Vorwort: Ich selber habe schon in jungen Jahren angefangen, Fantasy-, Science-Fiction- und Abenteuergeschichten zu lesen, denn schon früh hat mich diese Art von Geschichten unterhalten und meine Fantasie angesprochen. Eines schönen Tages habe ich dies dann mit einem Rat meines Englischlehrers kombiniert. Er sagte uns damals, wir sollten einfach mal versuchen, ein Buch, das uns interessiert, in der englischen Originalsprache zu lesen und damit unsere Fähigkeit zu schulen, einer Geschichte und ihrer Handlung zu folgen, ohne jedes einzelne Wort zu kennen, und sich damit ein gewisses Sprachgefühl auf angenehme Weise anzueignen, was einem auch im Unterricht vermeintlich weiterhelfen sollte. Ich habe mir also mal einen englischen Star-Trek-Roman besorgt, ihn gelesen und mich über die Jahre hinweg bis zum Herrn Der Ringe im englischen Original vorgearbeitet. Auf eine Art und Weise hat es mir tatsächlich sprachlich geholfen, dass ich einmal in grauer Vorzeit dem Rat eines Lehrers gefolgt bin. Auch wenn ich bezweifele, dass er uns daran bringen wollte, Star-Trek- oder Dungeons&Dragons-Romane zu lesen. Aber egal. Als ich von der Serie „Knights of the Silver Dragon“ erfahren habe, dachte ich mir, dass ich, sollte mir die Serie gefallen, meinen älteren Neffen vielleicht mit diesen Büchern etwas an die Welten würde heranführen können, die mich seit Jahren so gut unterhalten.
Grundlegendes zur Buchreihe “Knights Of The Silver Dragon” Mit dem Zweiteiler „Revelations“ legt Matt Forbeck im Sommer 2006 die Bände 13 und 14 der für Kinder und Jugendliche als Einstieg ins D&D-Universum gedachten Abenteuerroman-Reihe „Knights of the Silver Dragon“ vor. Die Idee der Herausgeber der Reihe ist es, jungen Lesern einen spannenden und frühen Einstieg in die fantastische Welt von D&D zu bieten und somit ein Interesse an dem kreativen Hobby des D&D-Rollenspiels zu schaffen. Hierzu holte man sich etablierte Autoren ins Boot, die schon Erfahrungen mit Rollenspielprodukten und/oder -Romanen hatten. Diese schufen dann Figuren, mit denen sich Kinder und Jugendliche schnell und leicht identifizieren können sollten. Die Reihe, die im August 2004 mit dem Titel „Secret of the Spiritkeeper“ ihren Anfang nahm, handelt von drei unternehmungslustigen Kindern, die in der Stadt Curston aufwachsen: Den beiden ungleichen Brüdern Driskoll und Kellach, sowie deren Freundin Moyra. Zusammen sind sie die Helden dieser Geschichten und ihre Abenteuer stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Die Herausgeber geben als geeignetes Leser-Alter den Zeitraum zwischen acht und zwölf Lebensjahren an. Was davon zu halten ist, bewerte ich später. Zu Beginn des ersten Bandes der Serie sind die drei Kinder etwas älter als die Zielgruppe, für die die Bücher laut Wizards of the Coast gedacht sind. Driskoll ist der jüngere Bruder und 12 Jahre alt, während Kellach, der ältere, zu Beginn der Serie schon 14 Jahre alt ist. Moyra, die Freundin der Jungen, liegt altersmäßig zwischen den beiden. Kellach befindet sich in der Magierausbildung durch Zendric, einen alten Elfen-Zauberer, der früher auch schon Jourdain, Driskolls und Kellachs Mutter, ausgebildet hat. Driskoll hingegen strebt mehr seinem Vater nach. Torin ist der Hauptmann der Wache von Curston und sein Sohn Driskoll erlernt ebenso das Handwerk eines Kämpfers. Die Dritte im Bunde ist Moyra, die Tochter eines guten, wenn nicht sogar des besten, Diebes von Curston. Zusammen sind die drei ein unschlagbares Team, zumindest in ihren Augen, und sie werden im Verlaufe ihrer Abenteuer zu den ersten „neuen“ Rittern eines alt-ehrwürdigen Ordens, dem der „Ritter des Silbernen Drachens“.
Unter „Links zur Rezi“ habe ich einige interessante Links aufgelistet, die zu den Produktseiten auf der Wizards-Homepage führen. Hier findet man sehr knappe Zusammenfassungen über die Serie, die Hauptfiguren und so weiter.
