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Das Jahr der Abtrünnigen Drachen 1 - Der Zorn
Bewertung:
(3.5)
Von: Nico Bracht
Alias: Cut
Am: 27.07.2006
Autor:Richard Lee Byers
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Vergessene Reiche
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:3-937255-76-6
Inhalt:392 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Der Zorn

Aufmachung und Qualität:

Der Verlag Feder & Schwert liefert mit „Der Zorn“ die Übersetzung des ersten Bandes der zum Wizards Jahresthema 2006 passenden Romanreihe „Das Jahr Der Abtrünnigen Drachen“ ab.

 

Das Buch macht beim ersten Ansehen einen gelungenen Eindruck. Das Cover ziert ein Bild eines feuerspeienden Drachen, dem sich eine Schar Verteidiger in den Weg stellt.

Tatsächlich stellt das Cover eine Szene aus dem Buch dar.

Die Bindung des Buches ist in Ordnung, das ist Druckbild klar.

Das Buch verspricht während aber auch nach der ersten Lektüre viele vergnügliche Lesestunden.

 

Inhalt:

Als Autor für die Romanreihe mit dem Schwerpunkthema Drachen, haben die Wizards den bekannten Fantasyschriftsteller Richard Lee Byers gewinnen können, der ja auch für Teile der „Krieg der Spinnenkönigin“ Reihe verantwortlich war.

Byers Hauptfigur ist der menschliche Halbgolem Dorn.

Dieser musste als Junge miterleben, wie ein Drache erst seine Eltern tötete und dann auch ihn schwer verletzte. Tatsächlich hat der Drache Dorn seiner Menschlichkeit in vielerlei Hinsicht beraubt. Er hat ihn so schwer verstümmelt zurückgelassen, dass der Körper des jungen Menschen nur mit Hilfe von metallischen, durch Magie angepassten, Prothesen zu heilen war. Das Trauma um den Tod seiner Eltern und seine Verstümmelung lösten bei Dorn einen tiefsitzenden Hass auf Drachen aller Art aus. Nachdem er erwachsen geworden und sich aus dem Joch seiner Kindheit befreit hatte, ging er seinem Hass nach, um sich am Leben zu halten. Dorn wurde Jäger. Allgemein jagte er alle gefährlichen Tiere und Bestien, wenn ihn jemand dafür bezahlte. Aber im Speziellen wurde er ein Drachenjäger.

Da aber selbst für einen hasserfüllten Halbgolem ein einzelner Drache ein formidabler Gegner ist, hatte Dorn im Laufe der Jahre eine mehrköpfige Jagdgruppe um sich geschart. In dieser sind im Prinzip die klassischen Mitglieder einer D&D Abenteuer Gruppe vertreten:

Es gibt den guten, menschlichen Kleriker („Pavel“), einen tapferen eiszwergischen Kämpfer („Raryn“), einen geschickten Halblingkundschafter („Will“) – welcher stets in spöttischer Fehde mit dem Kleriker liegt - und eben den allzeit mürrischen Krieger („Dorn“).

Diese Gruppe kommt mehr oder minder zufällig einer verletzten Bardin („Kara“) zu Hilfe und schliddert damit unversehens in ein Abenteuer, welches vor allem von Dorn grössten Einsatz und besondere Anpassungsfähigkeit erfordert.

Bei einer Auftragsjagd auf einen einzelnen Drachen, bekommt die Gruppe mit, dass ein sog. Drachenflug ansteht. Ein Drachenflug ist die Zusammenrottung mehrerer Drachen, die dann gemeinschaftlich brandschatzend und mordend über das Land hinweg marodieren.

Dorn und seine Freunde sehen sich veranlasst, dem Treiben der Drachen Einhalt zu gebieten, nur um zu erkennen, dass dieser Drachenflug kein Einzelfall ist.

Eine Art Rasereri, ein Wahnsinn, befällt nach und nach alle Drachen Faerûns.

Wenn diese Raserei bei einem Drachen ausbricht zwingt er den Betroffenen, egal ob er ein chromatischer oder ein metallener Artgenosse ist, die Völker der Vergessenen Reiche anzugreifen.

Es droht Faerûn ein „Zorn“, wie es ihn seit ewigen Zeiten in den Reichen nicht mehr gegeben hat.

Die Städte und Siedlungen der Menschen, Zwerge und Halblinge, da die Existenz ganzer Reiche steht auf dem Spiel.

Doch ist der „Zorn“ ein natürliches Phänomen oder spielt der Jahrhunderte alte Drachenkult eine Rolle in diesem finsteren Verwirrspiel um die mächtigsten Kreaturen Faerûns.

Um diese Fragen kümmert sich der Autor in Band I der Reihe.

Hierfür baut Byers zwei Handlungsstränge auf, die sich, für meine Begriffe äusserst schleppend, aufeinander zu bewegen. Zum einen begleiten wir Dorns Gruppe bei dem Versuch verschiedene Städte und Menschen vor diversen Drachenangriffen zu schützen. Zum anderen erfährt der Leser mehr über das Leben und Wirken von Maestro Taegon, seines Zeichens Avariel Elf und Schwertmeister der Stadt Lyrabar, und dessen Begegnungen und Auseinandersetzungen mit dem fiesen Drachenkult und seinen Schärgen.

