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Scarred Lands: Hollowfaust - City of NecromancersScarred Lands
Bewertung:
(4.0)
Von: Matthias Lich
Am: 11.11.2003
Autor:Chris Campbell, Geoff Grabowski, Ethan Skemp
Typ:
System:d20
Setting:Scarred Lands
VerlagSword & Sorcery
ISBN/ASIN:
Inhalt:134 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Hollowfaust - City of Necromancers

 Magier, die sich mit den dunklen Künsten beschäftigen und deren Interesse und Spezialisierung darin liegt, Untote Wesen zu kontrollieren oder gar zu erschaffen (Necromancer), üben sowohl in der Literatur als auch seit Beginn des Rollenspiels einen gewissen Reiz auf die Rezipienten aus. Mit Hollowfaust hat Sword und Sorcery eine Quellenbuch über eine Stadt veröffentlicht, die in dem Fantasy-Setting Scarred Lands angesiedelt ist und die den Necromancer als Thema beinhaltet.

Das Buch hat 132 Seiten und ist übersichtlich gegliedert: Zunächst findet sich ein geschichtlicher Überblick über die Stadt, nachfolgend werden Stadt und einige Lokalitäten beschrieben. Es folgt die Darstellung und Charakterisierung einiger Protagonisten und Antagonisten in Zusammenhang mit den Gruppierungen und Gilden der Stadt. Regeltechnisch wird das Buch abgerundet durch eine Auflistung an magischen Gegenständen, 13 neuen Zaubersprüchen, fünf Prestige-Klassen und speziellen Monstern.

 

Eingeleitet wird das Buch durch eine Darstellung der Geschichte und der Vergangenheit der Stadt, zusammen mit vielen ?historischen? Zitaten und alten Dokumenten, die durch besondere graphische Aufmachung Authentizität und atmosphärische Dichte bewirken sollen. Erzählt wird die Geschichte einer alten Zivilisation, die bei den göttlichen Kriegen vollständig ausgelöscht wird. Eine Gruppe von sieben Necromancern macht sich Jahre später auf, um die alte Ruine zu erkunden, da sie magisches Potential darin sehen. Im Laufe der Jahre müssen die Necromancer erleben, wie neue Siedler in der Stadt Schutz suchen und der Aufbau einer neuen Gesellschaft aufgrund von Attacken nahegelegener Stämme unabwendbar ist. Es entsteht eine Kultur, die von mysteriösen Necromancern und Untoten Legionen geleitet wird, oberflächlich und äußerlich jedoch einer gewöhnlichen, rechtschaffenen Stadt gleichkommt. Das Buch versucht ein alternatives Modell vom Necromancer zu vermitteln ? das Modell vom sozialen, wißbegierigen, begrenzt egoistischen Schwarzmagier. Die geschichtliche Darstellung ist eine der Stärken des Buches. Sie ist zum einen ausführlich, zum anderen inspirativ und phantasievoll.

Die Beschreibung der Stadt beinhaltet einige Lokalitäten, wie Wirtshäuser, Tempel und öffentliche Plätze sowie die dort ansässigen Nicht-Spieler-Charaktere. Die Autoren haben versucht, wirtschaftliche Aspekte, Ernährung und Versorgung der Einwohner, Natur und Umweltbedingungen logisch einsichtbar zu machen. Die Stadt liegt am Rande eines Vulkans, die Wasserversorgung wurde durch ein entferntes Fluß-Aquädukt erklärt, die Nahrungsversorgung durch spezielle Pflanzen, die am Fuß des Vulkans wachsen. Dinge, die logisch nicht erklärbar sind wurden mit dem Prinzip der Magie verstehbar gemacht. Diesen Mittelweg aus Logik und Phantasie haben die Autoren sehr gut gemeistert. Das macht die Stadt glaubwürdiger. Neben der Kultur der Stadt wird auch die Struktur der in der Stadt gültigen Gesetze dargelegt.

