Nur mit knapper Not sind Adam Salton und Nathaniel de Salis der unbarmherzigen Arabella March nach Indien entkommen. In Bombay treffen sie auf eine alte Bekannte Nathaniels - Helena Blavatsky, die Begründerin der Theosophischen Gesellschaft. Die geheimnisvolle Frau und Nathaniel scheint ein Geheimnis zu einen – das Wissen um den Heiligen Speer, das Artefakt – , das Adam nach wie vor verschlossen bleibt. Als sich aber in den geheimen Tunneln der Parsen ein schwerwiegender Unfall ereignet, ist es an Adam, das Schlimmste zu verhindern. Ihm bleibt nur noch wenig Zeit - doch die Zeit ist nur ein Gefäß...
LAUSCH ist ein Name, der sich in der Hörspiel-Szene mittlerweile etabliert hat, denn obwohl dieser Hörspiel-Verlag noch wirklich jung ist, haben die „Lauscher“ bereits mehrfach bewiesen, dass sie mehr als fähig sind, erstklassige und qualitativ hochwertige Hörspielproduktionen zu fabrizieren. Nachdem „Caine“ mittlerweile mit Folge 3 + 4 fortgesetzt wurde, erscheinen nun auch die beiden nächsten Kapitel der mystischen Reihe „Die Schwarze Sonne“.
Der erste Eindruck: Eine neue Folge, eine neue CD. Das Artwork des Jewel-Case lehnt sich optisch an die ersten beiden Folgen an und ist wieder recht ansprechend geworden. Ein kleines Booklet, das wieder im Cthulhu-Mythos-Stil, gehalten ist, bringt die Namen der Macher und Sprecher des Hörspiels nahe.
Die Story: (Vorsicht Spoiler!) Adam Salton und Nathaniel de Salis sind der grausamen Arabella nur knapp entkommen und haben ihren Weg nach Bombay gefunden, wo die Folge auch beginnt. Adam ist noch immer in einem äußerst melancholischen Zustand – wegen der Ereignisse aus Teil 1 –, aus dem ihn auch Nathaniel, der ihm wie ein Vater ist, nicht holen kann. Schlimmer noch, Adam benutzt Nathaniel als Prellbock. Die beiden sind auf der Suche nach einem Artefakt – der so genannten Heiligen Lanze – und ihr Weg führt sie daher über Indien nach Tibet. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint, denn Nathaniel scheint ein Geheimnis zu verbergen, das mehr und mehr offenbart wird. Erste Offenbarungen tauchen auf, als er mit einer alten Freundin in Bombay spricht – Helena Blavatsky. Adam, dessen Weltbild sowieso zerstört ist, verliert derweil mehr und mehr das Vertrauen in Nathaniel und schottet sich von diesem ab. Doch Folge 3 der Reihe birgt noch weitere Überraschungen, denn die Geschichte breitet sich plötzlich über verschiedene Zeiten aus. Neben den Erlebnissen von Adam und Nathaniel in der viktorianischen Welt von 1886 erstreckt sich die Geschichte auch auf das Nazi-Deutschland und die Gegenwart und beide Zeiten sind scheinbar direkt mit Adam und Nathaniel und ihrer Suche verknüpft…
Zur Story: Die Wendungen in dieser Folge überraschen schon irgendwie, auch wenn sie nach intensivem Hören wirklich interessant und gut recherchiert erscheinen. Gerade die Charaktere – die höchsten Herren des Nazideutschen Reiches – werden exorbitant beleuchtet und dargestellt. Wie schon in den Indiana–Jones-Filmen wird das Nazi-Regime hier mit einem hohen Interesse an den verschiedenen Mythologien der Welt dargestellt, die sie sich – natürlich mit grausamen Hintergedanken und Zielen – zunutze machen wollen. Durch die Erstreckung auf drei verschiedene Ären geht allerdings auch ein wenig des Cthulhu-Flairs verloren, den die beiden ersten Folgen ausgezeichnet hatten, dennoch erscheint der Plot interessant und spannend. Doch durch diese Erweiterungen geht auch ein wenig die Übersicht verloren und die Geschichte entfaltet sich, oder besser fängt an sich, auf eine hohe Komplexität zu entfalten. Protagonisten tauchen in den verschiedenen Ären auf und haben dabei natürlich eine wichtige Funktion.
