Cyric, der verrückte Gott und Herr über die Toten will mehr Einfluss inmitten des göttlichen Pantheon von Faerûn erlangen und so versucht er ein Buch namens Cyrinshad zu erschaffen, das jeden Sterblichen und jeden Gott, der es liest, an ihn binden soll. Logischerweise können die guten Götter dies nicht erlauben und so verbünden sich Mystra, Torm und einige andere Götter, um gegen die Machenschaften von Cyric anzugehen. Dies stellt sich allerdings nicht als so einfach heraus, wie es klingt. Außerdem will Cyric die Seele von Kelemvor, an die er aber nicht herankommt, weshalb den Gott des Mordes und des Todes zusätzlich noch extreme Rachegelüste antreiben, die er auf seine wahnsinnige Art und Weise in die Tat umsetzen will. Mehr will ich an dieser Stelle aber nicht verraten.
Die Geschichte an sich ist eher durchschnittlich (vielleicht ein wenig über diesem), aber was der Autor James Lowder aus der Sache macht ist schon interessanter. Die Geschehnisse spielen 10 Jahre nach der Avatar Trilogie knüpfen aber im Prinzip an diese an. Wieder spielen die Götter von Faerûn die Hauptrollen, aber dem Leser wird nach den guten, aber nicht überragenden, Bücher der ursprünglichen Trilogie, einiges mehr geboten. So erhält er einen viel tieferen Einblick in die Welt der Götter, in ihre Sichtweisen und ihre Beweggründe. Das Allein macht das Buch schon erstklassig, aber auch der Schreibstil des Autors weiß zu überzeugen, denn dieser schafft es nicht nur den Leser zu fesseln, sondern auch seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Aber auch die Sterblichen kommen in diesem Buch nicht zu kurz. Sie sind sozusagen das Salz in der Göttersuppe und geben dem ganzen Plot erst den richtigen Geschmack, denn ihr Schicksal steht während der gesamten Geschichte auf Messers Schneide. Die Lektüre ist dabei aber leicht zugänglich und sorgt mit Sicherheit für einige Abende Lesespaß, zumal es im wahrsten Sinne des Wortes einfach göttlich ist, über den verdrehten Cyric zu lesen.
Die Übersetzung ist sehr gut gelungen und im Vergleich zu der ursprünglichen Erstauflage der Avatar-Bücher ist auch das Lektorat um Klassen besser (aber auch die Avatar-Reihe wurde für die Neuauflage überarbeitet). Schön ist, das auch bei diesem Buch wieder das Originalcover (der englischen Neuauflage durch WotC) übernommen wurde, welches auf jedenfall sehr schick aussieht und sich auch im Regal sehr gut macht. Außerdem haben die Jungs von Feder & Schwert auf die quengelnden Fans gehört und haben über den ursprünglichen Titel der deutschen Ausgabe (es war „Der Lügenprinz“ im Gespräch) nachgedacht und doch eine wörtlichere Übersetzung gewählt. Ein sehr feiner Zug.
Fazit: Prinz der Lügen ist ein hervorragendes Buch, das auf jedenfall für einigen Lesespaß sorgen wird. Literarisch gesehen ist es im oberen Bereich der Fantasy anzusiedeln, kann aber nicht ganz mit den großen Klassikern des Genres mithalten. Dennoch: der Autor hat aus einer eher simplen Geschichte einen erstklassigen Roman gestrickt, der die Vergessenen Reiche mal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Ach ja, das Lesen der ersten drei Bände ist nicht zwingend notwendig, aber die gesamte Bandbreite der Hintergründe werden sich dem Leser erst dann eröffnen, wenn er diese Bände zuvor gelesen hat. Auf jedenfall: Leseempfehlung!
Anmerkung: In Kürze erscheint mit „Die Feuerprobe“ der fünfte Band der so genannten Avatar Chronik.
|
||||||||||||||||||||