 

Die regeltechnischen Inhalte stellen sich wie folgt dar: Die Magischen Gegenstände gliedern sich auf in eine Rüstung, Waffen, ein Ring, ein Stab und einige besondere Gegenstände. Im Gegensatz zu den Gegenständen in Relics and Rituals erweisen sich die hier aufgeführten allerdings als wenig originell. Es wurde jedoch versucht, die Gegenstände derart zu konstruieren, daß sie an das dunkle Necromancer Ambiente angepaßt sind. Neben Sorcerers Hand findet sich der Wraithbane Dagger oder die Demonskin Mask.

Ähnliches gilt für die neuen Zaubersprüche. Das Dungeons und Dragons Regelwerk war immer schon mit wenigen Nekromantie-Zaubern ausgestattet. Leider wird die Lücke durch die im Buch angebotenen Sprüche ? vorwiegend Nekromantie Zauber - nicht geschlossen. Es finden sich wenige wirklich interessante und faszinierende Zauber. Hier hätten die Autoren den Lesern mehr anbieten sollen. Schließlich ist es die schreckliche und düstere Magie, die einen Necromancer ausmacht.

Im Buch gibt es fünf neue Prestige-Klassen, Klassen die spezielle Fähigkeiten aufweisen und die in Hollowfaust ihren Ursprung finden, so z.B. der Animator, der sich auf das Erschaffen von Untoten spezialisiert, aber auch neuartige und inspirierende Klassen wie den Mourner, eine Art Barde, der die Seelen der Toten beruhigen kann.

Abschließend finden sich einige Monster, wie den Ash Golem oder den Bonewrack Dragon, eine Art Analogon zum Mithril Golem aus anderen Scarred Lands Produkten.

Insgesamt erweisen sich die dargebotenen Regeln als solide. Nicht alles ist jedoch originell oder faszinierend-neuartig.

 

Während die graphische Aufmachung des Buches gut gelungen ist, sind die Illustrationen eher mangelhaft. In einem Spielprodukt sind Bilder wichtig, um als Hilfe zur Visualisierung zu fungieren. Es gibt nur wenige Darstellungen, die die Stadt illustrieren; auch die Charaktere, Monster und Prestige-Klassen sind eher statisch (oder sogar unpassend) gezeichnet. Teilweise mag der Verdacht aufkommen, daß zusammenhanglos Bilder aus anderen Produkten eingefügt wurden. Das Buch beinhaltet eine Karte der Stadt, die auf einer A4-Seite abgebildet wird. Diese Karte erfüllt nicht die Anforderungen an eine sinnvolle, strukturierte und phantasievolle Landkarte. Sie ist zu klein und weist zu wenig Details auf. Wünschenswert wäre hier auch eine weitere Karte vom Umfeld der Stadt gewesen.

 

Fazit:

Hollowfaust ist ein Quellenbuch, das auf einer interessanten Idee aufgebaut ist: der Idee, eine Art von Necromancer als soziale, kulturelle und wißbegierige Gruppe darzustellen. Stellenweise wirkt das Produkt liebevoll; es inspiriert beim Lesen (wie so viele Sword and Sorcery Produkte) und bietet genug Hintergrund, um Spielrunden führen zu können. Letztendlich wird die ursprüngliche Idee dann aber auch zum Hindernis: Die Necromancer sind zwar ?sozial?, aber nicht wirklich neuartig. Genau genommen ist die Idee einer Koexistenz zwischen Lebenden und Untoten nicht wirklich neu ? man findet sie auch schon in diversen Literaturwerken oder auch im Dark-Sun-Rollenspielszenario. Bei der Konzeptionierung des Inhaltes gibt es einige Lücken. Insgesamt ist Hollowfaust ein gutes Rollenspielprodukt ? aus den oben genannten Gründen jedoch kein Produkt, das man zwanghaft als nicht Scarred-Lands-Spieler erwerben müßte.