Links zur Rezension The Wizard. Pledged to the Red Wizards of Thay from boyhood, he will do anything for anyone who can give him more power. In a twisted dimension outside the walls of time and space, he plots and plans.
The Senator. A gensai, he has fought his way up from the streets and will never go back. Amid the tangled streets of Innarlith, he mixes ambition with thoughts of vengeance.
The Man. A master builder, he walks along the coast of Faerûn and the waves whisper to him of a mighty work, a task worthy of his talents.
Philip Athans, The New York Times best-selling author, begins a new saga in the Forgotten Realms of a man consumed by obsession and driven by an overwhelming vision of what might be.
Whisper of Waves ist das erste Buch der Watercourse Trilogy von Philip Athans. Die Handlung spielt in der Hafenstadt Innarlith am östlichen Rand des Lake of Steams in den Vergessenen Reichen. Das Buch kommt im kostengünstigen Paperback daher, die Verarbeitung ist angemessen und 3/320 Seiten Werbung für weitere Romane ist üblich. Das Cover ziert ein, wie ich finde, nur mäßig gelungenes Artwork von Carl Critchlow und auch eine Karte der Region ist enthalten.
Philip Athans, der Autor von Annihilation und den beiden Baldurs-Gate-Romanen, hat mit diesem Buch ein sehr ungewöhnliches Vergessene-Reiche-Produkt geschaffen. Während die meisten Autoren actionreiche Geschichten über Helden und ihre Abenteuer erzählen, wählt Athans einen gänzlich anderen Ansatz. Das ganze Buch ist eingeteilt in 72 jeweils recht kurze Kapitel und erstreckt sich über einen Zeitraum von 38 Jahren. Erzählt werden die Lebensgeschichten mehrerer Hauptcharaktere und jedes Kapitel beschreibt ein bestimmtes Ereignis im Leben eines Charakters aus dessen Sicht. Dabei gelingt es dem Autor stets, die vielen Handlungsstränge nachvollziehbar zu gestalten, so dass man nie den Anschluss verliert. Insbesondere schreibt er im Vergleich zu beispielsweise Ed Greenwood geradliniger und führt nicht ständig neue Charaktere und Subplots ein. Inhaltlich beschreitet Philip Athans völlig untypische Wege, das Buch liest sich stellenweise wie ein Politthriller. Zunächst einmal sind Kampfhandlungen eine absolute Seltenheit und die wenigen, die vorkommen, wirken leider manchmal wie der Versuch, einer Vorgabe gerecht zu werden. Es geht um Macht, Diplomatie, Romanzen und Intrigen und die Spannung baut sich auf eben dieser Grundlage auf, die Kämpfe sind eigentlich überflüssig.
Weiterhin wird Abstand genommen von klassischer Gut-gegen-Böse-Weltanschauung, viele der Hauptcharaktere haben einen recht düsteren Touch, aber niemand stellt (zumindest im ersten Buch) den Bösewicht dar, der den Rest von Toril unterwerfen will. Insgesamt wirkt die Thematik wesentlich erwachsener, als man es von solchen Romanen gewohnt ist, in diesem Zusammenhang fand ich insbesondere eine junge Adelstochter bemerkenswert, die sich mit psychischen Problemen plagt und sich die Arme ritzt, während an anderer Stelle beschrieben wird, wie ein Unfallopfer bis zum Tod gepflegt wird. Athan gelingt es aber, niemals ins Lächerliche abzudriften, so dass das Buch zwar ernst, aber auch sehr unterhaltsam geworden ist. Trotzdem tauchen klassische VR-Elemente auf, so werden riesige Schiffe kurzerhand um die halbe Welt teleportiert, der rote Magier spielt mit einer kleinen Ebene herum und auch ein Drache mischt mit. Insgesamt ist der Anteil an mächtiger Magie, übermächtigen NSC und Portalen jedoch erfrischend gering ausgefallen.
Ein Punkt muss noch angesprochen werden: Es scheint, als basiert die Geschichte recht stark auf „The Fountainhead“ von Ayn Rand, einem recht bekannten Buch von 1943. Ich kenne es noch nicht, bin jetzt aber sehr neugierig geworden und es soll sehr gut sein. Jedenfalls wird Philip Athans vorgeworfen, schlicht die Geschichte in eine Fantasywelt transferiert zu haben, fairerweise muss man allerdings sagen, dass er das Buch im Vorwort als Quelle benannt hat. Weiterhin sagt er dort, dass eine Rede im Arbeiterviertel der Stadt Innarlith während eines Aufstandes tatsächlich auf Marx und Engels basiert. Man könnte ihm hier durchaus vorwerfen, sich etwas viel „Inspiration“ geholt zu haben.
