Links zur Rezension Der neueste Engel-Roman „Exodus“, erschienen beim Verlag Feder & Schwert, spinnt die Geschichte eines Geheimprojekts der Angelitischen Kirche, welches in der Ketzerstadt Moskau mit Hilfe des örtlichen Diadochen vorangetrieben wird. Der Handlungsverlauf wird dabei, normalerweise nichts ungewöhnliches, aus der Perspektive zahlreicher Personen, die an der Handlung beteiligt sind, erzählt. Ungewöhnlich daran ist jedoch, dass jeder Handlungsträger dabei von einem bestimmten Autor übernommen wurde, so dass die Geschichte ingesamt von 6 Autoren getragen wird.
Zusammenfassung der Handlung Das Buch beginnt mit einer Erzählung aus der Sicht des Diadochensohns Benren des Jüngeren. Sein Vater, ein bisschen Gefolgschaft und er selbst sind auf dem Weg nach Roma Aeterna, da der alte Diadoche Abbitte leisten will, um zurück zum wahren Glauben zu konvertieren. Der jüngere Benren gibt sich selbst die Schuld für diesen seltsamen Sinneswandel, da er durch Unvorsicht in einer Maschine einen Arm verloren hat und versucht, seinen Vater umzustimmen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass dies nur ein Vorwand war, um nach Rom zu reisen, denn Benren der Ältere hat im Auftrag von Isabella von Cordoba eine Audienz beim Ab veranlasst. Seine Domäne Moskau und die Kirche unterhalten nämlich ein geheimes Projekt, die Exodus. Ziel ist es, ein Gefährt zu entwickeln, das durch Brandlandkorridore reisen kann, doch dazu braucht es eine Menge technisches Wissen, welches die Moskowiter mitbringen und helle Köpfe, die zum Teil von der Kirche gestellt werden. Aufgrund seiner schwachen Gesundheit stirbt Benren der Ältere allerdings während der Audienz und hinterlässt seinen Sohn, der kurz vor Ankunft in Rom erfahren hatte, um was es wirklich ging, zornig und im Glauben, daß die Angelitische Kirche seinen Vater umgebracht hat. Nach seiner Rückkehr übernimmt Benren der Jüngere die Geschäfte seine Vaters, darunter das Projekt Exodus. Welches von der Begine Chiara begleitet wird. An diesem Punkt wechselt die Handlungsperson zu Chiara, die von der angelitischen Kirche mit dieser Sache beauftragt worden ist. Ihr Aufenthalt in Moskau hat ihren Glauben erschüttert und eine tiefe Zuneigung zum jungen Diadochen in ihr aufkeimen lassen. In ihrem Kapitel wird im Wesentlichen erzählt, wie sie nach Moskau kommandiert wurde und an der Entwicklung der Exodus gearbeitet hat. Der direkte zeitliche Anschluss an die Rückkehr Benrens nach Moskau ist nicht deutlich erkennbar, da ihre Erinnerungen den Hauptteil der Erzählung ausmachen. Wesentlich für die weitere Handlung ist jedoch, daß sie der Kirche einen ersten ausführlichen Statusbericht zugesandt hat, welcher diese veranlasste, „Verstärkung“ zu schicken. Die dritte Person, aus deren Sicht die Handlung weiter geführt wird, ist der Prior der Urieliten Fidel, dessen wacher Geist als Verstärkung beim Unterfangen Exodus dienen soll. Mit ihm reiste eine Delegation von Templern und anderen Kirchenanhänger nach Moskau, um dort ihre Aufträge zu erfüllen. Fidels Abschnitt erzählt vor allem, von seiner Schwierigkeit, mit den Moskowitern so recht warm zu werden. Seine Ideen werden selten mit der Begeisterung aufgenommen, die er erwartet. Insbesondere ein Ingeneur Benrens, Sergej genannt, entwickelt eine harte Konkurrenz zu Fidel, die schließlich sogar in eine Schlägerei ausartet. Während der zunehmenden Schwierigkeiten bei der Entwicklung der Exodus, kristallisiert sich heraus, dass eine der Frauen Fidel offenbar für sich gewinnen will, wobei dieser allerdings eher der Electa Zlata verfällt, die mit ihm als Testkommando für die Exodus angereist ist. Fidels Situation entwickelt sich dabei gen Ende dramatisch zu seinen Ungunsten, als er durch einen Trick in einen Geheimbereich der Forschungslabors Moskaus gelockt wird und mit der Frau, die ihn unbedingt da behalten will, ums Entkommen ringt. Im Folgenden