Links zur Rezension Thieves of BloodInhalt: Als Diran Bastiaan, ein Priester der Silbernen Flamme, von einem Wechselbalg angegriffen wird, den er zuvor für einen Rakshasa gehalten hat, ahnt er noch nicht, dass die letzten Worte des offensichtlich drogensüchtigen Kerls mehr sind als leere Drohungen. Noch in derselben Nacht wird Port Verge, eine Hafenstadt auf Questor, einer Insel in den Fürstentümern Lhazaares, überfallen. Bei den geheimnisvollen Angreifern handelt es sich um die Piraten der Schwarzen Flotte, die von einem Vampir angeführt werden. Diran kann nicht verhindern, dass Makala, die Frau, die wie er einst zu einem geheimnisvollen Assassinenorden gehörte und die er immer noch liebt, von den Piraten entführt wird. Und so macht er sich gemeinsam mit dem Halbork Ghaji, mit dem er zusammen die Fürstentümer bereist, und der mysteriösen Yvka an die Verfolgung der Übeltäter. Die Reise führt über die offiziell gar nicht existierende Insel Nowhere nach Dreadhold, wo ein Magieschmied namens Tresslar angeblich mehr über die Drahtzieher hinter den Überfällen der Schwarzen Flotte weiß. Gemeinsam mit Tresslar und dem kleinen, von seinen Ängsten beherrschten Halbling Hinto macht Diran sich auf zu dem geheimen Unterschlupf der Piraten, um Makala aus den Klauen des Bösen zu befreien; und um dort die Vollendung eines vor vielen Jahren begonnenen Komplottes zu verhindern, das die Machtverhältnisse in den Fürstentümern und vielleicht sogar ganz Khorvaire mit einem Schlag umzukehren droht.
Bewertung: In meinen letzten beiden Eberron-Rezensionen hab ich den einen Autor (Edward Bolme) für seine Charaktere gelobt, den anderen (Paul Crilley) für die spannende, gut durchdachte Handlung. Tim Waggoner gelingt beides und mehr noch, er schafft es, meine sehr hohen Erwartungen an ein Buch, in dem ein Vampir eine Rolle spielt (ich bin ein großer Fan von Vampiren), vollkommen zu befriedigen. Man merkt schon, dass ich ziemlich begeistert von dem Roman bin, doch der Reihe nach: Der vom Assassinen zum Kleriker, sprich vom Saulus zum Paulus gewendete Diran Bastiaan hat auf Anhieb einen Spitzenplatz in der Rangliste meiner persönlichen Fantasy-Lieblingsfiguren eingenommen. Tim Waggoner gelingt es, in wenigen Rückblenden auf Dirans Vergangenheit glaubwürdig zu erklären, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte. Und das damit geschaffene Potential Dirans nutzt der Autor weidlich, um einen tiefgründig angelegten, facettenreichen Charakter zu erschaffen, der den Vergleich mit einem anderen berühmten Assassinen, Artemis Entreri, immerhin einem der interessanteren Charaktere Salvatores, keineswegs zu scheuen braucht. Ähnliches lässt sich auch von den anderen Charakteren, allen voran Dirans Freund Ghaji, behaupten. Eindimensionalität sucht man hier vergebens, jeder Charakter ist auf seine Weise originell, ohne dass dieses gezwungen wirkt oder gar den Fluss der Geschichte stört. Und bei nahezu jedem Charakter erwischt man sich bei dem Wunsch, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren und ihn so besser kennenzulernen Der Plot wirkt durchdacht, ist durchaus komplex, ohne artifiziell zu wirken. Es gibt keine künstlichen Längen, nirgendwo hat man den Eindruck, der Autor habe mit Gewalt ein paar Seiten zu füllen gesucht. Und dennoch wirkt alles ausgearbeitet und detailliert; sowohl das spezielle Flair der Kampagnenwelt Eberron als auch insbesondere das Flair eines Landes, in dem die Seefahrerei die Hauptrolle spielt, werden gut eingefangen. Nicht zu vergessen der Humor, teils Slapstick, teils hintergründig augenzwinkernd, insgesamt aber so dosiert, dass es nicht übertrieben wirkt. Alles in allem ist Thieves of Blood ein rundum gelungener, spannender und unterhaltsamer Roman, der gekonnt die für D&D-Welten typische heroische Fantasy mit einem Schuss Horror würzt und der es geschafft hat, mich mit einem Ende zu überraschen, bei dem man sofort den nächsten Band der Reihe in die Hand nehmen möchte, um zu erfahren, wie es weitergeht.
Fazit: Man merkt dem Roman an, dass Tim Waggoner sich seine ersten Sporen bereits verdient hat. Äußerst routiniert verknüpft er eine spannende Handlung mit ebenso spannenden Charakteren und fängt nebenbei das Flair der Welt Eberron gekonnt ein. Wer eine Kampagne spielt, in der die Seefahrt eine Rolle spielt, sollte sich den Roman ebenso zulegen wie derjenige, der seine Spieler mal in die Lhazaare Principalities schicken möchte. Und wem die Rezension insgesamt zu sehr gelobhudelt erscheint, dem sei gesagt, dass ich gerne etwas Negatives gesagt hätte, wenn ich nur etwas gefunden hätte. Für mich ist das hier jedenfalls einer der stärksten D&D-Romane, die ich bisher gelesen habe.
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