Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Legende vom Weitseher 1-3Die Legende vom Weitseher Bd.1-3
Bewertung:
(2.5)
Von: Patrick Pricken
Am: 06.12.2005
Autor:Robin Hobb
Typ:
System:Roman
VerlagBastion Press
ISBN/ASIN:Bd 1: 3-404-20350-X; Bd 2: 3-404-20360-7; Bd 3: 3-404-20375-5
Inhalt:320, 600 und 750 Seiten
Sprache:Deutsch

Robin Hobb ist eine bekannte Autorin, die auch als Megan Lindholm publiziert. Sie hat (als Robin Hobb) bislang drei Trilogien geschrieben, die alle in derselben Welt spielen, der Welt der sechs Provinzen. Die erste Trilogie in dieser Reihe ist die Legende vom Weitseher. Ich werde die drei Bücher im Folgenden genauer beschreiben.

 

Achtung: Durch die Besprechung der späteren Bücher könnten Entwicklungen und Ereignisse der früheren Teile vorweg genommen werden.

 

Band 1: Der Adept des Assassinen

Allen drei Büchern ist gemein, dass sie in der ersten Person geschrieben sind, und die Hauptfigur Fitz der einzige Charakter ist, der eine eigene Erzählperspektive hat. Fitz ist der uneheliche Sohn des Kronprinzen Chivalric, der bei seinem Erscheinen abdankt. Fitz wächst in der königlichen Burg auf, zuerst als Stallbursche, wird aber bald von König Listenreich zu einem Assassinen ausgesucht. Im Alter von zwölf Jahren hat Fitz seinen ersten Auftrag.

Die Namen der Charaketere sind auffällig: In Hobbs Welt werden Adelige nach einer Eigenschaft benannt, der sie besonders ähnlich sein sollen. Neben König Listenreich gibt es noch die Prinzen Veritas und Edel, während Fitz die Ritterlichkeit seines Vaters geerbt zu haben scheint.

Das Königreich besteht aus sechs Provinzen, vier Küstenregionen und zwei Inneren Provinzen. Diese Provinzen werden von den Roten Korsaren angegriffen, die Dörfer ausplündern und ihre Bewohner entfremden, ihnen mittels einer unbekannten Zauberei alle Menschlichkeit nehmen. Mehr und mehr Unruhe wird durch diese Angriffe ins Reich gebracht, und die Inlandsprovinzen beginnen sich zu fragen, warum sie die Verteidigung der Küstengebiete mittragen sollen.

Ein Feind von außen und Intrigen von Innen, das macht das erste Buch der Reihe aus. Hobbs Welt ist enorm detailliert und lebendig, und die Nebenfiguren gewinnen schnell an Farbe. Dabei ist die Welt stark an die Realität angelehnt, mit nur wenigen fantastischen Verbesserungen und einem Sprenkel Magie: Fitz hat sowohl ein Talent für die „Alte Macht“ – ein empathischer Spürsinn, u.a. die Kommunikation mit Tieren ermöglicht – als auch die „Gabe“ – eine Art Telepathie.

Der Adept des Assasssinen bringt uns diese Welt näher. Leider geht über den Details und den mitunter kleinlichen Problemen der Hauptfigur die Spannung verloren, und erst die letzten Kapitel sind wirklich nervenaufreibend. Ein gutes, lesenswertes Buch.

Note: 3.0

 

Band 2: Des Königs Meuchelmörder

Fitz, noch stark geschwächt von einem Giftanschlag, muss sich weiterhin mit den Intrigen am Königshof herumschlagen. Der König selbst liegt krank danieder, und während Prinz Veritas mit der Abwehr der Roten Korsaren beschäftigt ist, kann Prinz Edel nahezu beliebig schalten. Zu allem Überfluss kommt auch noch Liebe ins Spiel. Und dann findet Fitz einen jungen Wolf...

Im Zweiten Band der Trilogie spinnt Hobb die im ersten Teil begonnenen Handlungsfäden weiter. Die Nebencharaktere treten etwas in den Hintergrund, da die Länge des Buches sehr viel mehr Platz für Fitz’ Gedanken und Gefühle lassen. Dabei fällt auf, dass der Junge oft in die Ereignisse hereinstolpert, anstatt sie zu erzwingen, und wenn er einmal aktiv wird, macht er meist das Falsche.

Leider fällt ebenfalls auf, dass Fitz ständig mit sich hadert, sich ungerecht behandelt fühlt und auf niemandes Rat hört. Mehr als einmal rastet er aus, nur um gleich darauf ein Häuflein Elend zu werden. Auch zeigt er sich ziemlich blind gegenüber den Vorgängen um ihn herum – nicht unbedingt das Zeichen eines guten Assassinen.

Zum Glück gibt es da die Nebenfiguren. Der Hofnarr, die Prinzen, der Stallmeister und alle anderen beleben das Buch mit jedem ihrer Auftritte. Außerdem bleibt Hobb ihrem Erzähltempo treu, und so können sich die Roten Korsaren und die Intrigen in Ruhe entwickeln. Wieder einmal scheint die Schilderung der Zustände recht realistisch und lebensnah.

Wie auch schon beim ersten Teil nehmen die Ereignisse zum Ende hin eine dramatische Wendung, während vorher alles recht gemächlich ablief. Dennoch ist die Schilderung der ersten Liebe und überhaupt der gesamten Ereignisse wieder sehr lesenswert, wenn mir persönlich die ständige negative Einstellung der Hauptfigur auch leicht missfiel. Das Buch wirkt reifer und ist eine deutliche Steigerung zum ersten Teil.

