Links zur Rezension Inhalt:Cizmojen Hellekanus, ein Paladin Dol Dorns und Veteran der „Iron Bonds“, einer im Letzten Krieg zu Berühmtheit gelangten karrnathischen Eliteeinheit, ist eigentlich auf der Suche nach seiner Frau, zu der er im Krieg jede Verbindung verloren hat. Sein eigentliches Ziel ändert sich mit einem Mal, als er in Korth einen Raubüberfall auf eine junge Frau vereitelt und dabei eher zufällig auf die Leiche eines alten Freundes und Waffengefährten stößt, der offensichtlich ermordet wurde. Gemäß seiner Eide als Mitglied der Iron Bonds macht er sich zusammen mit der Aerenal-Elfin Minrah, einer jungen Journalistin, sowie dem Kriegsgeschmiedeten Fighter daran, die Hintergründe dieser Tat aufzudecken. Schon bald aber wird ihm klar, dass es sich hier nicht nur um einen einfachen Mord handelt, sondern dass sie Mächten gegenüberstehen, gegen die ein Kampf nahezu aussichtslos erscheint. Eine Situation, in der sich Cizmojen nicht zum ersten Mal befindet, und wie schon einmal ist er nicht bereit, aufzugeben. Bewertung:Um das Urteil vorwegzunehmen, schlussendlich war ich von diesem Roman doch recht angetan. Der Weg bis zu diesem Fazit war allerdings lang und zumindest zu Beginn ziemlich holprig. Fangen wir mit der Eröffnungsszene an, die ein von in der Summe so unglaublichen Zufällen geprägtes Szenario präsentiert, dass ich das Buch am liebsten gleich wieder weggelegt hätte. Zufälligerweise erhält Cizmojen die Gelegenheit, einen Raubüberfall zu verhindern. Zufälligerweise gibt sich der Übeltäter ausgerechnet als Angehöriger der Iron Bonds aus, was der Veteran sofort als unmöglich erkennt. Zufälligerweise hat der Kriminelle eine Leiche gefunden, der er den Eisenring, der das Erkennungszeichen der Iron Bonds ist, abgenommen hat, und zufälligerweise ist diese Leiche auch noch ausgerechnet die von Cizmojens bestem Freund Torval. Cizmojen selbst würde diese Zufallskette wohl als göttliche Fügung akzeptieren, ich selbst war von dieser uninspirierten, konstruiert wirkenden und völlig unglaubwürdigen Einleitung ziemlich enttäuscht. Weiter im Text: Kurz darauf (auch dies eher aus Zufall geboren) tut sich Cizmojen mit der Reporterin Minrah zusammen, einer hoch intelligenten, dafür aber um so ungläubigeren Aerenal-Elfin, die hinter seiner Geschichte eine Story wittert und deshalb von sich aus dem etwas überfordert wirkenden Paladin ihre Hilfe anbietet. Wie ein gewisser Sherlock Holmes ist Minrah in der Lage, noch aus den kleinsten Hinweisen logische Schlüsse zu ziehen, mit denen sie nahezu immer punktgenau ins Schwarze trifft. Leider vergibt der Autor hier eine weitere Chance, da er mit den Hinweisen gleichzeitig auch die Lösungen präsentiert und dem Leser damit jede Möglichkeit nimmt, selbst mitzuraten. Damit wird Letzterer zum passiven Rezipienten von Beweisketten, womit er zwar die Situation Cizmojens gut nachempfinden kann, der auch nur Bahnhof versteht, was allerdings zu diesem Zeitpunkt jedes spannungserzeugende Element aus der Handlung nimmt. Bis hierher ist das Buch schlicht und ergreifend todlangweilig. Dann aber trifft das ungleiche Paar zum ersten Mal auf seine Widersacher und befreit bei dieser Gelegenheit einen zunächst namenlosen Kriegsgeschmiedeten, den sie kurzerhand Fighter, etwas später Four taufen. Und mit einem Schlag wird aus einer bis dahin nur mit Mühe und Not als mäßig zu bezeichnenden Geschichte ein