Qualität: Im Grunde genommen gilt für DSS3 dasselbe, wie für die ersten beiden – aber vor allem dem zweiten Teil. Die Qualität der Produktion bewegt sich erneut auf allerhöchstem Niveau. Allein schon die Sprecher kann man als Goldkehlchen bezeichnen und gerade Christian Stark und Harald Halgardt – die Sprecher von Adam Salton und Nathaniel de Salis –, aber auch die restlichen Protagonisten, werden von hervorragenden Sprechern gemimt. Auch die musikalische Untermalung ist wieder erstklassig und wurde wieder weitestgehend von Debbie Wiseman beigesteuert, die sich schon in den ersten beiden Folgen hierfür verantwortlich zeigte. Die Soundeffekte sind vom Feinsten und auch die Aufnahmen an sich sind professionell hergestellt und runden den erstklassigen Eindruck der Qualität ab. Neben der technischen Qualität des Hörspiels sollte noch die akribische Recherche erwähnt werden, der zweifelsohne die Geschichte zugrunde liegt.
DSS3 ist anders als Teil 1 und 2, denn die Zeitsprünge ändern die Geschwindigkeit und den Eindruck der Geschichte, auch wenn diese durchaus interessant erscheinen. Zwar enthält der Plot immer noch ein gewisses Maß an dem gothischen Horror, den die ersten beiden Teile ausmachten, doch nun taucht etwas ganz anderes mit auf und mischt sich unter diesen Cthulhu-Flair. Sicher haben die wenigstens „Fans“ (wenn man jemanden nach zwei Folgen schon als solchen bezeichnen kann) mit so einer Wendung der Story gerechnet und es bleibt die Frage offen, wie die Hörerschaft darauf reagieren wird, aber letztendlich geht die Serie mit diesen Wendungen in eine sehr eigene Richtung und schafft es damit durchaus, sich einen eigenen Platz neben den großen Konkurrenten Gabriel Burns, John Sinclair etc. zu sichern, denn von einem Abklatsch anderer Reihen kann man bei „Schwarze Sonne“ nun wirklich nicht reden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Sache weiterentwickelt, was zum Glück direkt geschieht, denn Teil 4 erscheint zusammen mit dem vorliegenden Teil.
Definitiv kann man aber sagen, dass DSS mit der dritten Folge nun wirklich nichts mehr für Gelegenheitshörer ist und man schon sehr intensiv dem Hörspiel folgen sollte, denn sonst hat man den Faden binnen weniger Minuten verloren. Was ich allerdings bemängeln möchte ist, dass die Zeitsprünge plötzlich erscheinen und der Zuhörer dadurch Schwierigkeiten bei der Zuordnung hat. Eine gesprochene Jahreszuordnung wäre hier meiner Meinung nach schön gewesen.
Fazit: „Weißes Gold“ ist anders, anders als die ersten beiden Teile der Reihe, denn der Plot dreht sich in eine völlig unerwartete Richtung. Zwar gibt es noch immer den Teil mit Adam Salton und Nathaniel de Salis, aber plötzlich gibt es Zeitsprünge in das Nazideutsche Reich und in die Gegenwart, in der der deutsche BND eine gewichtige Rolle spielt. Dabei wird aber nahtlos an das Ende der zweiten Folge angeknüpft und so rutscht der genaue Zuhörer schnell in die Geschichte. Für Gelegenheitshörer ist DSS somit nichts mehr, denn zu intensiv muss man dem Hörspiel zuhören, damit man nicht den Faden verliert. Ich persönlich weiß noch nicht genau, was ich von dem plötzlichen Richtungswechsel halten soll. Auf der einen Seite fand ich den Cthulhu-Flair der ersten beiden Folgen erstklassig, auf der anderen Seite erscheint mir die neue Richtung der Story, die scheinbar auch etwas mit Zeitreisen zu tun hat, schon recht ansprechend, zumal die Basis immer noch dieselbe ist. Die Qualität des Hörspiels befindet sich wieder einmal auf allerhöchstem professionellem Niveau, daran gibt es nichts zu rütteln. Ob man DSS3 und die Wendungen darin mag oder nicht, sollte man wohl selbst entscheiden. Dennoch gehört die Reihe meiner Meinung weiterhin zum Besten was die deutsche Hörspiel-Industrie derzeit zu bieten hat. Auf jeden Fall fesselt dieses Hörspiel weiterhin sehr und bietet damit eine Menge Kurzweiligkeit.
Anmerkung des Redakteurs: Teil 4 erscheint dieser Tage parallel mit Teil 3. Eine Rezension erfolgt ebenso umgehend. |
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