Note: 3.8

 

 

Band 3: Die Magie des Assassinen

Fitz, für tot gehalten, hat nun endlich Gelegenheit, sein eigenes Leben zu führen. Doch angesichts der Korsaren und der Situation im Königshaus der Weitseher drängt ihn sein Eid zu drastischen Maßnahmen: Er muss Edel töten.

Der dritte Band der Trilogie genießt in Diskussionsforen einen eher schlechten Ruf. Andererseits wird Fitz von vielen Lesern für einen der besten Fantasycharaktere gehalten. Einer dieser Meinungen stimme ich zu.

Ging mit Fitz in Band zwei schon leicht auf die Nerven, benimmt er sich gleich zu Beginn des dritten Buches erst recht wie ein Idiot. Schon in den ersten Kapiteln beleidigt und vergrätzt er seine engsten Freunde, Ratgeber, Mentoren und Vaterfiguren. Fitz ist trotz allem, was er durchgemacht hat, immer noch ein kleines Kind – oder benimmt sich so. Er ist egoistisch, besitzergreifend, störrisch, aufbrausend, missmutig, unsensibel, und leider auch weder weise noch besonders schlau. Für mich ist Fitz eine der unerträglichsten Figuren, die ich seit langem ertragen musste.

Während in den ersten Büchern noch Nebenfiguren das Geschehen aufleben ließen, ist nun aber Fitz alleine unterwegs, für etwas mehr als die Hälfte des ersten Buches. Dabei kann man sicher sein, dass 99% seiner Taten Unheil heraufbeschwören. Gleichzeitig lässt er aber auch ständig lle Hoffnung fahren und spricht immer in absoluten Begriffen wie „niemals“. Man kann ebenso sicher sein, dass jedes Mal, wenn Fitz etwas kategorisch für unmöglich erklärt. dieses Ereignis nicht nur später eintrifft, sondern schon zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich scheint.

So hatte ich schon einen ziemlichen Hass auf diesen Burschen, als endlich wieder Nebenfiguren auftauchen. Bei diesen Nebenfiguren fühlte sich Fitz dann gleich wieder ungerecht behandelt und reagierte schroff. Bis zum Ende ist er zudem der Letzte, der nicht versteht, worum es geht, obwohl alle anderen Figuren es ihm jeweils mindestens einmal erklärt haben. Und während der ganzen Zeit liest man alles aus einer Perspektive, die uns die Identifikation mit diesem Dummbatz ermöglichen soll. Oft habe ich das Buch in Frustration über Fitz gegen meine Stirn geschlagen – anders konnte ich meinem Drang, Fitz eine Tracht Prügel zu verpassen, nicht Ausdruck verleihen. Leider.

Hinzu kommt, dass die Ereignisse des dritten Buiches ziemlich langweilig sind. Fitz reist die meiste Zeit durch die Lande (im Original heißt das Buch passenderweise „Assassin’s Quest“), nur ein Besuch auf Edels Burg und das Ende bringen etwas Abwechslung. Auch die Ereignisse um die ‚Uralten’ ziehen sich sehr lange hin. Dazu kommt, dass uns mehrmals die Ereignisse der vorigen Bücher als Rückblende in Fitz’ Gedanken erklärt werden – Fitz denkt sehr, sehr oft an die Vergangenheit, manchmal an die Gegenwart und nie an die Zukunft. Nie. Selbst als er Edels Burg betritt um ihn umzubringen, hat er sich in den Wochen seiner Reise keinen Plan ausgedacht, nicht mal den Schatten eines Plans.

Und dann geht alles sehr schnell. Auf den letzten dreißig Seiten werden die direkten Feinde besiegt. Vom Sieg über die Korsaren erfährt man nur in einer Zusammenfassung. Darum geht es Hobb nicht. Es geht um die Reise, nicht das Ziel. Zu Beginn des dritten Buches wird Fitz in die Welt entlassen mit den Worten, es sei Zeit, erwachsen zu werden. Oh, was habe ich gehofft. Leider wird Fitz nicht erwachsen. Er ändert sich nicht. Bis zum Ende schlägt er jeden Rat aus, tut nur, was er will und beschwert sich gleichzeitig, keine Freiheit zu haben. Ich habe dieses Buch gehasst.

Note: 0.6

 

Fazit:

Wenn ihr die Kraft aufbringt, das dritte Buch nicht zu lesen, kann sich dieser Zyklus lohnen. Ebenso, wenn ihr zu den Verfechtern des jungen Fitz gehört. Aber auch dann ist der Schluss sehr plötzlich und abrupt, während die Reise bis dahin fast vier Fünftel des Buches beansprucht. Letztlich gefiel mir, was Robin Hobb über die Welt zu sagen hatte. Ihre Dialoge waren meistens eher mittelmäßig, aber ihre Figuren sehr gefällig... außer Fitz, der Hauptfigur, dem Erzähler.

Jedenfalls werde ich wahrscheinlich kein Buch mehr von Robin Hobb lesen, zumal sie in einer weiteren Trilogie auf Fitz zurückkommt. Wenn diese drei Bücher nicht davon handeln, wie er langsam zu Tode gequält wird, habe ich genug von ihm. Und nach dem, was ich über die Ereignisse dieser Trilogie gehört habe, macht Hobb damit mehr als eine Entwicklung, die mir in diesen Büchern noch gefiel, zunichte.

Am Ende der Weitseher-Trilogie sitzt Fitz alleine in einer Hütte, wie ein alter Mann schläft er über seinen Schriften ein, und ist doch erst zweiundzwanzig. Er wirft sein Leben seinem Selbstmitleid zum Fraß vor. Und irgendwie finde ich, hat er es nicht besser verdient.