Inhalt mit kleinen Spoilern: Das Buch beginnt mit der Lebensgeschichte von einem jungen Marek Rymϋt, der noch jung seiner Familie entrissen wird, um zu einem Red Wizard ausgebildet werden. Schnell zeigt sich sein Talent für Bezauberungsmagie und er wird in die entfernte Hafenstadt Innarlith versetzt, um dort den Handel mit magischen Gegenständen und Dienstleistungen für die Roten Magier von Thay zu kontrollieren. Parallel dazu wird die Geschichte von Willem Korvan erzählt, einem Architekturschüler aus Cormyr. Er lebt bei seiner Mutter, die alles versucht, um mit Hilfe ihres Sohnes in eine bessere gesellschaftliche Stellung zu gelangen. Bei ihr wohnt der Student Ivar Devorast zur Untermiete, der mit Willem zusammen studiert. Die beiden sind völlig gegensätzliche Charaktere: Während Willem ein attraktiver junger Mann ist, der auf Umgangsformen achtet und ein Kommunikationstalent ist, findet man in Ivar eine sehr sonderliche Person. Er ist unhöflich, wirkt völlig gleichgültig, abweisend und gibt absolut nichts auf sein Äußeres. Allerdings ist er unglaublich selbstbewusst und das zu Recht. Was er plant und erfindet, funktioniert. Und das weiß er. Er redet nicht viel und gibt mit seinen Fähigkeiten niemals an, aber wenn er auf seine Arbeiten angesprochen wird, zeigt er sich jedes Mal zu 100% überzeugt von sich selbst. Das verleiht ihm ein faszinierendes Auftreten, gleichzeitig absolut bescheiden und felsenfest von sich selbst überzeugt, und damit überzeugt er im Laufe der Geschichte nicht nur humanoide Wesen. Auch diese beiden zieht es nach Innarlith, um dort zu arbeiten. Während Willem jedoch Karriere macht und später sogar ein Senator wird, lebt Ivar zwischenzeitlich am Existenzminimum. Ivar lebt nur für das Erschaffen von etwas neuem, noch nie da Gewesenen. So kommt es, dass er gelegentlich Willem aushilft, nur damit seine Ideen umgesetzt werden und er verlangt keine Gegenleistung dafür. Willem hingegen baut seine Karriere auf der Arbeit anderer Leute, auf Lüge und sogar Mord auf. In der Zwischenzeit baut der rote Magier mit Hilfe eines befreundeten Schwarzen Drachens in seiner eigenen kleinen extraplanaren Ebene eine Armee an schwarzen Firedrakes auf, die auch menschliche Form annehmen können und zettelt hier und da Aufstände im Armenviertel an (er hält die Marx-Rede). Er gerät des Öfteren mit Devorast in Konflikt, da seine Erfindungen wie Riesenschiffe und ein großer Kanal sein Transportmonopol bedrohen.
Dazwischen ergeben sich vielfältige Handlungsstränge, die sich häufig kreuzen. Seltsam ist, dass der Feuergenasi aus dem Klappentext nur am Anfang als Anführer einer Bande auftaucht, sich sonst aber auf ein kleines Intermezzo beschränkt. Hier besteht aber noch Potential für die nächsten zwei Bände.
Fazit: Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, weswegen ich eine hohe Note vergebe. Unter technischen Aspekten gibt es an dem Buch wenig auszusetzen und es wird ein hervorragender Grundstein für die weiteren Bücher gelegt mit vielen offenen Fragen. Es ist angenehm zu lesen und bringt frischen Wind in die Vergessenen Reiche, ohne deplatziert zu wirken. Kleine Abzüge gibt es für die Kampfhandlungen, denn wenn sie schon selten sind, dann sollten sie wenigstens Sinn ergeben und spannend sein. Aber wenn Devorast zwei Riesenfrösche verprügelt, die auf seine Baustelle laufen und ein Kind fressen, ist das leider nichts von beidem. Den Vorwurf, er habe zu viel von anderen übernommen, berücksichtige ich mangels besserem Wissens nicht, zumal es das Leseerlebnis ja nicht beeinträchtigt. |
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