Links zur Rezension Erster Eindruck:Was in den USA schon lange gang und gäbe ist, findet auch in Deutschland langsam immer mehr Einzug: aufwändige Covergestaltung selbst bei Taschenbüchern. Das vorliegende Taschenbuch aus dem Heyne-Verlag fällt auf jeden Fall auf. Ein dunkles, schwarz gehaltenes Design, auf dem in fetten ausgestanzten und blutroten Lettern – verziert mit ein paar Fledermäusen – der Titel des Romans Hexenmacher prangt. Die Story (Vorsicht Spoiler!):Am Anfang des 15. Jahrhundert ist Böhmen vom Krieg zerrüttet, mehrere Würdenträger kämpfen um die Krone, die Kirche ist dreigeteilt und Inquisition und aufrührerische Ketzer sorgen für Unruhe im ganzen Land. Hagen von Stein wächst dennoch relativ gut behütet als Adoptivkind auf Burg Aichelberg auf. Seine Zieheltern sehen in Hagen das, was ihr leiblicher Sohn Albrecht ihnen nicht ist und das passt Albrecht ganz und gar nicht. Doch Hagen hat ein Geheimnis, von dem nur Wenige wissen, eine Gabe von Geburt an, die ihm von Gott gegeben wurde. Hagen ist ein Wariwulf, eine Art Werwolf und damit ist sein Schicksal als Streiter Gottes vorbestimmt. Doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse. Während Hagen zur weiteren Ausbildung seinem Orden übergeben wird, schmiedet Albrecht, an dessen Seite eine bösartige Hecetisse namens Wenke steht, bösartige Pläne, denn Hagen ist ihm ein Dorn im Auge und während Hagen versucht, einen guten Weg einzuschlagen, tut Albrecht genau das Gegenteil. Die Wege der beiden trennen sich vorerst, als Hagen sich König Sigmund, dem besten Kandidat für das Kaiseramt und gutmütigen, aber starken Herrscher, anschließt, während Albrecht seine Loyalität dem direkten Gegner König Sigmunds überreicht. Die Wege der beiden verfeindeten Brüder sollen sich später erneut kreuzen, doch noch ahnt Hagen nichts davon und widmet sich ganz seiner Ausbildung und seinem Schicksal. Schon bald findet er Freunde, die ihm zur Seite stehen, doch unglückliche Zeiten stehen ihm bevor.
Parallel dazu gibt es immer wieder Sprünge in die Gegenwart zu Georg Vitzthum, ebenso ein Streiter Gottes, der in unserer Zeit auf den Spuren der Chroniken des Hagen von Stein ist. Auch hier in der Gegenwart strickt sich eine Geschichte zusammen, doch diese wird deutlich langsamer vom Autor vorangetrieben, wahrscheinlich weil sie im dritten Band mit dem Rest zusammenfließen wird. Auf jeden Fall sind Georg und sein Kumpel Rigel auf der Jagd nach Werwölfen und Hecetissen, die ihr grausames Unwesen in Deutschland treiben und die beiden, die einer Geheimorganisation wahrscheinlich kirchlichen Ursprungs angehören, versuchen, die Chroniken von von Stein zu entschlüsseln, was sich als gar nicht so leicht herausstellt, denn scheinbar sind sie magisch versiegelt und geschützt. Qualität und StilMan merkt dem Autor schnell an, dass er schon einige Erfahrung auf dem Sektor des Romanschreibens hat, denn Schreibstil und Plot des ersten Teiles dieser Trilogie sind wirklich hervorragend. André Wiesler schafft es, den Leser schon auf den ersten Seiten in den Bann seiner Geschichte zu ziehen, denn er fackelt nicht allzu lange herum und vermeidet es. um den heißen Brei herumzureden. Das will heißen, dass er schnell in die eigentliche Entwicklung der Geschichte und der Charaktere einsteigt und diese vorantreibt. Dabei entpuppt sich Wiesler als literarisch anspruchsvoll und wortgewandt. Er versteht es seine Erzählung ins rechte Licht zu rücken, wodurch auch literarisch eine Abgrenzung zwischen den Teilen die in der Vergangenheit und die die in der Gegenwart spielen, entsteht. Aber nicht nur das macht den Roman spannend. Der Autor hat sich ebenso viel Mühe gegeben, geschichtliches Wissen und die Begebenheiten des böhmischen Reiches dem 15. Jahrhundert getreu in sein Werk einfließen zu lassen. Geschickt hat er alte Geschichten und Schauermärchen in diesen geschichtlichen Hintergrund eingebaut und so eine Welt gestrickt, die sowohl typisch mittelalterlich ist als auch einen Hauch von Mystik mit sich bringt. Weiße und schwarze Hexen, Werwölfe, heimliche Zauberei existieren und die Religion ist allgegenwärtig dabei. Außerdem überrascht der Autor immer wieder mit teilweise recht harten Wendungen in seiner Geschichte, die der Leser wirklich nicht angenommen hätte und auch das Ende des Buches ist gleichsam grausig wie überraschend, lässt aber begierig auf den zweiten Teil warten.