Qualität und Aufmachung: Bei dem Buch „Prophecy of the Dragons: Revelations, Part 1“ handelt es sich um einen schmalen Band von grade mal 186 Seiten, wobei die eigentliche Geschichte auf 170 Seiten abgehandelt wird. Die Angabe auf der Homepage der Wizards von 192 Seiten stimmt also nicht. Es ist zwar albern und unwesentlich, aber es stört mich schon irgendwie. Weiter wird, wie es für englische Taschenbücher üblich ist, schlechtes Papier für den Roman verwendet. Dieses saugt die Feuchtigkeit der Finger begierig auf, so dass das Buch bereits nach einmaligem Lesen deutliche Gebrauchsspuren aufweist, wenn man nicht große Sorgfalt walten lässt. Dem gegenüber steht der doch recht stolze Preis von US $ 5,99. Für nur einen Dollar mehr erhält man bei den Wizards auch schon einen „ausgewachsenen“ D&D-Roman. Das aber nur am Rande. Behandelt man das Buch jedoch sorgfältig, sollte es aber auch noch einige weitere Male zu lesen sein. In Bezug auf die Aufmachung des Buches gibt es nicht wirklich etwas zu meckern. Das Buchcover zeigt die drei jungen Helden auf dem Weg durch ein Verlies, wohl dem „Dungeon of Doom“. Im Inneren des Buches finden sich ein paar wenige ganzseitige Zeichnungen, die das Druckbild der recht großen Schriftart auflockern.
Inhalt: Die Geschichte ist – mitsamt ein paar Spoilern gegen Ende - schnell erzählt.
Die Stadt Curston, in der die Kinder leben, wird immer häufiger von Dämonen heimgesucht. Die Stadtwache kann diese nicht immer alle schnell genug unter Kontrolle bringen, so dass es schon zu einigen Zwischenfällen gekommen ist. So beginnt auch das Buch. Zendric, der Zauberer, vermutet, dass das Große Siegel, welches die Ebene, auf der Curston angesiedelt ist, von der schrecklichen Ebene des Abyss trennt, beschädigt wurde. Schon fünf Jahre zuvor wurde das Große Siegel angegriffen und trotz der Rettungsaktion der damaligen Ritter des Silbernen Drachen wurde es so schwer beschädigt, dass es nun dem Druck nicht mehr standhalten kann. Den Anstrengungen seinerzeit fielen so viele Ritter des Ordens zum Opfer (unter anderem auch das der Magierin Jourdain), dass der Orden quasi aufhörte zu existieren und erst durch die Ernennung der drei Kinder Jahre später wieder zum Leben erweckt wurde. Zendric fürchtet jetzt, dass es vermehrt Dämonen gelingen wird, in die Ebene zu wechseln, in der Curston angesiedelt ist, bis das Siegel eines nahen Tages gänzlich zerbricht und es dann nicht nur den kleineren Dämonen, die bisher durch die Risse des Siegels dringen konnten, möglich wird, die Ebenen zu wechseln, sondern auch den großen Dämonen. Damit wäre die Bevölkerung von Curston massiv bedroht und die Stadt selber wohl zum Untergang verurteilt. Das Große Siegel selber befindet sich in einem Verliessystem, welches außerhalb der Stadtmauern Curstons, aber doch nahe genug gelegen ist, dass die einwandernden Dämonen den Weg zur Stadt schnell finden werden. Der sog. „Dungeon of Doom“, in dem die Kinder schon einige Abenteuer durchzustehen hatten, ist in den letzten Jahren immer wieder das Ziel von Glücksrittern und Schatzräubern gewesen, viele von ihnen kamen jedoch nie zurück. (Zu Beginn des Buches ist eine Karte des Verlieses abgedruckt, die aber nicht maßstabsgetreu ist.) Warum das Siegel gerade jetzt wieder zu brechen droht, ist zu Anfang der Geschichte nicht so recht klar. Doch gerade als der besorgte Zauberer Zendric dem Rat der Stadt einen gewagten Plan zur Rettung, nämlich durch die Instandsetzung des Siegels vorschlagen will, tritt ein alter Widersacher Zendrics und der Ritter des Silbernen Drachen, ein mittlerweile durch und durch böser Kleriker namens Lexos, in Erscheinung. Dieser war früher der Kopf der Kirche von St. Cuthbert in Curston. Nachdem sich Lexos von seinem Glauben abgewandt und dem Bösen verschrieben hatte, wurde er durch einen anderen Kleriker ersetzt. Der alte und stets verängstigt wirkende menschliche Kleriker Latislav ist seitdem der Vorsteher der Kathedrale von St. Cuthbert in Curston. Lexos