Links zur Rezension Hinweis:„Flight of the Dying Sun“ ist der zweite Teil der „Heirs of Ash“-Trilogie. Zum ersten Teil „Voyage of the Mourning Dawn“ ist hier im Gate keine Rezension verfügbar. Ich werde also stark darauf Bezug nehmen müssen. Story: (Vorsicht Spoiler!)Zuerst sieht alles nach einem Routinecoup für die junge Diebin Seren aus: Breche in das Haus des örtlichen Vorstands der Handwerkergilde von Haus d’Cannith ein und stehle ein bestimmtes Buch. Gesagt, getan. Von da an geht aber alles den Bach runter. Serens Mentor wird von ihrem Auftraggeber – einem Wechselbalg namens Marth - getötet und das Opfer ihres Raubzugs entpuppt sich plötzlich als ihr Retter und Verbündeter. Seren wird von besagtem Dalan d’Cannith mit an Bord der Mourning Dawn genommen, ein Luftschiff von besonderem Design. D’Cannith hat eine kleine und ein wenig bizarre Gruppe zusammengestellt, um das „Erbe“ seines alten Freundes Ashrem d’Cannith zu sichern. Ashrem wollte damit den Letzten Krieg beenden und ist seitdem verschollen. Niemand weiß, worum es sich bei diesem „Erbe“ genau handelt. Um eine Superwaffe? Vielleicht die Ursache des „Mournings“? Was auch immer es ist, Seren und ihre Gefährten sind nicht die einzigen, die dahinter her sind. Auch der Mörder von Serens Mentor will sich diese Erfindung unter den Nagel reißen, wobei er auf die Drakonische Prophezeiung zurückgreifen kann. Marth scheint der Besatzung der Mourning Dawn daher immer mehrere Schritte voraus zu sein. Mit der Zeit decken Seren und ihre Gefährten auf, dass der Wechselbalg für Ashrem gearbeitet hat und nun von dem geheimnisvollen Propheten Zamiel dazu angestiftet wird, das „Erbe“ zusammenzusetzen und zur Wiederaufnahme des Letzten Krieges zu benutzen. Marth sieht sich nach einem erfolreichen Test des „Erbes“ schon als Eroberer des Königreichs von Galifar. Um ihn zu stoppen, müssen die Gefährten zum eisigen Frostfell reisen, um die Quelle von Ashrems Hinterlassenschaft zu erkunden. Beurteilung:Rich Wulf hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Er lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung der Geschichte und ihrer Charaktere, obwohl innerhalb der Story nicht viel Zeit vergeht. Andere D&D-Autoren hätten dieselbe Geschichte wahrscheinlich innerhalb eines Buches abgehandelt. Bemerkenswert ist die Dialogdichte der beiden Bücher. Wulf benutzt sie, um die verschiedenen Persönlichkeitsschichten seiner Figuren offen zu legen sowie ihre Motivationen zu begründen, an der Reise der Mourning Dawn teilzunehmen. Dadurch bekommt man das Gefühl, es mit echten Personen zu tun zu haben. Und alle scheinen ihre eigenen Motive zu haben, um an der Hatz nach Ashrems „Erbe“ teilzunehmen. Da sind der von Selbstzweifeln zerrissene ehemalige Schüler von Ashrem, Tristam Xain, und sein Kriegsgeschmiedeter-Freund Omax, ein in sich ruhender Mystiker, der Tristam sein Leben verdankt. Dalan ist ein manipulierender Bastard, der darunter leidet, dass er neben seinem schwachen Drachenzeichen keine weiteren Kräfte hat. Der Kapitän der Mourning Dawn, der Gon Pherris Gerriman, diente schon unter Ashrem und dehnte sein Pflichtgefühl nach dessen Verschwinden auf Dalan aus. Seren wiederum sieht sich verpflichtet, ihren Lehrer zu rächen. Nur der Halbling-Kundschafter Gerith Snowshale scheint keine Geheimnisse zu haben. Er genießt es einfach, auf seinem Gleitflügel-Saurier dem Luftschiff vorauszufliegen und Teil einer großen Geschichte zu sein. Nach Seren stoßen noch drei weitere Mitglieder zur Crew: Der Ermittler Zed Arthen, der bereits früher für Dalan gearbeitet hat, die Marschallin Eraina d’Deneith, die hinter Marth her ist, sowie der Zwerg Ijaac Bruenhail, über den (noch) nicht viel zu sagen ist. Es ist genauso spannend, die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Charakteren zu beobachten, wie der Geschichte selbst zu folgen. Diese scheint der Crew der Mourning Dawn immer weiter über den Kopf zu wachsen. Der Druck, erfolgreich zu sein, wird zunehmend zu einer Belastung für manche Protagonisten. Marth scheint immer zu wissen, was sie als Nächstes vorhaben, und legt ihnen kontinuierlich Steine in den Weg. Allerdings ist er offenbar so von sich selbst eingenommen, dass er sie andauernd unterschätzt. Außerdem haben die Gefährten erstaunlich viel Glück. Das ist der einzige negative Punkt, den ich an dem Buch finden konnte. Möglicherweise hat das Glück etwas mit der Drakonischen Prophezeiung zu tun. Aber bis das geklärt ist, gibt es Abzüge in der B-Note. Was außerdem übel aufstößt, sind die Editierungsschnitzer. Sie kommen besonders im zweiten Band vor. Da kann es schon einmal sein, dass Worte innerhalb eines Satzes fehlen oder dass falsche Ausdrücke verwendet werden, so dass der Sinn einer Textstelle abhanden kommt. Für einen Leser, welcher der englischen Sprache nicht so mächtig ist, kann das ziemlich verwirrend sein. Fazit:„Flight of the Dying Sun“ und sein Vorgänger lesen sich trotz der Ausflüge in die seelischen Tiefen der Charaktere sehr flüssig. Rich Wulf gelingt es sehr gut, beides miteinander zu verbinden, ohne dass irgendetwas aufgesetzt oder fehl am Platz erscheint. Das ist die große Stärke der Romane. Man wird in die Geschichte hineingezogen und beginnt wirklich, mit den Charakteren zu sympathisieren, auch wenn sie alle ihre mehr oder minder großen Schwächen haben. Negativ fielen mir in „Flight of the Dying Sun“ die Textfehler und das unglaubliche Glück auf, welches die Besatzung der Mourning Dawn zu haben scheint. Deshalb bekommt der zweite Teil von mir eine Note von „nur“ 4,5, während „Voyage of the Mourning Dawn“ eine 4,8 erhält. |
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