wird die Electa Zlata Fokus der Erzählung, ihre Aufgabe im Unternehmen Exodus ist die Erprobung des Gefährts. Ein Großteil des Kapitels behandelt die Fahrt durch den Brandlandkorridor, die zwar gefährlich verläuft, aber ohne größere Schäden überstanden wird. Erst im Kapitel darauf, wenden sich die Ereignisse, als schließlich klar wird, dass Zlata wahre Mission die Entführung der Exodus in Angelitische Hoheitsgebiete ist. An dieser Stelle verliert das Buch seinen Personenfokus und berichtet vom Ablauf der Entführung. Zlata und ihre Templer arbeiten wie ein Uhrwerk ihren Plan ab, bis die ersten Probleme auftauchen und sie fast vorm scheitern stehen. Nur durch das Opfer fast aller Templer inklusive Zlata wird eine Flucht aus Moskau möglich. Das letzte Kapitel des Romans ist dann der Consulta Wanja gewidmet, die nach Zlatas ableben den Befehl über die Mission übernommen hat. Die ihr verbliebenen Templer sind jedoch unerfahren oder verletzt, so dass die Zeichen nicht gut stehen. Bald kommt es dann auch in der klaustrophobischen Enge der Exodus zu Auseinandersetzungen, weil Wanja nicht in der Lage ist, ihre Führungsqualitäten auszuspielen. Knapp entkommen sie dabei der Katastrophe und bringen schließlich das unheilige Gefährt in den Schoß der Mutter Kirche.
Aufbau, Stil und Sonstiges Der Roman ist durch die Aufteilung der unterschiedlichen Sichtweisen nicht wie aus einem Guss, sondern vielmehr ein bisschen Stückwerk. Eine Vielzahl an Rückblenden, die von einem bestimmten Zeitpunkt im Geschehen heraus erzählen, wie es zu allem kam, machen eine zeitliche Einordnung der Szenen häufig schwer. Zudem benutzen nicht alle Autoren diese Rückblenden in gleichem Maße, so dass z.B. insbesondere das Kapitel um die Begine Chiara fast nur aus Rückblenden besteht, während die letzten Kapitel praktisch keine Rückblenden mehr enthalten. Die ist zwar im Sinne des Geschehens, stellt aber einen kleinen Bruch im Stil des Buches dar. Der rote Faden im Geschehen bleibt dennoch erhalten, allerdings verbleibt der Eindruck, daß etwas fehlt, da durch die Perspektivenwechsel eine gewohnte Sichtweise im Geschen verloren geht. An sich ist die Idee verschiedene Standpunkte von unterschiedlichen Autoren schreiben zu lassen sehr interessant, allerdings wurde dies nicht vollständig durchgehalten, da der Electa Zlata und ihren Leuten zwei Abschnitte des Buches gewidmet sind, die dann auch von ihren persönlichen Sichten dominiert werden. Insgesamt spannen die Autoren über eine lange Strecke den Handlungsbogen, bis sie dann der Höhepunkte gen Ende des Buches folgt.
Fazit: Mir persönlich hat dieses Buch als leichte Unterhaltung zwar gut gefallen, dennoch sehe ich einige Kritikpunkte am Aufbau. Die Handlung ist im Prinzip linear, wird jedoch durch Rückblenden anfangs immer wieder unterbrochen. Welche Szenen aus welcher Sicht dabei zusammenpassen und wie einzuordnen sind, ist nicht immer leicht zu sehen. Zusammengeführt wird die Geschichte erst gen Ende, wenn Zlatas Plan sich entfaltet und die losen Enden aufgegriffen werden. Diese Umsetzung hinterlässt bei mir den Eindruck von Unvollständigkeit. Insbesondere die Sicht von Benren geht auf dem Weg des Buches verloren und gen Ende bekommt man immer mehr den Eindruck vermittelt, er sei ein liebestoller Trottel, den zu überlisten es nicht viel braucht. Dies nimmt viel von der Spannung, da der Gegner (aus der Sicht der Angeliten) kein Profil hat und auch nicht wirklich gefährlich wird. Die Electa Zlata wirkt als einziger Charakter mitreißend in ihrem Fanatismus, wohingegen die restlichen Handlungsträger eher ein flaches Bild abgeben. Vermutlich der Preis, den man dafür zu zahlen hat, wenn man ein recht kurzes Buch zwischen 5 Personen aufteilen muss und dabei auch noch etwas Handlung transportieren will. Mein Fazit muß also lauten: Gute Ideen, mäßige Umsetzung.
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