Dabei hat der Autor sein Buch auch noch interessant strukturiert. Jedes Kapitel fängt mit einem Präludium an, welches immer in der Gegenwart bei Georg spielt. Danach kommt das eigentliche Kapitel, eingeleitet mit einer kurzen geschichtlichen Informationen, was in dem entsprechenden Jahr des 15. Jahrhunderts tatsächlich passiert ist (Beispiel 1415: Jan Hus, der christliche Reformator, wird trotz Zusicherung des freien Geleits auf dem Konzil verhaftet.). Natürlich sind diese Informationen für das Buch wichtig, denn diese Personen und Ereignissen werden immer wieder erwähnt oder sind sogar wichtig für den Plot an sich. Das eigentliche Kapitel gliedert sich dann in verschiedene Unterkapitel und wird letztendlich vom Präludium abgeschlossen, dann geht es zum nächsten Teil des Buches.
Die Charaktere. Auch hier schafft der Autor es, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen und sie glaubhaft mit Höhen und Tiefen, innerem Zwist und Motivationen darzustellen. Die Charaktere wirken glaubhaft und der Leser ertappt sich immer wieder dabei, wie er z. B. mit Hagen – der ohne Zweifel die Hauptperson des Romans ist – mitfühlt und seine Beweggründe verstehen kann. Aber Wiesler hat nicht nur seinen Hauptcharakter ausgebaut, nein, nahezu jeder Charakter, egal ob gut oder böse, der im Buch öfter als nur kurz auftaucht, lässt den Eindruck einer eigenen Persönlichkeit entstehen. Gut und Böse im eigentlichen Sinne existiert sowieso nicht eindeutig. Zwar gibt es natürlich bösartige und gutartige Menschen, aber die Abgrenzung ist eben nicht klar definiert und oftmals geht es nur um die Taten und um die Religion. So sündigt auch ein Hagen von Stein an der einen oder anderen Stelle und auch der bösartige Albrecht zeigt dann und wann Mitgefühl. Zum Autor:André Wiesler hat schon einige Romane im Shadowrun- und Das-Schwarze-Auge-Universum geschrieben und ist Chefredakteur des Rollenspiels „Lodland“ und dem Rollenspiel-Magazin „Envoyer“. Er hat also einige Erfahrung auf diesem Gebiet und das merkt man seiner Erzählung eben auch an. „Hexenmacher“ ist der Auftakt seiner dreiteiligen Chronik über Hagen von Stein. Fazit:„Hexenmacher“ ist ein hervorragendes Buch, das ich geradezu verschlungen habe. Die Geschichte um den jungen Ritter Hagen von Stein, der im 15. Jahrhundert lebt und sein Schicksal als Gottesstreiter zu erfüllen sucht, dabei aber auch seine „Gabe“ stets verstecken und kontrollieren muss, fesselt vom ersten Moment an. André Wiesler versteht es dabei, seine Leser zu fesseln und eine spannende und kurzweilige Geschichte zu erzählen, die eine Mixtur aus echter Geschichte, gewürzt und abgeschmeckt mit einer jeweils guten Portion Fantasy, Mystik und Horror darstellt. Das Buch macht von den ersten Seiten an Spaß und man mag es erst wieder aus der Hand legen, wenn man es durchhat. Nicht zuletzt zeichnet dafür auch der wirklich gute Stil des Autors verantwortlich, denn bekanntlich ist eine gute Geschichte nicht alles, was ein Buch ausmacht. „Hexenmacher“ ist stimmig – vom Frontcover bis zur Rückseite – ein Buch, das ich nur wärmstens empfehlen kann! |
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