verbannt nun mittels eines mächtigen Zaubers Zendric aus dieser Ebene und beginnt, die Teile des sog. „Schlüssels der Ordnung“ zu suchen, um mit ihnen das Siegel, anders als es Zendric plante, endgültig zu brechen anstatt es zu reparieren. Dieser Schlüssel ist das Instrument, von dem Zendric hoffte, dass man es nutzen könnte um das Große Siegel wieder erstarken zu lassen. Tatsächlich ist es so, dass der Schlüssel in drei Teile zerlegt wurde, die auf verschiedene vertrauensvolle Personen und Orte Curstons verteilt wurden, um den Schlüssel vor Lexos oder anderen finsteren Mächten zu schützen. Es beginnt also ein Wettlauf gegen die Zeit: Auf der einen Seite die drei jungen Ritter, die versuchen, im Turm des Zauberers Zendric ein erstes Stück des Schlüssels zu finden und es direkt einmal an Lexos verlieren und auf der anderen Seite Lexos selbst, der ihnen stets einen Schritt voraus zu sein scheint und der ja seine ganz eigenen, düsteren Pläne mit dem Schlüssel verfolgt. Den ersten Teil des Schlüssels finden die Kinder unter Kellachs Führung in Zendrics Turm. Dort erfahren sie auch von der namensgebenden „Prophezeiung der Drachen“. Kaum gefunden, verlieren die drei den ersten Teil des Schlüssels aber direkt wieder an Lexos, der ihnen unsichtbar gefolgt war, in der Hoffnung, dass Kellach, der ja Zendrics Schüler ist, die Fallen, mit denen der Magier seinen Turm schützt, umgehen kann und ihn zu dem Schlüssel führt. Dieser Plan ging auch voll auf. Lexos überrumpelt die Kinder, nimmt den ersten Schlüssel-Teil an sich und lässt die Kinder zurück. Die Kinder überlegen daraufhin, wo der zweite Teil des Schlüssels versteckt sein könnte. Sie suchen die Kathedrale von St. Cuthbert auf und finden tatsächlich einen weiteren Teil des Schlüssels, der zu einem Dolch umgearbeitet wurde. Latislav, der Kleriker, will den Kindern den weiteren Schlüssel-Teil jedoch nicht aushändigen, da es sich um ein Artefakt des heiligen St. Cuthbert handelt. Lexos jedoch gelingt es, auch diesen Teil zu stehlen. Als den Kindern klar wird, dass Lexos sich bereits zwei der drei Teile des Schlüssels besorgt hat, brechen die drei Ritter hastig in den „Dungeon of Doom“ auf, in der verzweifelten Hoffnung, Lexos daran hindern können, den Schlüssel einzusetzen. Ohne eine genaue Ahnung zu haben, wo in den Tiefen des uralten Verlieses sich der Siegelraum befindet, und ohne einen Plan, wie man an den diversen Monstern, die das Gewölbe noch bevölkern, vorbeikommen soll, dringen die drei in das Verlies vor und gelangen schließlich (und rechtzeitig zum großen Showdown) in den Siegelraum, wo sie ein weiteres Mal direkt auf Lexos treffen. Allerdings trifft Torin rechtzeitig ein, um die Chancen etwas gleicher zu gestalten. Es kommt zum Kampf und Lexos besiegt Torin. Lexos hatte sich darauf verlassen, dass Torin den fehlenden Schlüssel-Teil mit sich führen würde und droht nun Torin, die Kinder nacheinander zu ermorden, wenn er nicht den Schlüssel aushändigt oder zumindest verrät, wo der fehlende Teil des Schlüssels ist. In Wahrheit hatten die Kinder den letzten Teil des Schlüssels die ganze Zeit unter ihrer Nase: Der Vertraute, den Kellach hat, eine geflügelte Dragonet mit dem Namen Lochinvar, greift Lexos an, als dieser die hilflosen Kinder angreifen will. Seine Flügel sind der dritte Teil, Lexos erkennt dies und schafft es, die Flügel an sich zu nehmen und setzt dann den Schlüssel komplett zusammen. In Folge gelingt es ihm, das Siegel zu zerbrechen und den Dämonen den Weg in die diesseitige Ebene zu öffnen. Eine Dämonen-Armee marschiert denn dann auch sofort durch das Siegel aus dem Abyss, während die Kinder hilflos zusehen müssen und ihrer Ermordung durch Lexos ins Auge sehen. Bevor Lexos sich der Kinder jedoch entledigen kann, tritt noch ein weiteres Wesen durch das geöffnete Portal und greift Lexos an. An dieser Stelle endet das Buch und man darf „gespannt“ sein, welche Lösungen, Überraschungen und Auflösungen der zweite Teil der Serie noch beinhalten wird.
