Der Gesprungene Kristall„Der Gesprungene Kristall“ basiert auf dem gleichnamigen Roman, der vor etwa 20 Jahren das Forgotten Realms Debüt von R.A. Salvatore darstellte. Dort tauchte Drizzt das erste Mal in der Gruppe um Bruenor, Catti-Brie und Wulfgar auf und fand einen solchen Anklang, dass Salvatore sich hinsetzte und die Vorgeschichte zum Dunkelelfen schrieb, die wir in der Comic-Version (und auch bei den Hörspielen) als Folgen 1 – 3 (bei den Hörspielen 1 - 6) kennen gelernt haben. Aufgrund des recht großen Erfolges der Comic-Reihe haben die Jungs des U.S.-Comic Verlages Devil’s Due Publishing (DDP) sich daran gemacht, auch die weiterführende Geschichte ins Comicformat zu bringen, die mit dem vorliegenden Band beginnt.
Erster Eindruck: Wie schon bei den drei Vorgängern kommt das Comic im Deutschen nicht in drei Einzelheften sondern löblicherweise als Sammelband heraus. Das stabil wirkende Softcover wird von einer recht coolen Illustration von Drizzt geziert, in deren Hintergrund Crenshinibon, der bösartige Kristall um den es im Band geht, zu sehen ist. Der Druck im Inneren erfolgte auf schönem Hochglanzpapier, was die Optik des Comics gut in Szene setzt.
Inhalt (Vorsicht Spoiler!!): Seitdem Drizzt im Eiswindtal eine neue Heimat gefunden hat sind fünf Jahre vergangen. Fünf Jahre in denen er sich langsam mit Bruenor Heldenhammer, Catti-brie und Regis dem Halbling angefreundet und sich ihren Respekt verdient hat. Doch das Eiswindtal ist ein rauer Ort und schon bald drohen neue Gefahren. Zuerst bedrohen die Barbaren der Tundra Zehnstädte wegen ihres Reichtums. Bei einem gemeinschaftlichen Angriff, den Zehnstädte vereint durch die Hilfe der neuen Freunde abwenden kann, überlebt der junge Barbar Wulfgar durch Bruenors Gnade und kommt bei dem mürrischen aber gerechten Zwerg in eine Art Gefangenschaft. Für die nächsten fünf Jahre soll er unter Bruenors Aufsicht für die Taten seines Volkes arbeiten, danach ist er frei. Doch Wulfgar lernt und nach fünf Jahren ist er ein hervorragender Schmied geworden, der Bruenor mit Stolz erfüllt. Dieser schenkt ihm den Kriegshammer Aegisfang, die beste Waffe die der Zwerg jemals geschmiedet hat. Wulfgar geht bei Drizzt in die Lehre und bald schon zieht er los um seine Schuld zu begleichen. Währenddessen braut sich ein viel größeres Übel zusammen, denn der junge und erfolglose Magierlehrling Akar Kessell war Jahre zuvor zufällig über den bösartigen Kristallsplitter Crenshinibon gestolpert und sammelt nun heimlich im Eiswindtal eine Armee von Goblinoiden und Riesen um sich, um das Tal einzunehmen. Der Dämon Errtu steht ihm dabei zur Seite. Als die Armee gen Zehnstädte zieht müssen sich die Siedlungen erneut verbünden, was ihnen scher fällt. Doch diesmal steht alles auf dem Spiel.
Zeichnungen, Qualität & Übersetzung: Wie die erste Comic-Trilogie wurde auch der neue Band von Andrew Dabb, natürlich auf der Vorlage von R.A. Salvatore basierend, geschrieben und ins Comicformat übertragen. Die Art der Erzählung ist ihm dabei wieder sehr gut gelungen und knüpft nahtlos und sauber an die vorige Trilogie an. Leider hat aber der Zeichner gewechselt. Während für die erste Trilogie noch Tim Seeley verantwortlich zeichnete, dessen Stil sehr gut zur Dunkelelfen-Reihe gepasst hat, wurde der neue Band (und wahrscheinlich auch der Rest der neuen Trilogie) von Val Semeiks illustriert, dessen Artwork ich persönlich für nicht so brillant halte. Natürlich ist das immer Geschmackssache, aber meinen Geschmack trifft die neue Optik der Zeichnungen nicht so gut. Es gibt allerdings auch viel schlechtere Comics. Man kann getrost sagen, dass sich die Qualität des Stils von Semeiks irgendwo im Mittelfeld bewegt. Woran liegt das? Die Antwort ist für mich klar: das Gesamtbild der Illustrationen passt nicht hundertprozentig zusammen. Die Gesichtszüge wirken teilweise seltsam und hart, ganz anders als man sie sich beispielsweise bei einem schönen Dunkelelfen vorstellen würde. Aber auch der Rest ist eher suboptimal in Szene gesetzt. Dennoch, wirklich schlecht ist das Comic deswegen nicht, nur wirkt es nicht so gut wie die erste Trilogie die von Seeley gezeichnet wurde.
Die Übersetzung ist wieder weitestgehend gut gelungen. ein, zwei kleine Rechtschreibfehler habe ich entdeckt und ich frage mich auch warum „the Abyss“ (gemeint ist der Abgrund, der Ort von dem Errtu auf die materielle Ebene kommt) nicht auch als der „Abgrund“ übersetzt wurde, aber das ist nun mal so und bringt dem Textfluss keinen wirklichen Abbruch. Dennoch hätte ich es schön gefunden, auch solche Begriffe ins Deutsche übersetzt zu haben. Alles in Allem ist die Übersetzung jedoch sehr gut gelungen.
Fazit: „Der Gesprungene Kristall“ knüpft locker an das Ende der ersten Dunkelelf-Trilogie an und spinnt die Geschichte – die wahrscheinlich viele der Gate-Leser kennen – weiter. Drizzt freundet sich mit Bruenor, Cattie-Brie und Regis an und Wulfgar stößt langsam zu den Gefährten. Über all dem liegt die tödliche Bedrohung durch Crenshinibon, dem bösen Kristallartefakt, der von Akar Kessell getragen wird. Der Comic lehnt sich von der Geschichte her sehr an die Vorlage an, hat einen schnellen Plot und ist actionreich. Kein Wunder, denn wie bereits bei den ersten drei Bänden hat auch hier Andrew Dabb seine Finger im Spiel gehabt - und der kennt sich in der Materie bereits aus. Auch die Übersetzung der Texte ist wieder gut gelungen und so liest sich der Comic sehr flüssig. Nun kommen wir zum Wermutstropfen: leider hat der Zeichner gewechselt, anstatt Tim Seeley zeichnet Val Semeiks für die Illustrationen in diesem Band verantwortlich und sein Artwork gefällt mir persönlich eben nicht so gut wie das seines Vorgängers. Das schmälert meiner Meinung nach auch die Güte des Comics, denn so ein Graphic-Novel lebt eben vom Zusammenspiel der Story, der Illustrationen und der Farben. Schade, denn der vierte Teil der Reihe hätte so gut sein können wie die ersten drei Sammelbände, durch den neuen Zeichner schafft er es in meinen Augen jedoch nicht. Dennoch ist der Comic weiterhin für Drizzt- und Comic-Fans lesenswert und auch nicht wirklich schlecht - nur eben nicht so gut, wie die vorigen Titel.
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