Allgemein fällt schnell auf, dass es Auseinandersetzungen, also lange und detailreich ausgeschmückte Kampfszenen, dem Autoren sehr angetan haben.

Im ganzen Roman wird mit einer Leichtigkeit gekämpft, gemordet, verstümmelt und getötet, dass mir manchmal der Atem stockte. Für meinen Geschmack hätte es etwas weniger Detailreichtum bei den vielen Kämpfen auch getan. Dafür hätte etwas mehr Platz zur Fortentwicklung der Einzelnen Figuren verwendet werden dürfen. Charakterbeschreibungen und deren Fortentwicklung liegen aber Byers, zumindest in diesem Werk, nicht all zu sehr am Herzen und gelingen, wenn er es denn versucht, nicht immer gut. Wenn Charakterentwicklung so aussieht, wie das ständige brummige Getue von Dorn, beispielsweise im Bezug auf Kara, welches mir nach der Hälfte des Buches denn dann auch schwer auf den Keks ging, dann war die Mischung aus der Rückschau vielleicht doch besser als ich das direkt bei der Lektüre empfunden habe.

Vom Handlungsverlauf hätte sich der Autor auf den ersten gut 100 Seiten ruhig etwas mehr ins Zeug legen können und die beiden Handlungsstränge früher zueinander führen können.

Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, aber dann nimmt die Geschichte doch noch unvermittelt Fahrt auf. Je mehr sich Dorns Gruppe dem geflügelten Schwertmeister Taegan und der Stadt Lyrabar nähert, desto mehr zieht die Geschichte den Leser in ihren Bann.

So sehr, dass es dann auch manches mal schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen.

 

Als die beiden Parteien endlich zusammengekommen sind, erkennen die Helden bald, dass der anstehende „Zorn“ der Drachen keine natürliche Angelegenheit ist.

Es stecken finstere Pläne dahinter, die durchkreuzt werden müssen.

Wer sich durch einen übermächtigen Drachenzorn der über Faerûn hinwegfegt einen wie auch immer gearteten Vorteil verschaffen könnte, wird von den Helden auf den verbliebenen Romanseiten untersucht...

 

Übersetzung:

Beim Lesen sind mir einige kleinere Holperer grammatischer Art in der Übersetzung aufgefallen.

Ich muss aber zugeben, dass ich dieses mal bei der Lektüre extrem darauf geachtet habe.

Ansonsten war die Übersetzung gut lesbar, auch wenn der Autor es sich nicht nehmen liess, das eine oder andere Wort einzustreuen, was einem Sprachwissenschaftler wie Prof. Tolkien zur Ehre gereicht hätte. Aber so etwas kann man ja dem Übersetzer nicht ankreiden.

Da mir der englische Originaltext nicht vorliegt, kann ich auch keinen direkten Vergleich in Bezug auf die Übersetzung der Eigennamen im Buch anstellen. Es machten aber alle Namen für mich einen passenden Eindruck.

 

Fazit:

Man merkt dem Autor an, dass er schon eine Weile im Fantasy Genre schreibt.

Er beschreibt die Welt und ihre Bewohner anschaulich und erschafft Figuren, die sicherlich gut in die klassische D&D Welt der Vergessenen Reiche passen.

Bei der Zusammensetzung der Gruppe um Dorn gibt es keine wirkliche handfeste Überraschungen.

Für mich war am gewöhnungsbedürftigsten die Hauptfigur, der Halbgolem Dorn.

Daneben wussten mir ausgefallene Figuren wie Kara, Taegan und Jivex zu gefallen.

Für mich kommt die Charakterentwicklung und die Fortführung der Handlung im Gegensatz zu der grossen Anzahl detaillierten Kampfszenen deutlich zu kurz.

Hier hätte ich mir von einem Autor mit dem guten Ruf Byers dann doch mehr erwartet.

Wie abzusehen war, endet das Werk einigermassen offen, es stehen ja noch zwei Bände der Reihe aus. Angenehmerweise entschliesst sich Byers jedoch dazu, die Geschichte an einem Punkt zu unterbrechen, an der man zwar weiterhin gespannt auf die Fortsetzung wartet, ohne aber innerlich die Tage zählen zu müssen, bis Band II „Der Zauber“ in die Läden kommt.

Es bleibt abzuwarten, wie der Autor die Serie in den folgenden zwei Bänden schwerpunktmässig fortführen wird; also ob eher die Geschichte und die Charakterentwicklung in den Vordergrund treten lässt, oder ob Byers weiterhin mehr auf die grosse Menge an ausführlich beschriebenen Kampfszenen vertraut, um seine Leser bei Laune und an der Geschichte zu halten.

Alles in allem bietet „Der Zorn“ dem geneigten Leser von Romanen aus den Vergessenen Reichen solide Fantasyunterhaltung, ohne jedoch übermässig zu glänzen.