Sprache: Der neue Zweiteiler „Revelations Part 1 und Part 2“ liegt nur auf Englisch vor. Es entzieht sich meinem aktuellen Wissensstand, ob die ersten Bände der Serie schon auf Deutsch erschienen sind oder eine Übersetzung in Planung ist. Persönlich tippe ich hierfür aber auf ein Nein, da ich denke, dass zur Zeit im deutschsprachigen Raum kein Markt für eine solche Serie vorhanden ist. Sprachlich gesehen ist es den Büchern deutlich anzumerken, dass sie auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet sind. Die Wortwahl und der Satzbau, die ja schon beim klassischen Fantasy-Roman nicht unbedingt in besonders komplizierter und komplexer Art und Weise angetroffen werden, sind auch hier nicht schwierig und kompliziert zu verstehen. Nein, sie sind noch etwas vereinfacht, kurze Sätze herrschen vor und so weiter und so fort. Dennoch hatte ich mit dem Schreibstil des Autoren hin und wieder so meine Probleme. Oftmals hatte ich das Gefühl, dass er die Handlung innerhalb einer Szene oder eines Kapitels nicht gleichmäßig dargestellt bekommen hat, sondern holprig oder mit Sprüngen in der Handlung erzählte. Dies ist gerade bei einem Buch, das für jüngere Leser gedacht ist, sicherlich nicht hilfreich. Dazu muss ich sagen, dass mir aufgefallen ist, dass die Beschreibungen der Abenteuer und die Kämpfe, die die jungen Helden erleben, streckenweise nicht wirklich harmlos sind... Zugegeben, ich bin da eher rückständig, was das anbetrifft, was ich jüngeren Kindern zumuten will, aber da die Leser bei uns eh meist erst mit 13 oder 14 Jahren weit genug mit ihrem Englischunterricht sein dürften, bis sie sich die Bücher zu Gemüte führen werden, dürfte das auch kein richtiges Problem sein.
Fazit: Ich habe das Buch relativ schnell durchlesen können. Die Geschichte enthielt nichts, was man nicht in irgendeiner Art und Weise schon einmal gelesen hätte, oder zumindest nicht hätte vorhersagen können. Manche Ideen waren nett, andere wiederum wirkten zu konstruiert oder waren zu offensichtlich (ja, selbst für ein „Kinderbuch“) angelegt. Dazu die rustikale Beschreibung und Auseinandersetzung mit diversen Unappetitlichkeiten machen das Buch in meinen Augen eher für eine ältere Zielgruppe geeignet, als die, für die es gedacht ist. Und diese älteren Leser könnten sich dann aber auch gleich mit der komplexeren Handlung eines „richtigen“ D&D-Romans auseinander setzen. Sicherlich gibt es im breiten Bereich der Fantasy-Literatur Bücher, die deutlich unter dem sprachlichen Niveau anzusiedeln sind, welches hier angeboten wird, und deren Handlung langweiliger, abstruser oder brutaler wäre. Dennoch hat mich das Buch nicht wirklich überzeugen können. Die drei Figuren wirken zu gleichförmig, zu schlicht und agieren immer wieder schematisch und platt. So nervt mich beispielsweise das ständige Spucken. Sei es das Bespucken von Gesichtern (von Menschen oder Monstern) oder aber das Ausspucken auf den Boden, regelmäßig als Zeichen von Abscheu oder Ärger. Meine Güte, auf welchem Schulhof sind wir denn? Ich bin noch unentschlossen, ob sich Bücher aus dieser Serie auf dem Gabentisch meines Neffen einfinden werden. Abschließend bin ich der Meinung, dass die Idee einer D&D-„Kinderbuch“–Reihe eine nette und gute ist, die man durchaus weiterverfolgen sollte. Da ich aber gerade den 13. Band aus dieser Serie rezensiere, fürchte ich, dass dies hier entweder schon die Weiterentwicklung ist, oder dass das Niveau auf diesem Level stagniert. Da aber Band 13 mit einem offenen Ende schließt, werde ich sicherlich Band 14 die Gelegenheit geben, eine bessere Bewertung zu erhaschen, als dies seinem Vorgänger gelungen ist.
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