spannender, teilweise rasanter und sogar tiefgründiger Roman, wie man ihn sich fast nicht besser wünschen könnte. Die große Stärke Edward Bolmes ist die Charakterisierung seiner Protagonisten, für die er sich mehr zu interessieren scheint als für die zugrunde liegende Handlung. Cizmojen, dessen Eide als Paladin ein ums andere Mal mit der ebenfalls durch Eide bekräftigten Loyalität zu seinem toten Waffenbruder in Konflikt geraten und der sich in der Grauzone „Detektivarbeit“ nicht wirklich wohl fühlt. Minrah, der solche Skrupel völlig fremd sind, die sich ein ums andere Mal über die tiefe Religiosität des Paladins lustig macht und dennoch mit einer beinahe kindlich erscheinenden Anhänglichkeit seinen Fall zu dem ihren macht. Als dritter im Bunde der Kriegsgeschmiedete Fighter, seit seiner Erschaffung als Sklave gehalten und mit seiner Befreiung zum allerersten Male mit dem Konzept der persönlichen Freiheit (und der Vieldeutigkeit der menschlichen Sprache) konfrontiert; in diesem Spannungsfeld entstehen witzige, geistreiche Dialoge, die gleichzeitig auf die Tragik dieser Personen hinweisen und damit einen hintergründigen Humor erkennen lassen, wie man ihn im Bereich der Fantasy sonst kaum vorfindet. Glücklicherweise verzichtet der Autor auf Schenkelklopfer und Effekthaschereien, der Humor bleibt also stets erträglich und wirkt nie aufgesetzt und unpassend. Geschickt flicht Bolme Abschnitte aus der Vergangenheit Cizmojens ein, die mit dem Höhepunkt der Handlung zusammen in eine unerwartete Pointe münden, die die teilweise übertrieben hohen moralischen Ansprüche des Paladins plötzlich ein einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Und zugleich nimmt die insgesamt doch recht lineare Handlung plötzlich an Fahrt auf und auch, wenn das letztendliche Ergebnis vorhersehbar ist, ist die zweite Hälfte des Romans auch in dieser Hinsicht kurzweilig geschrieben und belohnt den Leser mit dem Schlusssatz in einer letzten gelungenen Pointe. Fazit:Eine sehr lineare Handlung mit nur wenigen Überraschungen, dafür drei großartige Protagonisten und ein ebenso würdiger Gegenspieler sind die Hauptbestandteile eines Romans, der eher uninspiriert beginnt, dem es aber im weiteren Verlauf zunehmend besser gelingt, den Leser an sich zu fesseln. Eberron-Fans mögen vielleicht etwas enttäuscht darüber sein, dass die Bezüge der Handlung zu diesem Setting eher sparsam eingesetzt werden. Einsteiger bekommen dadurch aber die Möglichkeit, in die Welt von Eberron hineinzuschnuppern, ohne von allzuvielen kampagnenspezifischen Details und Fachbegriffen erschlagen zu werden. „Bound by Iron“ ist alles in allem ein ziemlich schlechter Kriminalroman (was eine höhere Benotung meinerseits verhindert), entschädigt dafür aber durch den Wortwitz und das Einfühlungsvermögen des Autors in seine Hauptfiguren und das sehr gut gelungene, realistische Ende. Vor falschen Erwartungshaltungen sei also gewarnt, doch überwiegen letzten Endes die Stärken. Ein endlich mal nicht eindimensionaler und dadurch um so glaubwürdigerer Paladin macht jedenfalls vieles wett. Die im gateübergreifenden Rezensionsvergleich eher schlechte Note bitte ich daher so zu verstehen, wie es die Notenerklärungen auch nahelegen, als gehobenen Durchschnitt mit einigen Schwächen eben. Für Geldverschwendung halte ich „Bound by Iron“ jedenfalls keineswegs. |
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