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Scheibenwelt: Maurice, der KaterMaurice, der Kater
Bewertung:
(3.7)
Von: Philipp Tessin
Alias: Levold
Am: 21.12.2005
Autor:Terry Pratchett
Typ:Roman
System:---
Setting:Scheibenwelt
VerlagGoldmann / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3-442-45513-3
Inhalt:285 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Terry Pratchetts Scheibenweltromane dürften inzwischen jedem ein Begriff sein. Sie stehen für humoristische Fantasy, häufig Albernheiten, hinter denen aber fast immer auch eine Moral steht.

„Maurice“ ist ein Jugendbuch, was zwar auch auf der Scheibenwelt spielt und seinen Erschaffer nicht leugnen kann, allerdings wird hier, wie in Pratchetts letzten Romanen häufiger, der Moralist im Autoren erkennbar.

Das Buch ist in England als bestes Jugendbuch des Jahres mit der „Carnegie Medal“ ausgezeichnet worden.

 

Zum Inhalt

Vorsicht! Ab hier folgt die Inhaltsangabe und könnte denjenigen, die das Buch noch lesen möchten, die Spannung nehmen:

 

Nach dem Verzehr von magischen Abfällen haben einige Ratten plötzlich ein Bewusstsein entwickelt. Sie können denken und fühlen, wie es einem Menschen möglich wäre. Nachdem Maurice, der Kater eine dieser Ratten verspeist hat, ist ihm dies auch möglich. Was ein schweres moralisches Dilemma für ihn aufwirft, da es ihm widerstrebt etwas zu fressen, was intelligent ist und ein Bewusstsein besitzt, er aber natürlich trotzdem eine Katze ist. Die Tiere machen aus der Not eine Tugend. Maurice „besorgt“ einen „dumm aussehenden Jungen“, der den Rattenfänger mimen soll. Und so machen sich diese ungleichen Gefährten auf den Weg. Sie besuchen eine Stadt nach der anderen, täuschen eine Rattenplage vor, Keith hat seinen Auftritt als Rattenfänger. Hinterher lassen sie sich dann natürlich bezahlen und machen sich auf den Weg in die nächste Stadt.

Es geht solange alles gut, bis sie nach Bad Blintz kommen. Die Menschen hier leiden angeblich bereits unter einer Rattenplage. Die hiesigen Rattenfänger, zwei unangenehme Kerle, lassen sich von der Stadt bezahlen. Doch schnell stellen Maurice und seine Freunde fest, dass es in dieser Stadt überhaupt keine Ratten gibt. Unterstützt von Malizia, der Tochter des Bürgermeisters, machen sie sich dem Rätsel auf die Spur und decken so eine Verschwörung auf.

Die Rattenfänger haben tatsächlich alle Ratten gefangen. Lebensmittel die jetzt aus den Speisekammern verschwinden, wurden von ihnen gestohlen und versteckt. Mit den gefangenen Ratten tragen sie Rattenkämpfe aus, an denen sie ebenfalls verdienen.

Von den überlebenden Ratten züchten sie neue Ratten, um so die Gene der stärksten Ratten weiterzugeben. Doch in ihrer Grausamkeit haben sie ein fürchterliches Geschöpf erschaffen: den Rattenkönig. Eine Wesenheit, die in den Geist von Ratten und auch anderer Wesen eindringen kann. Ihr Ziel ist, wie man es von einem bösen Supergegner erwartet, die Weltherrschaft.

 

Terry Pratchett macht sich in diesem Buch eine alte Technik der Literatur zu Nutze und stellt ethische und moralische Problemthemen anhand von Tieren dar.

So fragt sich Maurice, ob es moralisch ist, etwas , was ein Bewusstsein besitzt, zu töten. Die Ratten haben ein Buch gefunden, von dem sie sich leiten lassen, auf der Suche nach einem Land, wo Ratten ein besseres Leben führen können. Der Rattenkönig schaltet das individuelle Bewusstsein aus und möchte mit Gewalt ein Rattenregime errichten.

Ähnlichkeiten mit historischen Ereignissen, Personen oder Moralfragen sind erwünscht und kein Zufall.

In diesem Buch hält der Autor dem Leser gekonnt einen Spiegel vor. Die Überlegenheit, derer sich die Menschheit so oft rühmt, wird hier in Frage gestellt, da das Verhalten von Menschen häufig der viel zietierten Menschlichkeit leider entbehrt.

Auch wenn dieses Buch natürlich einen ernsten Kern hat, wäre Pratchett nicht er selbst, wenn er seine Aussagen nicht in einen humoristischen Mantel packen würde. So folgen die Ratten eben einem Kinderbuch namens „Herrn Schlappohrs Abenteuer“. Diese Lächerlichkeit unterstreicht allerdings nur die Wirkung, die Bücher, denen Menschen bisher folgten, lächerlich zu machen.

Und wenn Maurice den Ratten die er fängt, eine Chance gibt zu überleben, sie müssten nur etwas sagen, ein „Quiek!“ reicht nicht, entlockt das dem Leser natürlich ein Schmunzeln.

 

 

Fazit:

Terry Pratchett hat hier ein schönes Jugendbuch geschrieben. Trotz des ernsten Themas ist „Maurice, der Kater“ kein Buch, in dem der erhobene Zeigefinger über dem Text schwebt. Das Buch stimmt zwar nachdenklich, lässt einen beim Lesen aber auch gerne lachen (auch wenn einem manchesmal das Lachen im Hals stecken bleiben möchte oder es eher ein zustimmend grimmiges Grinsen ist).

Die Thematik des Buches und die Umsetzung ist natürlich nicht neu. Beim Lesen musste ich häufig an Orwells „Animal Farm“ oder Kotzwinkles „Dr. Ratte“ denken. Aber Pratchett hat einfach seinen eigenen Stil. Schreiben die beiden anderen Autoren eher ernst und nachdenklich, kommt bei Pratchett der Humor niemals zu kurz, was es einem leichter und damit auch mehr Spaß macht, sich mit den Themen auseinander zu setzen.

Auch wenn das Buch als Jugendbuch erschienen ist, hat es mir trotzdem viel Spaß gemacht es zu lesen. Ein Buch, an dem sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ihre Freude haben dürften. Allerdings eine Warnung an diejenigen, die hier einen typischen Scheibenwelt- Roman erwarten: das ist es definitiv nicht. Die Namen der Ratten (Gefährliche Bohnen, Pfirsiche, Sonnenbraun,...) und Örtlichkeiten sind zwar typisch Scheibenwelt, und natürlich tauchen auch kurz TOD und der RATTENTOD auf, aber da enden auch schon die Gemeinsamkeiten mit den restlichen Büchern aus der Scheibenweltreihe.

Abschließend ist noch zu sagen, dass sich die Übersetzung gut und flüssig liest, Übersetzer ist wieder Andreas Brandhorst, nur bleiben leider viele Wortspiele aus dem Englischen natürlicherweise auf der Strecke.