterbögen. Außerdem ist es mit zahlreichen der oben genannten wunderschönen Zeichnungen durchsäht. Ach ja, das Cover ist im typischen goldenen Engellook gehalten und sieht daher wieder einmal sehr edel aus.

 

Kapitel 1 – credulitas et dogma

Das erste Kapitel ist sehr theoretisch, denn wie der Name schon erahnen läßt, werden hier die grundlegenden Dinge der angelitischen Kirche besprochen. Theologie pur also. Aber das Thema ist dabei nicht trocken, sondern weiß zu überzeugen. Der Leser erfährt vieles, was vorher verborgen war. Informationen zu den kirchlichen Dogmen, Gottesdiensten, Ketzerei, Zölibat, Inquisition, den Herrschaftsstrukturen, wie auch der Gerichtsbarkeit der Kirche werden unter anderem beleuchtet. Sehr genau wird hierbei die Inquisition beleuchtet, welche quasi der Geheimdienst der angelitischen Kirche ist. Auch hier finden sich Ordensstrukturen und Vorgehensweisen, sowie das generelle Auftreten der Mitglieder dieser Vereinigung wieder. Auch die Schrottbarone, das Lehenssystem, sowie die weltliche Politik der Kirche werden in diesem Abschnitt beleuchtet. Wenn auch sehr theoretisch und auf jedenfall „out of game“, ist dieses Kapitel vollgepackt mit wichtigen und interessanten Informationen.

 

Kapitel 2 – Clerus:

Im zweiten Kapitel, welches sich mit dem Klerus an sich beschäftigt, wird noch mal stärker auf das Lehenssystem eingegangen, was zwangsläufig die Wiederholung einiger Texte des ersten Kapitels mit sich bringt. Das ist aber nicht schlimm, denn das Kapitel an sich birgt viel Neues. Sowohl Werdegang und Ausbildung der weltlichen Priester werden hier beleuchtet, wie auch der Aufbau von Klöstern und deren Zweck. Die fünf einzelnen Orden werden dahingehend angesprochen und auch die Unterschiede werden aufgezeigt. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einem Einblick in die intriganten Machenschaften der einzelnen Orden, die unter anderem zum Untergang des Samuel- bzw des Raguelitenordens geführt haben. Prädikat: Höchstinteressant.

 

Kapitel 3 – de ordinibus templorum + Kapitel 4 – servitores profani domini:

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Helfern der Kirche, den Templern. Hier wird alles beleuchtet was dazu gehört. Von Besoldung und Ausbildung, über die Unterbringung, Bewaffnung, der Engelsglauben, bis hin zu den Kampftaktiken, wird hier alles aufgezeigt was über die Templer bekannt und interessant ist. Genug Material um einen solchen Templer auch glaubwürdig spielen zu können. Auch die Unterschiede zwischen den Templern der einzelnen Orden werden aufgezeigt. Die geringeren Diener der Kirche, aber auch die Beutereiter (diese treiben den Zehnten der Kirche ein) und die so genannten Zugvögel (eine Söldner Truppe) werden im vierten Kapitel kurz selbst erläutert. Beide Kapitel bieten viel Stoff und Hintergrundwissen und sind gerade für Spieler interessant, die mal keinen Engel spielen wollen.

 

Kapitel 5 – machinationes

Dieses Kapitel bringt letztendlich Spielmechanik mit sich. Hier finden sich regeln, die aus den vorigen Kapiteln korrekterweise weitestgehend rausgehalten wurden. Außerdem werden hier 2 Klassen un d3 Prestigeklassen präsentiert, die es alle in sich haben. Vor allem die PrK’s scheinen sehr interessant, denn sie bilden die regeltechnische D20 Umsetzung des Inquisitors (Palmarus), des Elite Templers (Bellicus) und eines Templer-Veterans (Rottenmeister). Die Prestigeklassen sind sehr präzise und detailliert ausgearbeitet und weisen jeweils ordensabhängige Variationen auf, was sie um so interessanter macht. Alles in allem ein hervorragendes Kapitel.

 

Abgerundet wird das Buch durch einen Satz spezieller Charakterbögen und einem Anhang.

 

Fazit:

Grandios. Das ist das einzige Prädikat, daß dieses Buch verdienen kann, denn es ist wirklich rundum mehr als gelungen. Von den hervorragenden Illustrationen bis hin zu den liebevoll und akribisch geschriebenen Texten, ist dieses Buch einfach fast perfekt. Aber nur fast, denn ein paar kleinere Details hätten besser gemacht werden können. Darunter fallen der dürftige Index und vielleicht eine bessere Abgrenzung von Spieler und Spielleitermaterial, denn gerade die Unterschiede hier sind gewaltig und können schnell zu einer Minderung des Spielspaßes für den Spieler führen. Dennoch, die gebotenen Informationen und das Hintergrundwissen, welches in diesem Buch über die angelitische Kirche freigesetzt wird ist mehr als exzellent. Es wird viel verraten, aber doch nicht alles und es bleiben immer noch genug Geheimnisse offen, um die Welt weiterhin spannend zu gestalten – und das auch für die Spielleiter.